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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
In Europa blicken wir mit viel Unverständnis auf Argentinien und seinen Präsidenten Milei (der "Anarchokapitalist" mit der Kettensäge im Wahlkampf). Die NZZ bringt ein langes Interview zur Lage im Land mit einem argentinischen Großbauern namens Christian Zweifel. Dessen Familie hat Schweizer Wurzeln. Interessanterweise gibt es in Argentinien zahlreiche Bauern mit Schweizer Pässen. Sie halten 850.000 Hektaren in ihrer Hand und sind damit nach Farmern aus den USA, Italien und Spanien die grössten ausländischen Investoren in der argentinischen Landwirtschaft. Und Argentiniens Landwirtschaft ist die wichtigste Devisenquelle des Landes. Gleichzeitig mit etwa 70 Prozent Steuern auf Exporte, Gewinne sowie Finanztransaktionen auch eine gewichtige Quelle für den Staatshaushalt. Die Landwirte haben demnach, so Christian Zweifel, den Populismus der peronistischen Vorgängerregierungen bezahlt. Er meint: "Milei ist trotz seiner Extravaganz kein Verrückter".
Milei setzt auf einen Kulturwandel in der Bevölkerung, die daran gewöhnt ist, dass der Staat ihre Probleme löst. Hier in Argentinien galt unter den peronistischen Regierungen die Ideologie, dass dort, wo ein Bedürfnis besteht, auch ein Recht vorhanden ist. So ist der alles umfassende Populismus entstanden. …. Milei sagt jetzt, dass die Menschen ihre Probleme mit minimaler staatlicher Einmischung selbst lösen müssen. Er ist zutiefst von seinen liberalen Ideen überzeugt und setzt genau das um. Es heisst ja: Der Unterschied zwischen einem Verrückten und einem Genie ist der Erfolg. Das gilt auch für Milei.
Der Farmer hofft, das Milei ausländische Investoren und auch das auf ausländischen Konten lagernde beträchtliche Vermögen der Argentinier zurück ins Land holt. Er sieht dort großes Potential:
Die Internetkonzerne sind interessiert an den Lithium- und Kupfervorkommen in Argentinien. Wenn auch nur ein paar dieser Unternehmer hier investieren, dann wäre das doch schon ein Gewinn. Ausserdem sind es die Argentinier selbst, die am meisten Geld im Ausland auf Sparkonten haben. Es heisst, das Gesparte sei so gross wie das Bruttoinlandprodukt. Wenn davon etwas investiert wird, würde das viel verbessern. Gerade habe ich von meiner Hausbank in Argentinien per Whatsapp ein Angebot für Dollaranleihen mit guten Zinsen bekommen. Damit will die Regierung die Dollarbesitzer überreden, ihr Geld im Land anzulegen.
Unklar ist, wie lange die Bürger Milei noch unterstützen werden? Die Inflation sinkt zwar, ist aber mit 280 % im Jahr immer noch die höchste der Welt. Die Wirtschaft wird gleichzeitig wahrscheinlich dieses Jahr um voraussichtlich 2,5 Prozent schrumpfen. Die Arbeitslosigkeit steigt. Mehr als die Hälfte der Argentinier leben in Armut. Dazu Christian Zweifel
Auf dem Land, in den wichtigen Agrarregionen, gibt es keinen Hunger. Wir sagen, solange die Menschen nicht auf die Felder gehen, um den Mais einzusammeln, der vom Mähdrescher gefallen ist, so lange gibt es hier keinen Hunger. Wie lange die Unterstützung für Milei anhalten wird, das ist die Schlüsselfrage: Wenn er es schafft, die Inflation so zu kontrollieren, dass ein normaler Argentinier mit seinem Gehalt bis am Monatsende über die Runden kommt, dann hat er gewonnen.
Und vor allem junge Menschen setzen auf Milei. Die sehen, das ihre Eltern das ganze Leben hart gearbeitet haben aber es nie zu etwas Wohlstand gebracht haben.
Die Familien können nicht das Auto wechseln und nicht mehr in den Urlaub fahren. Und die jungen Leute finden keinen Job, ganz zu schweigen davon, dass sie nie ein Auto oder Haus besitzen werden oder dafür eine Hypothek aufnehmen können. Und gleichzeitig reden linke Populisten wie die Kirchners immer über den verstorbenen Präsidenten Juan Perón und seine Frau Evita. Was haben die noch mit uns zu tun, das ist vorbei und erledigt!, sagen die Jugendlichen heute. Und genauso konnte ein Phänomen wie Milei entstehen, das vor allem von jungen Menschen getragen wird.
Es ist schwierig, von Europa aus, die Lage in dem südamerikanischen Land zu beurteilen. Viele Meinungen in den Medien sind durch die europäisch getönte Brille der Berichterstatter gefiltert. Insofern ist es m.E. anregend diese Einschätzung eines Insiders zur Kenntnis zu nehmen. Vielleicht ist nach Jahrzehnten der Korruption, der Misswirtschaft und des politischen Populismus der Peronisten das verrückt erscheinende ein Anstoß zum Neuanfang?
Quelle: Alexander Busch (Text), Anita Pouchard Serra, Trenque Lauquen (Bilder) Bild: screenshot website www.nzz.ch
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Die Auftritte des Herrn lassen mich erheblich an seiner geistigen Gesundheit zweifeln; zudem sind seine Konzepte aus meiner Sicht ein wenig einfach gestrickt - dass sind die seiner Gegner allerdings auch. Mit einen einfachen und sozialen Konzept wird Argentinien definitiv nicht aus dieser ganz überwiegend (von seinen Eliten) selbst verschuldeten Krise herauskommen. Die im piqd geschilderte Sicht ist interessant, aber auch die entspannte Haltung von Menschen, die in der Krise eben nicht unter das Existenzminimum rutschen werden
Wie groß muß die Verzweiflung sein, dass Bevölkerung und Wirtschaft diese Politik zu erheblichen Teilen mittragen?
"Überraschend ist, dass Präsident Milei trotz dem harten Sparkurs weiterhin populär ist: Laut einer Umfrage des Forschungsinstituts Ecolatina von Ende Mai bewerten 55 Prozent der Bevölkerung Milei und seine Regierung immer noch positiv oder neutral. Dabei ist die Armutsrate in den vergangenen zwölf Monaten sprunghaft gestiegen. Laut einer soeben veröffentlichten Studie der katholischen Universität UCA leben 55 Prozent der Bevölkerung in Armut.
Es scheint jedoch, dass die Bevölkerung keine Hoffnung in die peronistische Opposition setzt, dass sie das Land aus der schweren Krise manövriert. Die Strassenschlachten vor dem Kongress seien Aktionen kleiner organisierter Gruppen, sagt Diego Pereira von der Investmentbank JP Morgan. Sie sollten nicht als generelle Verschlechterung der allgemeinen Zustimmung für Milei gewertet werden.
Allerdings ist die anfängliche Euphorie an den Finanzmärkten inzwischen einer gewissen Skepsis gewichen. Im Vorfeld der Senatsentscheidung wuchsen die Zweifel, ob es Milei gelingt, seinen Reformkurs fortzusetzen. Weiterhin sind in der unberechenbaren Innenpolitik Argentiniens jederzeit Rückschläge möglich.
Auch mit dem positiven Senatsentscheid ist Milei vom rettenden Ufer noch weit entfernt. Ein Ende der Rezession ist nicht in Sicht. Die Wirtschaft wird dieses Jahr voraussichtlich zwischen 2 und 4 Prozent schrumpfen. Die Industrieproduktion ist seit Jahresbeginn um 20 Prozent eingebrochen, die Bauwirtschaft um 40 Prozent. Die nach zwei Dürrejahren erwartete Rekordernte dürfte die Rezession etwas abmildern.
Die Regierung hofft, dass in- und ausländische Unternehmen mit ihren Investitionen einen Wachstumsschub auslösen werden. Argentinien verfügt über grosse Rohstoffvorkommen wie Kupfer und Lithium, die für die weltweite Energiewende wichtig sind. Das Land besitzt zudem eines der grössten Erdgasvorkommen der Welt. Auch die Landwirtschaft ist international konkurrenzfähig. Präsident Milei will ausländischen Investoren erstmals erlauben, Agrarland zu kaufen.
Vor allem möchte die Regierung die Argentinier selbst dazu bewegen, ihre hohen Dollarbestände zu investieren. Dazu müssen aber die Kapitalverkehrskontrollen und das staatlich regulierte Wechselkurssystem beendet werden. Nur wenn Investoren ihre Kapitalerträge uneingeschränkt abziehen können, werden sie bereit sein, in Argentinien zu investieren."
https://www.nzz.ch/wir...
Das ist aber die sehr einseitige Sicht von jemanden, dem es doch sehr gut zu gehen scheint. Die Menschen sollen doch auf die Felder gehen und den Mais suchen und sammeln der liegen geblieben ist, dann hungern sie auch nicht, finde ich extrem herablassend.
Und hier eine Analyse, was der von Milei angestrebte Ab- und Umbau für die Mehrheit der Bevölkerung bedeutet:
"Argentinien wird umgebaut – mit aller Gewalt. Nach einem Dekret mit 336 Maßnahmen folgte ein Gesetz mit 664 Artikeln. Parlamentarische Zustimmung gab es jedoch nur für einen Teil des Pakets. Mileis brachiale Strategie wird unabsehbare Folgen haben."
https://monde-diplomat...
Milei ist zwar gegen die Peronisten, die abgewirtschaft haben, aber relativiert die Verbrechen der Militärdiktatur. Ein typischer diktaturaffiner Neoliberaler.