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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Der bekannte Historiker und Publizist Timothy Garton Ash (hier der Link zu seiner Webseite) erläutert im Hauptessay, wie der Liberalismus sich erneuern kann und welchen Aufgaben er sich dabei stellen sollte, ja muss.
Neben dem englischen Original findet man hier die deutsche Übersetzung aus der NZZ.
Timothy Garton Ash formuliert dabei auch überwältigend unbeantwortbare Fragen, vor allem wenn sich die verflochtenen Konflikte und Widersprüche zeigen. Wie sind die planetarischen Aufgaben und die Rechte des Individuums zu vereinbaren?
Dabei stehen für ihn im Fokus folgende Fragen:
Wie ... können wir die Erderwärmung auf zwei Grad begrenzen, ohne die individuelle Freiheit allzu stark einzuschränken?
Wie können wir die Ängste aufgrund der Einwanderung verringern, während wir die Menschenrechte der Migranten voll beachten?
Wie können wir für die Rechte der Menschen in Hongkong und Taiwan einstehen und gleichzeitig mit China im Kampf gegen Klimawandel, Pandemien und globale ökonomische Krisen zusammenarbeiten?
Wer nur das tägliche Sterben im Mittelmeer betrachtet oder das Elend an den Rändern Europas, erkennt das Ausmaß der Aufgaben. Die Flüchtlinge sind immer noch "Boten des Unglücks" (Brecht). Eine Grammatik der Weltkrise findet sich in den Biografien der Ankommenden.
Zuversicht findet Timothy Garton Ash in der Geschichte des Liberalismus, der sich oft als Stehaufmännchen zeigte.
Kürzlich las ich einen interessanten Text des deutschen Schriftstellers Arnold Ruge, den er mit «Selbstkritik des Liberalismus» betitelte. Er wurde 1843 publiziert. Den Liberalismus gibt es schon lange, und die Selbstkritik ist sein charakteristischer Weg zur Erneuerung. Sogar «der neue Liberalismus» ist ein alter Begriff. Er wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbreitet gebraucht, um eine neue Generation von Denkern zu bezeichnen, die den Liberalismus stärker mit sozialen Komponenten anreichern wollten. Auf sie folgte eine explizit sozialdemokratische Wende im Liberalismus, mit dem New Deal von Franklin D. Roosevelt in den USA und dem Aufbau der Wohlfahrtsstaaten in Westeuropa nach 1945. Dann führte die neoliberale Wende seit den 1980er Jahren zurück zu freien Märkten und weg vom aufgeblähten «sozialistischen» Staat. Jetzt brauchen wir einen neuen «neuen Liberalismus».
Hier findet man die oben erwähnte Selbstkritik des Liberalismus von Arnold Ruge, der 1848/49 als Revolutionär in der Frankfurter Paulskirche agierte, eine radikaldemokratische Zeitschrift herausgab und schließlich ins Exil nach England gehen musste.
Er ist ein Vorfahre des deutschen Schriftstellers Eugen Ruge, der vor allem durch seine internationalen Erfolge «In Zeiten des abnehmenden Lichts» und «Metropol» Bekanntheit erlangte.
Ab Donnerstag, den 11. Februar 2021, um 19.30 wird hier eine Sendung freigeschaltet, in der ich mit Eugen Ruge diskutiere. Gegen Ende auch über den Essay von Timothy Garton Ash.
Quelle: Timothy Garton Ash, Arnold Ruge EN www.prospectmagazine.co.uk
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es ist schwer heutzutage Liberalismus hochzuhalten angesichts fast 50 Jahre neo- und WirtschaftsLiberalismus. Aber er verdient es. montesquieu etc.
Ich hab mir heute die Diskussion mit Eugen Ruge angesehen. Eine wirklich spannende Lektion in Realgeschichte. Danke .....
Ist das nicht ein bedenkenswerter Satz bei Arnold Ruge? "Eine Partei, die ihre Gegenpartei vernichtet, vernichtet sich selbst: ...."
Ich finde das einen spannenden Piq. In zwei Punkten würde ich T.G. Ash jedoch widersprechen. Wir können nicht für die Rechte der Menschen in Honkong oder Taiwan einstehen. Das müssen diese schon selber tun. Dabei können und müssen wir sie unterstützen und China gegenüber auf die Einhaltung des Völkerrechts pochen. Ich glaube auch nicht, das man mit Blick auf das Sterben im Mittelmeer die Größe der Aufgaben erkennt. Die liegen tiefer und betreffen u.a. den ganzen Kontinent Afrika.
Auf die Diskussion mit E. Ruge freue ich mich schon.
Bin begeistert von diesem piq!