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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Normalerweise ist ein runder Geburtstag oder Todestag einer Berühmtheit der Anlass für eine lange Nacht im Deutschlandfunk Kultur.
Bei William Faulkner, geboren 1897 und 1962 mit nur 64 Jahren verstorben, ist das anders. Es liegt an seiner ungeheuren Aktualität.
Für ihn gilt sein berühmtester Ausspruch:
Das Vergangene ist nie tot, es ist nicht einmal vergangen.
Als Schriftsteller, der 1950 den Nobelpreis für das Jahr 1949 erhielt, revolutionierte er den Roman, indem er Themen und Stoffe gestaltete, die erneut aufwühlen. Da sind:
Die Spaltung Amerikas.
Das Erbe des Rassismus, der von den Sklavenhaltern kommt, aber auch von Arbeitern, die in einer Umbruchszeit ihre Jobs verlieren oder bedroht sehen.
Dabei war der kleine große Mann William Faulkner widersprüchlich wie seine Figuren. Er gestaltete die Not von Schwarzen, aber hatte selbst schwarze Bedienstete. Den Fluch der Sklaverei, die Abgründe der amerikanischen Südstaaten gestaltete er und lebte nicht nur in der Villa eines Sklavenhalters, sondern führte ein so feudales Leben, dass es ihn immer wieder in Geldnot brachte. Er schrieb avantgardistische Romane, aber auch für Hollywood.
In Kalifornien arbeitete er mit einigen der berühmtesten Regisseure zusammen: John Ford, George B. Seitz, Howard Hawks. Besonders mit letztem war er durch eine lange, intensive Arbeitsbeziehung verbunden.
Die Einschätzung, Vorstellung und die Empfehlung seiner Bücher teile ich vollständig. Der einzige Schwachpunkt der Sendung ist, dass hier beim Einfluss auf die deutschsprachige Literatur nur westdeutsche Autoren der Nachkriegszeit erwähnt werden.
In der DDR waren von ihm stark beeinflusst u. a. Christa Wolf und Heiner Müller, der mit "Beschreibung einer Lektüre" einen seiner besten Essays schrieb, der seine lebenslange Auseinandersetzung mit William Faulkner aufzeigt. Aber auch bei Christoph Hein oder bei Eugen Ruge, besonders in seinem Welterfolg "In Zeiten abnehmenden Lichts", sind mehr als Spuren zu finden.
Bis heute werden Faulkners Romane immer wieder verfilmt. Die Filme, die zu Lebzeiten des Klassikers entstanden sind, mochte er nicht – bis auf eine Ausnahme: "Intruder in the Dust" aus dem Jahr 1949, den man gerade auf YouTube sehen kann. Er handelt von einem schwarzen Farmer, der beschuldigt wird, einen weißen Mann ermordet zu haben.
Im Beitrag heißt es dazu:
„Griff in den Staub“ ist Faulkners brisantester Roman. Zwei Jahre zuvor ist erstmals ein Polizist verurteilt worden, weil er einen Verdächtigen nicht gegen einen Lynchmob geschützt hatte. Im selben Jahr hat der Lynchmord an vier Baumwollpflückern in Georgia das Land schockiert. Auch Hollywood springt auf das Thema an: Kaum erschienen, wird „Griff in den Staub“ verfilmt.
Sieht man seine Wirkung etwa auf Gabriel Garcia Márquez und andere Größen der Weltliteratur, dürfte er einer der einflussreichsten Autoren sein.
Man sollte ihn wieder und wieder lesen.
Quelle: Tom Noga u. a. Bild: picture alliance ... www.deutschlandfunkkultur.de
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