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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Der Kapitalismus ist darauf programmiert, dass Unternehmen von günstigen natürlichen Inputs profitieren, sich also Energie und Rohstoffe aneignen,
so die bekannte Politikwissenschaftlerin und Philosophin Nancy Fraser im Gespräch mit Christoph David Piorkowski über die sich überlappenden Mehrfachkrisen unserer Umbruchszeit.
Was ihnen aber nicht auferlegt wird, ist die Verantwortung, das, was sie der Natur entnehmen, wieder zurückzugeben, das Zerstörte zu reparieren. Die Beziehung von Ökonomie und natürlicher Umwelt ist deshalb krisenförmig, weil der Kapitalismus das, was er braucht, um zu funktionieren – in diesem Fall die Natur – gleichzeitig rücksichtslos vernichtet.
In einer scharfen wie schlüssigen Analyse sieht sie drei sich überlappende Arbeits- und Ausbeutungsformen: die Mehrwert abschöpfende der kapitalistischen Produktion in den Zentren, die enteignete Arbeit von rassifizierten Personen in den Metropolen und vor allem an den Rändern und die unbezahlte Care-Arbeit von Frauen.
Rassismus ist für sie kein Nebenprodukt, sondern systemrelevant und immanent.
Die Idee, dass es verschiedene Rassen gebe, diente als Legitimation, den Globalen Süden zu kolonisieren und mithin brutal zu enteignen. Zu allen Zeiten seiner bewegten Geschichte trennt der Kapitalismus nicht nur die Ökonomie vom Gemeinwesen und die menschliche Gesellschaft von der nichtmenschlichen Natur, sondern auch die Welt der Produktion von jener der sozialen Reproduktion sowie die juristisch legitimierte Ausbeutung im Zentrum von der totalen Enteignung an der Peripherie. Die besagten Trennungen dienen nicht zuletzt dazu, verschiedene Formen von Arbeit zu verteilen und zu organisieren.
Natürlich weiß Nancy Fraser auch nicht, ob der Kapitalismus sich neu erfindet und eine neue Häutung erlebt.
Ich würde nicht sagen, dass es ausgeschlossen ist, ihn zu reformieren – wäre ich eine Spielerin, würde ich aber immer gegen den Kapitalismus wetten. Ich glaube, es braucht ein gänzlich anderes System.
Na ja, könnte man einwenden, eine etwas abgeschwächte linke Erzählung vom möglichen Ende des Kapitalismus. Nichts Neues unter der alten Sonne. Oder?
Rückblende nach gestern: Im Jahre 2009 gab Eric Hobsbawm dem Stern ein Interview. Vieles, was der bekannteste Historiker des 20. Jahrhunderts damals sagte, ist eingetreten, vieles droht so eindeutig, dass heute kein kleiner Stern-Schreiberling sich wagen würde, Aussagen der intellektuellen Jahrhundertgestalt als Unsinn oder als absurd abzukanzeln. Eric Hobsbawm, der große Kriege kommen sah, lässt sich nicht beirren:
Es ist ganz einfach: Entweder hören wir mit der Ideologie des grenzenlosen Wachstums auf, oder es passiert eine schreckliche Katastrophe. Entweder wandelt sich die Gesellschaft, scheitert aber dieser Versuch, dann kommt die Finsternis. Heute geht es um das Überleben der Menschheit.
Gut und schön, aber was soll kommen? Nancy Fraser skizziert im aktuellen Interview die Aufgabe so:
Ich hoffe, dass zukünftig zumindest genügend Leute darin übereinstimmen können, dass wir die Weltwirtschaft endlich dekarbonisieren müssen, dass wir aufhören müssen, Care-Arbeit als einen selbstverständlichen und kostenlosen Input zu erachten, dass wir PoC und Menschen im Globalen Süden nicht mehr enteignen dürfen, dass es öffentliche Güter gibt, über welche der Markt keine Macht haben sollte, und so weiter. Dinge, auf die wir uns einigen können, ohne dass wir gezwungen sind, das dann Sozialismus zu nennen.
Quelle: Nancy Fraser, Eric Hobsbawm u. a. www.blaetter.de
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Das ist eine gute Analyse. Danke für den Hinweis.
Vielen Dank für den Hinweis auf das Interview. In der Tat ist ein völlig anderes Verständnis erforderlich, wann der Staat handeln muss. Im Wesentlichen gilt doch weiterhin das tradierte Verständnis, wonach der Staat nur im Fall des „Marktversagens“ eingreifen sollte. Für die gesellschaftlichen Herausforderungen der Dekarbonisierung, Definanzialisierung und Demokratisierung hilft diese Sichtweise nicht weiter.