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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Fundstücke
Michaela Müller, in Dachau geboren, studierte Politikwissenschaften, Zeitgeschichte und Geschichte Asiens in Berlin. Sie schreibt über Menschenrechte, Migration und Ostafrika. Aufenthalte in Kenia, New York, Paris, Somalia und Somaliland. Bücher/Essays: Vor Lampedusa (2015), Auf See. Die Geschichte von Ayan und Samir (2016). Für piqd wählt sie Texte über die Geschichte des Holocaust, Arbeitergeschichte, Migration und Mentalitätsgeschichte aus.
39 Prozent der Kohle, die in Deutschland zur Stromerzeugung verwendet wird, kommt aus Russland. Der größte Teil davon aus der Region Kusbass im Süden des Landes. Es ist derzeit die mit Abstand billigste Kohle.
Seit den 1990er-Jahren hat sich im Kusbass jedoch eine Menge verändert, denn die Kohleförderung wurde von Berg- auf Tagebau umgestellt. Die Umweltstandards werden nirgends eingehalten, was zur Folge hat, dass viele Kinder erkranken und die Lebenserwartung der Bevölkerung rapide gesunken ist. Unterirdische Kohlebrände sind entflammt und lassen sich nicht löschen; es entstehen Mondlandschaften und Maßnahmen zur Renaturierung gibt es nicht.
Reporter*innen des russischen Onlinemagazins Takie Dela waren in Kisseljowsk, eine Stadt mit rund 80.000 Einwohnern und haben mit Menschen gesprochen:
„Der gesundheitsschädlichste Job im Tagebau ist Baggerfahrer“, sagt Natalja. „Die arbeiten ganz unten und atmen bis zu zwölf Stunden lang Methan und Qualm ein, kaum einer von ihnen wird 60. Die BelAZ-Fahrer kommen wenigstens zwischendurch mal hoch und können kurz Luft schnappen, die haben es etwas besser. Mein Mann fährt schon 17 Jahre auf seinem BelAZ , alle staunen, dass er noch so gut aussieht, aber vor kurzem haben auch bei ihm die Bursitiden angefangen, das sind Schleimbeutelentzündungen in den Gelenken. Er hat irrsinnige Schmerzen, aber er arbeitet weiter, was soll man sonst machen?“
Die Menschen fordern nun, dass sie umgesiedelt werden, und dass die Kohleunternehmen gezwungen werden, sich an die Umweltstandards zu halten.
Quelle: Takie Dela, Übersetzung Maria Rajer Bild: Wladimir Awerin/T... dekoder.org
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