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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Die drei renommierten Autoren Herfried Münkler, Hans Walter Hütter und Peter Cachola Schmal fassen zuerst die Erinnerungskulturen im geteilten Deutschland zusammen. Die Bonner Republik
war ein ausgesprochen symbolarmer Staat – im Unterschied zur DDR, die sich in die Tradition des Bauernkriegs von 1525, der antinapoleonischen Befreiungskriege mitsamt der russisch-preußischen Waffenbrüderschaft und schließlich in die des antifaschistischen Widerstands gestellt hatte und diese drei historischen Legitimitätsansprüche auch denkmalpolitisch präsent hielt. Im Westen verzichtete man auf die Ausgestaltung analoger Legitimationsstränge, weil man sich als politisches Provisorium verstand und deswegen keine separaten Legitimationslinien ausgestaltete.
Die drei Autoren plädieren für positive Erinnerungsorte und diskutieren das am Beispiel der Frankfurter Paulskirche, die für sie nicht nur ein Ort der gescheiterten Revolution 1848/49 ist, sondern ein Platz, in dem etliches entstanden ist, was weiterwirkt. Die dort entstandene Verfassung trat nie in Kraft, denn die Demokraten wurden auseinandergetrieben. Einige sogar hingerichtet, etliche kamen ins Gefängnis, nicht wenige gingen ins Exil.
Was soll daran positiv sein?
Die dort entstandene Verfassung wirkt bis heute:
Dieser Typ von Verfassung, in dem nicht eine politische Linie dominiert, sondern die Verfassung zur Ermöglichung eines Neben-, Mit- und (friedlichen) Gegeneinanders unterschiedlicher Sichtweisen wird, hat ihren kontinental-europäischen Ursprungsort in Frankfurt. Hier beginnt, was man heute als reflexiv-deliberative Demokratie bezeichnet, die den Gegenpol zum plebiszitär-populistischen Verfassungstyp bildet. Insofern gibt es eine starke Verbindungslinie, die von der Frankfurter Nationalversammlung bis zur politischen Verfasstheit Deutschlands in der Gegenwart reicht. Sie verdient es, stärker und besser erinnert zu werden als bisher.
Deshalb erläutern die drei Autoren wie dieser Gründungs- und Ursprungsort auch emotional ansprechend umgestaltet werden könnte. Und zwar möglichst bald und nicht erst, wenn die Gegner des Rechtsstaats sich dieses Platzes bemächtigt haben und ihn für den Abbau der Demokratie nutzen.
Erinnerungsorte und Denkmale sind zentrale Elemente im kollektiven Gedächtnis eines sozio-politischen Verbandes und damit elementar für dessen Selbstverständnis. Sie sind Symbole für die Zusammengehörigkeit einer Nation, die den Fliehkräften des sozialen Lebens und politischen Betriebs entgegenwirken.
Ihr Vorhaben soll weit über den Sanierungsbeschluss der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung vom November 2019 hinausgehen.
Wie sie das Vorhaben konkret ausführen, so kann man sich ihrem Fazit zustimmen:
Es ist ein Vorhaben von nationaler Bedeutung mit internationaler Ausstrahlung, es ist für die Festigung der Demokratie in Deutschland von erheblicher Bedeutung. Gerade deshalb darf dieses Vorhaben keine ferne Vision bleiben. Vielmehr sollten Stadt, Land und Bund dieses Projekt gemeinsam und entschlossen angehen.
Brauchen wir solche Stätten?
Welche anderen Orte könnten positiv-weiterwirkende Plätze der deutschen Geschichte sein?
Bei dieser Veranstaltung werde ich neben anderem Herfried Münkler dazu fragen. Wer Zeit und Lust dazu hat, kann sich das am kommenden Donnerstag in Echtzeit ansehen. Anschließend gibt es alles als digitale Konserve.
Quelle: Herfried Münkler, Hans Walter Hütter und Peter Cachola Schmal www.faz.net
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Ja wir brauchen solche Erinnerungsorte, Denkmäler der Demokratie und der Republik.
"DemokratieFeiern" - ein Projekt in Waldeck-Frankenberg - greift diesen Gedanken auf: wir benötigen demokratie-rituale und emotionale Füllungen von dem was Verfassungspatriotismus genannt wird. www.demokratiefeiern.de
Ich fand es damals sehr gelungen (falls dieses Wort erlaubt ist), dass die Wehrmachtsausstellung in der Paulskirche gezeigt wurde. Unsere Geschichte ist geprägt von Extremen im Guten wie im Bösen; und dieser Gegensatz wurde seinerzeit spürbar; so empfand ich es zumindest.
Andererseits könnte die Klassifizierung als Denkmal auch dazu führen, dass die Bevölkerung die Paulskirche als "historisch" und damit nicht mehr relevant wahrnimmt. Besser wäre m.E. eine Lösung wie die Anne-Frank-Bildungsstätte, die mit Ausstellungen und Workshops auch und gerade zu aktuellen Themen Stellung bezieht.