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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Arme Länder holen nicht so schnell auf, wie wir es gerne hätten, aber sie holen schneller auf als zuvor.
Aber er macht auch deutlich, dass es schwierig ist, den globalen Prozess der "Entwicklung" von Arm und Reich zu analysieren und zu beschreiben. Evolutionsprozesse umfassen verschiedene Facetten, verschiedene Variablen und damit haben die verwendeten Begriffe verschiedene Bedeutungen:
Wichtig ist auch die Frage, welchen Zeitraum wir betrachten. Solche Statistiken reagieren bei ihren Ergebnissen oft sehr sensibel auf das Startjahr und seine konkreten Zahlenwerte.
Betrachten wir die Entwicklung in den letzten 30 Jahren oder in den letzten 5 Jahren? Oder betrachten wir künftige Projektionen und die Möglichkeit einer weiteren Entwicklung? Es stellt sich auch die Frage des Niveaus im Vergleich zu den Wachstumsraten - sollten wir uns freuen, dass Bangladesch viel weniger arm ist als früher, oder sollten wir verzweifeln, dass es immer noch ziemlich arm ist? Und es gibt auch verschiedene Regionen - sollten wir den Durchschnitt der gesamten Entwicklungsländer betrachten oder sollten wir uns auf bestimmte Regionen wie Afrika oder Lateinamerika konzentrieren?
Und je nachdem, wie man diese Fragen in seine Analysen und Bewertungen einbezieht, wird man zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen bezüglich der Positionierung armer und reicher Staaten im Verlauf der jüngeren Geschichte kommen. So fasst Smith die Thesen eines Artikels von Oks & Williams wie folgt zusammen:
Der Blick von Smith auf den Prozess ist ein anderer, ein eher entgegengesetztes Narrativ: "Die letzten drei Jahrzehnte waren das goldene Zeitalter der Entwicklung."
Seine Geschichte basiert u. a. auf einem Papier von Patel, Sandefur und Subramanian aus dem Jahr 2021:
Die grundlegende Wirtschaftstheorie besagt, dass arme Länder (um aufzuholen TW.) schneller wachsen sollten als reiche, aber bis 1990 schien dies nicht der Fall zu sein - die reichen Länder hielten ihren Vorsprung oder zogen sogar davon. Ausnahmen wie Südkorea, Taiwan und Singapur waren nur selten zu beobachten. Doch um 1990 herum, so stellen Patel et al. fest, kehrten sich die Dinge um - plötzlich gab es eine negative Korrelation zwischen dem Einkommen eines Landes und seiner Wachstumsrate, so wie es laut Wirtschaftstheorie sein sollte. Die armen Länder holten endlich auf.
Und das betraf definitiv nicht nur China. Im Durchschnitt begannen die ärmeren Länder in den letzten drei Jahrzehnten, beim Wirtschaftswachstum zu den reichen Ländern aufzuschließen. Ein Effekt, den, so Smith, auch andere Wirtschaftswissenschaftler festgestellt haben (z. B. Kremer, Willis und You (2021)).
Dieses beschleunigte Wachstum der Wirtschaften in den armen Ländern ging mit einer massiv sinkenden Armut einher.
Es wird gerne darüber gestritten, ob "extreme Armut" - gemessen an Menschen, die mit weniger als 2,15 Dollar pro Tag auskommen müssen - eine angemessene Schwelle ist. Ich persönlich denke, dass niedrigere Schwellenwerte wichtiger sind als höhere - der Übergang vom Hungertod zur Ernährungssicherheit ist wichtiger als beispielsweise die Anschaffung eines Motorrads. Aber diese Debatte ist eigentlich egal, denn wenn man sich alle drei von der Weltbank definierten Armutsschwellen ansieht - 2,15 $/Tag, 3,65 $/Tag und 6,85 $/Tag - dann sind sie alle in allen Regionen der Welt seit zwei bis drei Jahrzehnten fast kontinuierlich gesunken.
Auch wenn natürlich Chinas Hyperwachstum statistisch wie real eine beträchtliche Rolle beim Rückgang der globalen Armut spielt, zeigt auch Indien z. B. ab 2005 einen atemberaubenden Rückgang der Armut.
Smith diskutiert dann die These, dass Automation und Robotik es den ärmeren Ländern unmöglich machen würden, sich zu industrialisieren und damit Wohlstand zu generieren. Wenn die ostasiatischen Länder dies geschafft haben, warum sollte es in Afrika unmöglich sein? Warum sollten z. B. afrikanische Gesellschaften nicht in der Lage sein,
ihr soziales Gefüge stabiler zu gestalten, ihre Arbeiter gesünder und besser auszubilden, starke staatliche Gewaltmonopole zu schaffen usw.? Oks und Williams äußern sich sehr pessimistisch über den Zustand der afrikanischen Politik und Gesellschaft, aber wir haben all diese Dinge schon einmal gehört - korrupte Rohstoffeliten, Gewalt, Instabilität usw. Wenn wir einfach davon ausgehen, dass diese Probleme auf Dauer bestehen bleiben, dann sollten wir vielleicht die Hände in den Schoß legen und Afrika aufgeben. Aber dazu bin ich noch nicht bereit, vor allem wenn man bedenkt, wie chaotisch und dysfunktional beispielsweise China vor einem halben Jahrhundert aussah.
Trotz Klimawandel oder auch gerade wegen ihm – ohne Wachstum werden sich die Probleme dieser Welt nicht lösen lassen.
Wir werden den Klimawandel bekämpfen, indem wir eine Menge grüner Energie, grünen Verkehr und grüne Infrastruktur aufbauen. In den USA hat der Inflation Reduction Act bereits zu massiven Investitionen in Energie, Produktion und Infrastruktur geführt. Andere Länder werden diesem Beispiel folgen. Und was China tut, stellt die Bemühungen aller anderen Länder in den Schatten. Diese massiven Investitionen werden eine große Nachfrage nach billigen Industrieerzeugnissen aus armen Ländern schaffen, was die Industrialisierung ankurbeln könnte. Aber es wird auch einen Rohstoffboom auslösen. Vielleicht werden Öl, Gas und Kohle nicht mehr so gefragt sein (und das ist auch gut so!), aber Metalle werden es sicher sein. Das wird den Rohstoffexporteuren einen gewissen Auftrieb geben.
Wir wissen auch nicht genau, wohin die demografischen Entwicklungen führen werden. Alternde, schrumpfende Bevölkerungen im Westen werden weniger konsumieren, aber in Afrika wird die sinkende Geburtenrate eher zu mehr Wohlstand führen. Also ist die Zukunft offen, der Untergang nicht gewiss. Wir sollten nicht verzweifeln, so Noah Smith’ letzter Satz.
Quelle: Noah Smith EN noahpinion.substack.com
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Dazu sollte man noch erwähnen, dass die Klimaerwärmung das Potential hat, die wirtschaftliche Entwicklung des globalen Südens erheblich zu verlangsamen. Erstens reißen größere Schadensereignisse wie Überschwemmungen oder Dürren Löcher in deren wirtschaftliches Gewebe, die für längere Zeit bestehen bleiben können, zweitens ist die reine Temperaturerhöhung an sich nachweislich schädlich auf die Arbeitsproduktivität - wenn es zu heiß ist, kann man nicht, oder nicht gut, arbeiten. Drittens wirkt sich die zunehmende Unregelmäßigkeit der Niederschläge nachteilig auf deren Landwirtschaft aus.
Dieser Effekt trifft auf den globalen Norden nicht so zu, was die Ungerechtigkeit der Klimakrise in ökonomischen Begriffen deutlich werden lässt.