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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Die Forscher sagen von sich selbst, sie wollen Grundlagenforschung zum Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) betreiben. In einem ersten Schritt wollen Sie die individuellen Effekte von 1.200 € zusätzlich pro Monat mit 120 Menschen über drei Jahre erforschen. Damit wollen sie "Indizien für die Wirkung auf die gesamte Gesellschaft" herausfinden. Die Ergebnisse werden mit einer Vergleichsgruppe abgeglichen. Weitere Studien sollen anschließend die Grundlagen der Finanzierbarkeit testen.
Zumindest das Arbeiten mit einer Vergleichsgruppe ist wissenschaftlich. Allerdings besteht das Bedingungslose Grundeinkommen nicht aus 1.200 € zusätzlich, sondern ist ein Betrag, der (je nach Modell) jedem Bürger lebenslang zusteht. Eine vierköpfige Familie hätte dann ein Grundeinkommen von 4.800 €. Zum Vergleich, eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren gehört heute mit netto 7.412 Euro zu dem reichsten Zehntel.
Wie hoch das Familieneinkommen mit BGE dann konkret wäre, hängt von vielen Faktoren ab. Unter anderem, wer in der Familie noch arbeiten geht und wie das zusätzliche Arbeitseinkommen besteuert wird.
Auch erscheinen mir die 120 Testpersonen etwas wenig. Auf diesen Einwand antworten die Forscher selbst:
Natürlich arbeiten wir als Forschende bei unseren Analysen lieber mit einer Fallzahl von über 1.000 Personen; die statistische Kraft, auch kleine Wirkungseffekte identifizieren zu können, würde dann enorm wachsen. Mit dieser kleinen Fallzahl bedarf es wahrhaft „großer“ Effekte. Um ein Beispiel zu nennen: Erst wenn die Spendenquote bei Grundeinkommensbeziehenden um rund zehn Prozentpunkte in der Teilnahmegruppe innerhalb eines Jahres steigen würde, wäre unsere Hypothese, dass ein Grundeinkommen das prosoziale Handeln signifikant zu steigern vermag, bestätigt und statistisch abgesichert. Wir werden unsere Forschungshypothesen mit unserer vergleichsweise kleinen – aber für wissenschaftliche Feldexperimente keineswegs zu kleinen – Stichprobe selbstverständlich mit dem konkreten Start des Experimentes innerhalb der scientific community transparent machen und wie dies mittlerweile in der Forschung üblich ist prä-registrieren.
Für mich ist es keine Frage, dass, wenn man jemandem einige Jahre etliche Tausend Euro schenkt, er zufriedener wird und wahrscheinlich auch großzügiger. Auch die Resonanz ist nun wirklich keine Überraschung. Aber was das BGE in der Gesellschaft als Ganzes bedeutet, ist m.E. mit diesem Testsetting nicht zu "erforschen" bzw. zu prognostizieren. Ich bleibe skeptisch gegenüber über solchen soziologischen Versuchen, die sich allzu oft nicht reproduzieren lassen.
Die eigentliche Frage ist doch, wie sich die Dynamik einer Gesellschaft verändert, wenn z. B. Familien, schon ohne zu arbeiten ein hohes Nettoeinkommen erzielen (was ihnen gegönnt sei). Menschen reagieren immer wieder überraschend und neu. Und das Problem dabei ist nicht die intellektuelle Klasse in den Medien und an den Universitäten. Die sind meist intrinsisch motiviert und werden sich beschäftigen. Es sind die vielen jetzt geringer Verdienenden, der Mittelbau unserer Gesellschaft. Was werden sie in welchen Anteilen tun – befreit ihre Jobs fortsetzen oder schwarz arbeiten? Wie wird sich die Besteuerung der Arbeitseinkommen auch bei den "Besserverdienenden" je nach Dynamik entwickeln, wie werden die reagieren? Wie das BIP? Diese Fragen sprechen nicht per se gegen ein BGE. Sie zeigen allerdings, das ein großes Risiko besteht, das wir nicht abschätzen können. Es geht wohl nur ganz oder gar nicht. Und ein BGE, das sozial-ökonomisch nicht erfolgreich ist, lässt sich schwer zurücknehmen. Immerhin sehen die Wissenschaftler das Risiko:
Kann man Schaden anrichten, wenn man ein Grundeinkommen einführt? Schon möglich. Wenn man es nicht einführt aber vor allem auch keine Grundlagenforschung dazu betreibt, kann man jedoch möglicherweise ebenfalls künftig Schaden anrichten. Denn wer kann schon ausschließen, dass die Gewährung eines Grundeinkommens nicht vielleicht doch in einigen Jahren eine überlegene Alternative zum Status Quo unseres gegenwärtigen Sozialsystems darstellen kann? Dieses Risiko einer verpassten Klärung wollen wir – ausgestattet mit einem Mandat der Vielen – nicht eingehen.
Nur halte ich eben diese Klärung nicht vorab für möglich und schon gar nicht mit 1.200 € zusätzlich für 120 Bürger. Die Zukunft komplexer, offener Systeme lässt sich nicht bestimmen, sie entwickelt sich.
Quelle: Patrick Bernau blogs.faz.net
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Ich bin der festen Überzeugung dass das bedingungslose Grundeinkommen nicht kommen wird, und wenn es kommen sollte, nicht du funktionieren wird. Dies aus den selben Gründen: es würde den derzeitigen absurden Sozialstaat ersetzen und damit den meisten linken verteilungsgeilen Politikern alle Themen wegnehmen (Beispiel Mindestlohn, Pflegepersonal, etc.), sowie den Leuten die den Sozialstaat organisieren und verwalten Einkommen und Macht entreißen - gegen diese geballte Lobby geht in Deutschland gar nichts. Wenn es kommt, wird es diejenigen die profitieren sollen verwahrlosen, weil diese Leute dann keinerlei Motivation mehr haben, sich zu bilden oder zu arbeiten.
Der Mensch kann incentiviert werden und handelt dann entsprechend. Ein schönes Beispiel aus Australien: Dort wurde mal die Erbschaftsteuer zu einem Stichtag abgeschafft und später wieder eingeführt. Das Ergebnis war eine Untersterblichkeit vor der Abschaffung und eine Übersterblichkeit vor der Wiedereinführung, jeweils mit Kompensation danach. Menschen sterben also sogar früher oder später sterben, man sie entsprechend incentiviert. Dann werden sie auch kleinere Effekte aus Incentives ableiten.
Sehr gerne möchte ich der "Diskussion Grundeinkommen" noch einen Blickwinkel hinzufügen und freue mich echt auf viele Antworten. Die Frage ist:
Welches "Problem" (oder sind es mehrere) wollen wir wirklich, wirklich lösen mit der Einführung eines Grundeinkommens?
Das faszinierende am Grundeinkommen ist doch, das wir schon längst in den utopischen Überflussgesellschaften leben, die in vergangenen Jahrhunderten von vielen als Utopie gezeichnet wurden. Die Notwendigkeit, die Menschen in Arbeit zu zwingen, besteht schon lange nicht mehr – die Landwirtschaft ist fast voll automatisiert – wir entwickeln uns in hochtechnologische Dienstleistungsgesellschaften (von denen mit Sicherheit auch noch ein Großteil wirklich überflüssig ist). Die Menschen aus ihren Existenzängsten zu befreien (das verstehe ich als die Uraufgabe des Grundeinkommens) und damit für die Gesellschaft neue Potentiale freizulegen, ist eigentlich eine längst überfällige Notwendigkeit. Wenn die Studie die Debatte dazu weiterbringt, gern.
Danke für diesen Blickwinkel aufs Thema. Die Finanzierung der 120 Grundeinkommen erfolgt ja über freiwillige Geldgeschenke. Das heißt, um mehr Grundeinkommen zu verteilen, braucht es mehr Spenden und Spendenwillige. Oder eine alternative Finanzierungsform.