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Iran: Das Private ist politisch

Omid Rezaee
Journalismus, Nahost, Iran, Afghanistan, Minderheiten, Kultur, Migration, Flucht

Geboren 1989 im Iran, studierte Maschinenbau, studiert Digital Journalism, seit 2015 in Berlin, freier Journalist bei deutschen und persischen Medien

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Omid RezaeeMittwoch, 22.11.2017

„Das Private ist politisch“. Diese Aussage ist in wenigen Ländern so sehr zutreffend wie im Iran, zumal wenn man über Frauen, Sex und Freiheit spricht.

Bereits in meinem piq über die sogenannte „Weiße Ehe“ im Iran hatte ich Asef Bayats These vom „Leben als Politik“ angesprochen:

Wie es den gewöhnlichen Leuten unter den autoritären Regimes gelang, neue Räume sozialer Interaktion zu schaffen, in denen sie ihre Anliegen artikulieren und sich als soziale Subjekte behaupten konnten.

Ali Soozandehs Debütfilm erzählt von dem durch Ungerechtigkeiten geprägten Alltag dreier iranischer Frauen. Doch wie nach und nach zu erkennen ist, ist das „normale“ Leben der Frauen in erheblichem Maße politisiert. Pari erlaubt das Gesetz nicht, sich von ihrem im Gefängnis sitzenden Mann scheiden zu lassen, und sie rutscht in die Prostitution. Donia will bald heiraten und muss ihre Jungfräulichkeit, die sie in einer unvorsichtigen Nacht verloren hat, zurückbekommen. Und Sara darf nicht arbeiten, weil ihr Mann es verbietet.

Anhand dieser Extrembeispiele thematisiert der Film den Kampf, den die Iraner und besonders die Iranerinnen, deren Lebenswandel der offiziell erwünschten Variante nicht entspricht, fast täglich austragen müssen. Insofern ist auch die Handlung des Films an sich politisch.

Doch nicht nur das. Alle am Film Beteiligten müssen Konsequenzen für sich selbst und ihre ihnen nahestehenden Personen fürchten. In den Iran wird Regisseur Soozandeh in nächster Zeit nicht mehr reisen können. Diese Einschränkung und die mögliche Gefahr der Sippenhaft, des Drucks auf im Iran verbliebene Familienmitglieder und Freunde ist den Beteiligten aber beim Dreh bewusst gewesen.

Der Autor des empfohlenen Artikels, Hans-Georg Rodek, geht sogar noch einen Schritt weiter mit einer anderen Vermutung: Der Film sei von der Berlinale nicht angenommen worden, weil das Festival aus dem Iran unter Druck gesetzt worden sei. Stichhaltige Beweise dafür gibt es allerdings nicht.

Iran: Das Private ist politisch

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