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Klima und Wandel

Dieser Sommer: Zu heiß, zu trocken und zu viel Sonne

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
Zum Kurator'innen-Profil
Nick ReimerMittwoch, 17.08.2022

2022 wird nicht nur als das Jahr in unsere Geschichte eingehen, in dem die meisten Zweien das Datum bestimmt haben. Sondern auch als "Jahrhundertdürre-Jahr". Denn derzeit purzeln die Rekorde wie die reifen Äpfel vom Baum: Der Rheinpegel fiel bei Emmerich unter die Marke Null, die Spree führt am Pegel Leibsch nur noch 0,79 Kubikmeter Wasser in der Sekunde, weshalb jetzt einige Schleusen im Spreewald gesperrt werden und damit etliche Fließe trocken fallen werden. Von Höxter bis nach Bremen – auf der Weser herrscht über mehr als 200 Kilometern Niedrigwasser. Allein in Brandenburg gab es bislang 400 Waldbrände. In Hamburg wurde mit 40,1 Grad ein neuer Temperaturrekord aufgestellt.

Bleibt der Sommer 2022 sich treu, könnte er am Ende alle Rekorde brechen und in die deutsche Wettergeschichte eingehen als der heißeste, trockenste und sonnigste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881. Bislang fielen den Daten des Deutschen Wetterdienstes zufolge im Flächenmittel nur 104 Liter Regen pro Quadratmeter. Im Sommer 1911, dem bisherigen Rekordhalter, kamen insgesamt 125 Liter zusammen. Normal über das langjährige Mittel wären 245 Liter.

Tatsächlich sagen Klimamodelle voraus, dass die mitteleuropäischen Sommer trockener werden und Wetterextreme zunehmen. Und die Wissenschaft belegt, dass wir uns bereits jetzt am oberen Rand der Modelvorhersagen befinden. Eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung hatte zum Ergebnis: Durch die globale Erwärmung wird es wahrscheinlicher, dass Wetterlagen in den Sommermonaten auf der Nord-Halbkugel länger anhalten, was dann zu mehr extremen Wetterereignissen führt. So wie in diesem Sommer, in dem über weiten Teilen Europas eine Wetterlage anhält, die seit Monaten warme Luft aus dem Mittelmeerraum zu uns führt, feuchte Westwinde werden dagegen von einem Hochdruckgebiet über dem Kontinent blockiert.

Dabei ist die Situation in Deutschland keine einmalige. Nach Erhebung der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC), einem Thinktank der Brüsseler EU-Kommission, sind aktuell 44 Prozent der EU-Fläche und Großbritanniens von extremer Trockenheit betroffen. Hotspots sind Italiens Po-Ebene sowie Teile Spaniens, Englands und Portugals.

Für die kommenden Tage immerhin ist Regen angekündigt, „allerdings mit Überflutungsgefahr“, wie der Deutsche Wetterdienst warnt. Denn das ist die andere Seite der Medaille: Weil warme Luft mehr Wasserdampf speichern kann, nehmen auch die extremen Regenfälle zu.

Dieser Sommer: Zu heiß, zu trocken und zu viel Sonne

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