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Klima und Wandel

Hitze sorgt für Massensterben im Mittelmeer

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
Zum Kurator'innen-Profil
Nick ReimerSamstag, 20.08.2022

Mehr als 30 Grad – im Juli und August wurden im Mittelmeer neue Rekordtemperaturen von über 30 Grad an der Meeresoberfläche gemessen – vor Nizza und auch vor den Küsten Korsikas und Sardiniens. Temperaturen, die nicht ohne Folgen bleiben, wie nun auch eine neue Studie belegt. Der Ozeanograph Nathaniel Bensoussan sagt:

"Leider ist Massensterben hier der vollkommen richtige Begriff. Während der Hitzewellen im Meer haben wir es an tausenden Kilometern Mittelmeer-Küste und in sämtlichen Habitaten beobachtet. An manchen Stellen lagen die Verluste über 90 Prozent – Millionen Korallen sind verendet."

Der Studie liegen Tauchgänge an über 350 Standorten im ganzen Mittelmeer zugrunde, fast 70 Forscherinnen und Forscher aus elf Ländern lieferten Daten oder werteten sie aus. Die Ergebnisse decken die Jahre 2014 bis 2019 ab – und sie sind erschreckend: Marine Hitzewellen führen demnach immer wieder zu regelrechten Sterbewellen in den Unterwasser-Ökosystemen des Mittelmeeres. Am stärksten betroffen sind Hornkorallen, koloniebildende Moos- und Nesseltiere sowie Rotalgen-Wälder.

Tatsächlich haben die Ozeane laut IPCC 93 Prozent der Wärmeenergie absorbiert, die durch den menschengemachten Treibhauseffekt zusätzlich auf der Erde geblieben ist. Bis 2019, ermittelte ein Forscherteam um den Atmosphärenphysiker Lijing Cheng, haben die Ozeane die unvorstellbare Menge von 228 Zettajoule Energie aufgenommen: Die Vorsilbe "Zetta" steht für eine 1 mit 21 Nullen. Um diese Energiemenge anschaulich zu machen, verglich das Team um Cheng diese Energiemenge mit jener der Hiroshima-Bombe: "Über die letzten 25 Jahre haben wir den Meeren die Wärme von 3,6 Milliarden Hiroshima-Atombomben zugeführt", so Cheng. Das entspricht etwa vier Hiroshima-Bomben pro Sekunde. Ein Vierteljahrhundert lang.

Dass dies nicht ohne Folgen bleibt, ist mittlerweile gut erforscht. Bereits heute verfügen die Meere über etwa zwei Prozent weniger Sauerstoff als vor einem halben Jahrhundert, da dessen Löslichkeit mit steigenden Temperaturen abnimmt. Der Weltklimarat IPCC erwartet, dass bereits bei einem Anstieg der globalen Temperatur um 1,5 Grad Celsius zwischen 70 bis 90 Prozent aller Korallen verlorengehen, bei zwei Grad sogar 99 Prozent.

Hitze sorgt für Massensterben im Mittelmeer

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Kommentare 1
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor 2 Jahren

    Oh Gott wie soll man da noch gut drauf bleiben?
    Man kann es nur unter "Verluste" verbuchen.
    Was mich aber nervt ist, dass die Notwendigkeit schneller, gründlicher Dekarbonisierung so langsam durchdringt.

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