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Kurator'in für: Pop und Kultur Fundstücke
Schlüsselmoment? Auf undurchsichtigen Wegen, die nichts mit Geld, sondern mit krimineller Energie zu tun haben, ergattert 1979 ein kleiner Junge seine erste Platte. "Parallel Lines" von Blondie - als Picture Disc, was wichtig ist, weil der kleine Junge damals eher visuell als musikalisch an Musik interessiert ist. Das ändert sich mit den ersten Tönen dieser Platte. Um die Geschichte kurz zu machen: Der Junge wird größer, versucht sich in verschiedenen Subkulturen und landet schließlich beim Radio, bei Gedrucktem, beim Netz, um über Musik zu reden und zu schreiben. Nur ein paar Namen: ByteFM ("Electro Royale", "Time Tunnel"), Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur, Tagesspiegel. Ein Blog namens technoarm.de und natürlich ein wöchentlicher Podcast: "Pop nach 8".
Seine große Liebe ist der Club, aber eigentlich findet er Chet Baker genauso spannend wie Blake Baxter. Mal sehen, wie das endet.
Kurzlebiger Trend oder langfristige Entwicklung? Micha Wagner hat für das DIFFUS Magazin eine interessante Entwicklung beschrieben: Songs, die schon älter sind, haben auf einmal neuen Erfolg (oder auch zum ersten Mal Erfolg), weil jemand auf die Idee kam, davon eine beschleunigte Version herzustellen. Einmal mehr hat das mit der Videoplattform TikTok zu tun. Es scheint so zu sein, beschreibt Wagner, dass die User*innen ungeduldiger geworden sind. Möglichst schnell soll die Abfolge der Filmchen sein, die man konsumiert. Und wenn dann auch noch Musik schneller gedreht wird, kommt alles in kürzerer Zeit auf den Punkt. Aber nicht nur TikTok hat Schuld, das Ganze hat eine Vorgeschichte:
Die Faszination für Songs in verfremdetem Tempo ist dabei natürlich schon älter als der Social Media-Riese. Man denke nur an Nightcore, jene obskure Nische des Internets, in der populäre Musik mit überhöhter Geschwindigkeit und Anime-Ästhetik abgefeiert wird – und das schon seit über zehn Jahren. Oder die „Chipmunk“-Versionen, die zur Zeit der gleichnamigen Kinofilme um die animierten Streifenhörnchen überall kursierten und Rihanna, Maroon 5 und Co.
Ach ja, es wird natürlich nicht nur schneller gedreht, sondern es gibt auch langsamere Versionen, die sich selbst von Laien schnell produzieren lassen. Langsamer bedeutet fast automatisch schwerer, trauriger, düsterere. Vielleicht die Simulation von Gefühlen?
Das, was Micha Wagner da ausführlich (und für nicht so im Diskurs Stehende zum Teil schwer verständlich) beschreibt, hat jedenfalls mehr mit Kommerz als mit Kunst zu tun. Aber in der Popkultur lässt sich das ja sowieso nicht trennen. Ich bin mir auch sicher, dass das nicht so einfach wieder verschwinden wird. Im Gegenteil: Solche Phänomene werden weiter zunehmen.
Quelle: Micha Wagner Bild: Bild-Combo von di... diffusmag.de
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