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Quelle: N.Rogalski "Fußball", Sportverlag Berlin, 1978
Jochen Schmidt zählte 1999 zu den Mitbegründern der Berliner Lesebühne "Chaussee der Enthusiasten", bei der er bis 2017 wöchentlich auftrat und neue Texte las. Er veröffentlichte Erzählungen ("Triumphgemüse", "Seine großen Erfolge", "Meine wichtigsten Körperfunktionen", "Weltall. Erde. Mensch", "Der Wächter von Pankow"), Romane ("Müller haut uns raus", "Schneckenmühle", "Zuckersand"), Reiseliteratur ("Gebrauchsanweisung für die Bretagne", "Gebrauchsanweisung für Rumänien", "Gebrauchsanweisung für Ostdeutschland"), eine "Gebrauchsanweisung fürs Laufen" und "Schmidt liest Proust", das Tagebuch eines Lektürejahrs. Mit der Künstlerin Line Hoven arbeitete er für "Dudenbrooks", "Schmythologie" und "Paargespräche" zusammen. Gemeinsam mit David Wagner schrieb er die deutsch-deutsche Kindheitserkundung "Drüben und drüben". Zuletzt erschien der Roman "Ein Auftrag für Otto Kwant".
Das Buch "Fußball" von Dr. Norbert Rogalski und Dr. Ernst-Günther Degel aus dem Sportverlag Berlin (4.bearbeitete Auflage) habe ich mir ca. 1978 hartnäckig erquengelt, nachdem ich es im Buchladen entdeckt hatte (es kostete 5 DDR-Mark). Ich hoffte, in dem Buch nachlesen zu können, wie man ein besserer Fußballspieler wurde, denn da gab es sicher einen Trick, den man kennen mußte, wie bei den Zauberern. Das Vorwort klang noch etwas trocken: "Es ist ein schönes Ziel für euer weiteres Leben, ein allseitig gebildeter Mensch zu werden. Dazu müßt ihr euch in der Schule umfangreiche Kenntnisse und Fertigkeiten aneignen und immer bestrebt sein, weiter zu lernen, um später im Beruf hohe Leistungen zu vollbringen. Das werdet ihr aber nur erreichen, wenn ihr gesund und körperlich gut entwickelt seid. Gewandheit, Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer sind die Grundlage für eine gute körperliche Entwicklung, die mit den einzelnen Übungen des Fußballspiels, die ihr in diesem Buch findet, und durch das Spiel selbst besonders gut gefördert werden kann." Wenn ich das richtig verstand, hieß das, ich würde durchs Fußballspielen besser in der Schule und später auch im Beruf? Warum spielten wir dann im Sportunterricht nie Fußball? Angeblich würde davon unsere Turnhalle beschädigt, außerdem könnten die Mädchen nicht mitspielen. Deshalb spielten wir "Ringhockey", ein Spiel, das sich unser Sportlehrer ausgedacht hatte. Jeder hatte einen Stock und damit versuchte man, einen Gummiring ins Tor zu befördern. Zuhause las ich dann in "Fußball", wenn ich es schon nicht spielen durfte. Die Kapitel hießen "Der Innenseitstoß", "Der Außenspannstoß" oder "Das Mitnehmen anrollender und anfliegender Bälle". Es gab in jedem Kapitel "Merksätze zum Üben". Bei "Das Dribbling" stand: "MS 2: Verschafft eurer Mannschaft durch kluges Dribbeln im Angriff einen zeitweiligen Vorteil, indem ihr euren Gegenspieler ausschaltet." Gut, daß ich das wußte! Hoffentlich lasen die anderen das Buch nicht auch … ich durfte es auf keinen Fall verborgen. Und wie schaltete man einen Gegenspieler aus? Das stand dann im Kapitel "Die Täuschungen (Finten)": "Die Finte muß rasch ausgeführt werden. Jedoch noch schneller ist der Vorteil auszunutzen, der durch die Finte entsteht!" Das klang logisch, aber wie ging denn nun eine Finte? "Führe den Ball in schnellem Lauf, stoppe den Ball plötzlich mit der Sohle und überlaß ihn deinem nachfolgenden Mitspieler, der ihn mitnimmt. Du selbst läufst mit voller Geschwindigkeit weiter, um den Gegner anzulocken." Ich glaube, das war die einzige Finte, die ich je gelernt habe, mit voller Geschwindigkeit weiterzulaufen, um den Gegner anzulocken, allerdings klappte das nur selten, sie merkten doch immer recht bald, daß ich den Ball gar nicht mitführte. Vielleicht doch lieber bei "Der Torschuß" lesen? "Vor dem Torschuß heißt es klug zu entscheiden, mit welcher Stoßart ihr schießen wollt." Und das mir mit meiner Entscheidungsschwäche! Gleich nochmal zurückblättern und bei den Stoßarten nachlesen. Ich mußte das Geheimnis herausbekommen, wie man gut Fußball spielte, und das ging nur durch Nachlesen, so dachte ich mit acht Jahren. Ich glaube, in dem Alter hat mich ausschließlich Fußball interessiert, vielleicht noch Fernsehen, "Manni, der Libero" bediente beide Interessen auf ideale Weise. Umso erstaunlicher, daß ich nie in einem Verein war. Es kam einfach nie ein Talenscout in die Schule, man wurde damals in der DDR nur für Gewichtheben oder Ringen gesichtet. Einmal war ich beim Training von "Medizin Buch", unserem Ortsverein, dessen Name für mich inzwischen wie der perfekte Titel für meine Memoiren klingt. Mein Freund und ich wurden aber irgendwie nicht eingewechselt, vielleicht weil wir zu klein waren, wir schossen Steinchen auf der Aschenbahn hin und her und da ich beim ersten Mal nicht mittrainiert hatte, glaubte ich, daß ich damit schon einen uneinholbaren Rückstand hatte und ging nicht mehr hin. Ich tröstete mich mit täglicher Lektüre von "Fußball". Eine Geschichte habe ich nie vergessen, sie stand im Kapitel "Ballgefühl": "Peter bekam zum Geburtstag ein Paar neue Fußballschuhe. Sie paßten ihm einwandfrei. Er glaubte nun, der beste Spieler zu sein. Gleich am Nachmittag probierte er sie aus. Nach 10 Schüssen schimpfte Peter über die neuen Fußballschuhe: 'Sie taugen nichts, meine Eltern haben nicht die richtigen gekauft!' Peter traf weder das Tor, noch konnte er seinen Freunden den Ball genau zuspielen. Waren daran etwa die neuen Fußballschuhe schuld? - Nein, seine Eltern konnten ihm natürlich das Ballgefühl nicht auf den Geburtstagstisch legen. Das muß sich Peter schon selbst aneignen. Nur der Spieler wird die Technik des Fußballspiels gut beherrschen, der die Ballgefühlsübungen nicht als eine überflüssige Spielerei ansieht, sondern sie in den Trianingsplan aufnimmt." Tatsächlich habe ich, da ich nie im Verein war, viel alleine trainiert, vor allem Ballgefühlsübungen, weil man dafür keine Mitspieler brauchte.
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