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Zeit und Geschichte

Hauser-Schäublin: "Die Rückgabe der Benin-Bronzen war unbedacht"

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
Zum Kurator'innen-Profil
Dirk LiesemerDonnerstag, 28.09.2023

Die Schweizer Ethnologin Brigitta Hauser-Schäublin hat sich lange mit Fragen des kulturellen Erbes beschäftigt. Für Aufsehen sorgte sie im Frühjahr, als sie in der FAZ die Übereignung der deutschen Benin-Bronzen an Nigeria kritisierte – und damit auch die Bundesregierung sowie einige deutsche Museen (siehe diesen piq). Unter anderem machte Hauser-Schäublin darauf aufmerksam, dass die Kultgegenstände in Nigeria nicht sicher seien. Was folgte, war eine recht breite Debatte über Kolonialismus, Raubkunst und Verantwortung. Für das Magazin G/Geschichte habe ich nun nachgehakt, wo ihre Kritiker vielleicht einen Punkt gemacht haben könnten, warum die Debatte überhaupt so hitzig verlaufen ist und was man künftig besser machen sollte.

Hauser-Schäublin: "Die Rückgabe der Benin-Bronzen war unbedacht"

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Kommentare 6
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor einem Jahr

    Diese Rückgabe hat viele Facetten und Wendungen. Hier eine, von der Ijoma Mangold berichtet: "Wie die Rückgabe der Kultobjekte die Kreativwirtschaft in Benin City befeuert"
    https://www.zeit.de/20...

    Sein Fazit:
    So wird Nigeria 2024 einen eigenen Pavillon auf der Venedig-Biennale bespielen – zum zweiten Mal erst in seiner Geschichte. Ein Palazzo in Dorsoduro ist bereits gefunden, geleitet wird der Pavillon von Ore Disu vom EMOWAA, kuratiert von Aindrea Emelife, die auch die zeitgenössische Kunst im EMOWAA betreuen wird. Das Venedig-Projekt auf die Beine zu stellen, hat die nigerianische Zentralregierung tatsächlich Godwin Obaseki beauftragt – eine politische Geste der Anerkennung, dass man trotz der Kontroverse um die Bronzen die kulturpolitische Energie des Gouverneurs nicht ausbremsen möchte. In Berlin trafen die drei auch Jenny Schlenzka, die neue Direktorin des Martin-Gropius-Baus, um zu ventilieren, ob nicht Teile der Venedig-Schau auch in Berlin gezeigt werden könnten. So entstehen Projekte, die durch den Restitutionsprozess angestoßen worden sind, aber in dynamisch unberechenbarer Weise über die Benin-Bronzen hinausgehen. Eigentlich die Definition von Lebendigkeit.

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor einem Jahr

      Komischer Text, find ich. Mangold schreibt unter anderem, man wolle die alte Bronzen-Tradition fortführen. Was soll das denn heißen? Soll der Sklavenhandel wieder aufleben? Im Übrigen sind nicht nur die Europäer objektfixiert, sondern ebenfalls der Oba, der sich die Objekte ja erfolgreich gekrallt hat. Vielleicht hätte Mangold zudem mit Mitgliedern der Restitution Study Group sprechen sollen.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor einem Jahr

      Wenn man dabei auch die eigene blutige feudale Vergangenheit kritisch aufarbeitet - ok.

    3. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor einem Jahr

      @Thomas Wahl Klar, das sollte man von allen Seiten verlangen.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor einem Jahr · bearbeitet vor einem Jahr

      @Dirk Liesemer Klar, sonst wird man die Welt nicht verstehen ….. Wie Achim so schön sagt: "Das Schwarz-Weiß-Denken übertüncht das Geschehen gestern wie heute." Auf allen Seiten ……

  2. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor einem Jahr

    Gutes Interview.

    Die Widersprüche und Ambivalenzen werden verkürzt und aus einer verengten Sicht interpretiert. Das Schwarz-Weiß-Denken übertüncht das Geschehen gestern wie heute.

    Dass mal Könige enteignet wurden, um Kunstwerke im Museum für viele zu präsentieren, wird zuweilen vergessen. In gewisser Weise wird die Französische Revolution zurückgenommen.

    Vieles passt zu diesem piq:
    https://www.piqd.de/da...
    Milo Rau schreibt:
    "Man spricht über feine, über gefühlte Unterschiede mehr als über die realen Verwerfungen."

    Und Hauser-Schäublin im Gespräch:
    "Für mich steht der Begriff „Beutekunst“ für die Selbstzufriedenheit des 21. Jahrhunderts, zumal man gern über Ausbeutungsverhältnisse hinwegschaut, die weiter zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden bestehen."

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