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Kurator'in für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Forum dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Die Schweizer Ethnologin Brigitta Hauser-Schäublin hat sich lange mit Fragen des kulturellen Erbes beschäftigt. Für Aufsehen sorgte sie im Frühjahr, als sie in der FAZ die Übereignung der deutschen Benin-Bronzen an Nigeria kritisierte – und damit auch die Bundesregierung sowie einige deutsche Museen (siehe diesen piq). Unter anderem machte Hauser-Schäublin darauf aufmerksam, dass die Kultgegenstände in Nigeria nicht sicher seien. Was folgte, war eine recht breite Debatte über Kolonialismus, Raubkunst und Verantwortung. Für das Magazin G/Geschichte habe ich nun nachgehakt, wo ihre Kritiker vielleicht einen Punkt gemacht haben könnten, warum die Debatte überhaupt so hitzig verlaufen ist und was man künftig besser machen sollte.
Quelle: Interview mit Hauser-Schäublin Bild: Wikimedia www.g-geschichte.de
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Diese Rückgabe hat viele Facetten und Wendungen. Hier eine, von der Ijoma Mangold berichtet: "Wie die Rückgabe der Kultobjekte die Kreativwirtschaft in Benin City befeuert"
https://www.zeit.de/20...
Sein Fazit:
So wird Nigeria 2024 einen eigenen Pavillon auf der Venedig-Biennale bespielen – zum zweiten Mal erst in seiner Geschichte. Ein Palazzo in Dorsoduro ist bereits gefunden, geleitet wird der Pavillon von Ore Disu vom EMOWAA, kuratiert von Aindrea Emelife, die auch die zeitgenössische Kunst im EMOWAA betreuen wird. Das Venedig-Projekt auf die Beine zu stellen, hat die nigerianische Zentralregierung tatsächlich Godwin Obaseki beauftragt – eine politische Geste der Anerkennung, dass man trotz der Kontroverse um die Bronzen die kulturpolitische Energie des Gouverneurs nicht ausbremsen möchte. In Berlin trafen die drei auch Jenny Schlenzka, die neue Direktorin des Martin-Gropius-Baus, um zu ventilieren, ob nicht Teile der Venedig-Schau auch in Berlin gezeigt werden könnten. So entstehen Projekte, die durch den Restitutionsprozess angestoßen worden sind, aber in dynamisch unberechenbarer Weise über die Benin-Bronzen hinausgehen. Eigentlich die Definition von Lebendigkeit.
Gutes Interview.
Die Widersprüche und Ambivalenzen werden verkürzt und aus einer verengten Sicht interpretiert. Das Schwarz-Weiß-Denken übertüncht das Geschehen gestern wie heute.
Dass mal Könige enteignet wurden, um Kunstwerke im Museum für viele zu präsentieren, wird zuweilen vergessen. In gewisser Weise wird die Französische Revolution zurückgenommen.
Vieles passt zu diesem piq:
https://www.piqd.de/da...
Milo Rau schreibt:
"Man spricht über feine, über gefühlte Unterschiede mehr als über die realen Verwerfungen."
Und Hauser-Schäublin im Gespräch:
"Für mich steht der Begriff „Beutekunst“ für die Selbstzufriedenheit des 21. Jahrhunderts, zumal man gern über Ausbeutungsverhältnisse hinwegschaut, die weiter zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden bestehen."