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Volk und Wirtschaft

Zwei diskutieren mal über das Grundeinkommen, ohne aneinander vorbei zu reden

Antje Schrupp
Politikwissenschaftlerin, Journalistin
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Antje SchruppSonntag, 05.11.2017

Die Debatte über das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist eine der interessantesten Kontroversen zurzeit. Die Grenzen zwischen Pro und Contra BGE verlaufen quer zu den gewohnten politischen Lagern, und das Thema verknüpft ökonomische Fragen mit philosophischen: Was sind unsere Vorstellungen von Gerechtigkeit? Welches Menschenbild haben wir? Aus denselben Gründen, aus denen sie interessant sind, verlaufen BGE-Debatten leider aber oft auch ziemlich unfruchtbar. Es ist eben zu leicht, ständig die Ebenen zu wechseln und aneinander vorbei zu reden. 

Dieses Interview ist eine Ausnahme. Es bringt den Politikwissenschaftler und Armutsforscher Christoph Butterwegge, einen der engagiertesten linken Gegner des Grundeinkommens, zusammen mit der Kabarettistin und Volkswirtschaftlerin Anny Hartmann, die sich für ein Grundeinkommen einsetzt. Die Fragen von Chrismon sorgen dafür, dass die beiden miteinander reden und aufeinander eingehen. Und es zeigt sich (vor allem gegen Ende des Interviews), dass es bei den Differenzen vor allem um zwei grundlegende Fragen geht:

Erstens: Soll gesellschaftliche Teilhabe weiterhin ganz zentral über Erwerbsarbeit organisiert werden oder müssen wir andere Modelle ausprobieren? Und zweitens: Ist Gerechtigkeit nur möglich, wenn streng zwischen „Bedürftigen“ und „Nicht-Bedürftigen“ unterschieden wird, oder sorgt gerade diese Trennung immer weiter für die Stigmatisierung derer „unten“? Die Debatte wird uns jedenfalls noch eine ganze Weile beschäftigen. 

Zwei diskutieren mal über das Grundeinkommen, ohne aneinander vorbei zu reden

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Kommentare 4
  1. Leopold Ploner
    Leopold Ploner · vor 7 Jahren

    Meine Bedenken zum BGE bringt Butterwegge recht gut auf den Punkt: “In einer Gesellschaft, in der jeder 1000 Euro bekommt, wird das sehr wenig Geld sein.” Und der Staat verabschiedet sich aus seiner Verantwortung, weil es ja das BGE gibt.

  2. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor 7 Jahren

    Interessantes Interview. Ich möchte mal eine These vorschlagen, und lass mich auch gern belehren: Das BGE findet überall dort besonders viele Befürworter, wo die Gewerkschaften schwach sind und wenig Erfolge vorweisen können - also etwa im Osten Deutschlands und bei Freiberuflern. Unter streikerfahrenen Arbeitern in prosperiernden Industriezweigen dürfte der Rückhalt für das BGE eher gering sein. Ist da was dran?

    1. Antje Schrupp
      Antje Schrupp · vor 7 Jahren

      @Dirk - Was jedenfalls stimmt ist, dass Menschen, die die "klassische" gewerkschaftliche Sicht haben, also dass die Lösung sozialpolitischer Probleme allein über Erwerbsarbeit für alle und höhere Löhne zu lösen ist, das Grundeinkommen ablehnen. Deshalb ist es kein Zufall, dass die Zustimmung zum Grundeinkommen mit dem zunehmenden Scheitern dieses klassischen Weges wächst - es glaube niemand mehr daran, dass alle Erwachsenen gut bezahlte Vollzeit-Erwerbsarbeitsplätze haben können, mit Arbeitszeiten, die so kurz sind, dass man ohne Probleme nebenbei die häusliche Care-Arbeit machen kann. Die "streikerfahrenden Arbeiter in prosperierenden Industriezweigen" werden halt immer weniger, weil man diese Art privilegierter Facharbeiter immer weniger braucht, um Profite zu machen. Diese Art von Gewerkschaften hat andere Menschen - Frauen, Ungelernte, Arbeitslose - in ihrer Strategie allerdings schon immer "vergessen" (wenn nicht teilweise explizit ausgeschlossen).

    2. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 7 Jahren

      @Antje Schrupp Dann bin ich mal gespannt, ob und wie sich die Vergessenen zusammenschließen. Es gehört ja zum Drama, dass sich die Vergessenen und Ausgeschlossenen leider zu wenig zu Wort melden.

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