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Kurator'in für: Fundstücke Volk und Wirtschaft Liebe, Sex und Wir Feminismen
Antje Schrupp ist Politikwissenschaftlerin, Journalistin und Sachbuchautorin. Sie beschäftigt sich vor allem mit der politischen Ideengeschichte von Frauen und insbesondere mit feministischer Wirtschaftsethik. Ihr aktuelles Buch "Reproduktive Freiheit. Eine feministische Ethik der Fortpflanzung" erschien 2022. Sie bloggt unter www.antjeschrupp.com.
Die Debatte über das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist eine der interessantesten Kontroversen zurzeit. Die Grenzen zwischen Pro und Contra BGE verlaufen quer zu den gewohnten politischen Lagern, und das Thema verknüpft ökonomische Fragen mit philosophischen: Was sind unsere Vorstellungen von Gerechtigkeit? Welches Menschenbild haben wir? Aus denselben Gründen, aus denen sie interessant sind, verlaufen BGE-Debatten leider aber oft auch ziemlich unfruchtbar. Es ist eben zu leicht, ständig die Ebenen zu wechseln und aneinander vorbei zu reden.
Dieses Interview ist eine Ausnahme. Es bringt den Politikwissenschaftler und Armutsforscher Christoph Butterwegge, einen der engagiertesten linken Gegner des Grundeinkommens, zusammen mit der Kabarettistin und Volkswirtschaftlerin Anny Hartmann, die sich für ein Grundeinkommen einsetzt. Die Fragen von Chrismon sorgen dafür, dass die beiden miteinander reden und aufeinander eingehen. Und es zeigt sich (vor allem gegen Ende des Interviews), dass es bei den Differenzen vor allem um zwei grundlegende Fragen geht:
Erstens: Soll gesellschaftliche Teilhabe weiterhin ganz zentral über Erwerbsarbeit organisiert werden oder müssen wir andere Modelle ausprobieren? Und zweitens: Ist Gerechtigkeit nur möglich, wenn streng zwischen „Bedürftigen“ und „Nicht-Bedürftigen“ unterschieden wird, oder sorgt gerade diese Trennung immer weiter für die Stigmatisierung derer „unten“? Die Debatte wird uns jedenfalls noch eine ganze Weile beschäftigen.
Quelle: Nils Husmann, Claudius Grigat chrismon.evangelisch.de
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Meine Bedenken zum BGE bringt Butterwegge recht gut auf den Punkt: “In einer Gesellschaft, in der jeder 1000 Euro bekommt, wird das sehr wenig Geld sein.” Und der Staat verabschiedet sich aus seiner Verantwortung, weil es ja das BGE gibt.
Interessantes Interview. Ich möchte mal eine These vorschlagen, und lass mich auch gern belehren: Das BGE findet überall dort besonders viele Befürworter, wo die Gewerkschaften schwach sind und wenig Erfolge vorweisen können - also etwa im Osten Deutschlands und bei Freiberuflern. Unter streikerfahrenen Arbeitern in prosperiernden Industriezweigen dürfte der Rückhalt für das BGE eher gering sein. Ist da was dran?