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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Am 21. Januar 1924 starb erst 53jährig Wladimir Iljitsch Lenin. Sein 100. Todestag ist Anlass zu neuen Auseinandersetzungen. In einem Film für die ARD nähern sich Lutz Rentner und Kai Uwe Kohlschmidt dem Mann, dessen Vermächtnis immer noch umkämpft ist. In der Ankündigung heißt es:
Mit Putins Angriffskrieg auf die Ukraine rückt das politische Vermächtnis Lenins wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Wer war dieser Mann, der die Weltgeschichte so maßgeblich beeinflusste? Der völkerrechtswidrige Überfall Russlands auf die Ukraine liegt inzwischen fast zwei Jahre zurück. Lenins Politik, in seiner Heimat fast vergessen, dient im Februar 2022 dem russischen Präsidenten plötzlich als Begründung seines Angriffskrieges. Er behauptet, erst Lenin und die Bolschewiki haben den ukrainischen Staat geschaffen. Die unabhängige Ukraine – für Putin ein Verrat Lenins.
Im Film kommen Geschichtsschreiber von Orlando Figes bis Bozhena Kozakevych, von Antony Beevor über Botakoz Kassymbekova bis Susanne Schattenberg zu Wort (in den Links weiterreichende Literatur).
Der entschieden linke politische Schriftsteller Robert Misik rezensiert in der taz eine zum 100. Todestag erschienene neue Biographie positiv, aber sein Urteil ist ambivalent:
Was die Stärke des Lenin’schen Typus ist – kühl kalkulierender Demiurg der Weltgeschichte ohne alle Sentimentalitäten zu sein –, ist zugleich sein Abgrund.Opfer werden als kollaterale Ergebnisse gerechtfertigt, Gräuel als unschöne Randerscheinungen des Geschichtsverlaufs. Lenin verfällt immer mehr in das „dehumanisierende Vokabular einer hemmungslosen Gewaltsprache“ (Moritz/Leidinger).
Aber es gibt noch Linke wie Michael Brie, die das Erbe von Lenin nicht ausschlagen wollen und der Wissenschaftler begründet es in sieben Thesen. Sein Fazit:
Aus der Geschichte können nur diejenigen lernen, die unsere Wegbereiter auf der Suche nach einer emanzipierten Menschheit, zu Tische laden, sie als Genossinnen und Genossen verstehen, um mit ihnen über ihre großen Versuche und auch über ihr Scheitern zu sprechen. Und an diesen Tisch gehört auch Lenin. Wenn wir ihm nicht gerecht werden können, werden wir keine Zukunft haben.
Auch an seinem 100. Todestag spaltet Lenin immer noch Linke. Und der rechte Gewaltherrscher im Kreml begründet seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit dem Wirken Lenins.
Gleichzeitig liegen - direkt vor dem Kreml - immer noch Lenins sterbliche Überreste in einem Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau. Dazu ein Beitrag hier.
Deshalb ist die Frage aus der Ankündigung des Films "Lenin - Weg in den Terror" relevant:
Wer war dieser Mann, der die Weltgeschichte so maßgeblich beeinflusste und offenbar eine Zündschnur bis in die Gegenwart gelegt hat?
Quelle: Lutz Rentner, Kai Uwe Kohlschmidt, Robert Misik, Michael Brie u. a. Bild: ARD History www.ardmediathek.de
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