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Technologie und Gesellschaft

Wenn der Hass die virtuelle Welt verlässt

Sven PrangeMontag, 24.06.2019

Als nach dem Mord an dem hessischen CDU-Politiker Walther Lübcke in sozialen Medien Freude und Genugtuung über diese Tat ausbrach, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier:

"Wie manche Akteure in den sozialen Medien sich über seinen Tod hermachen und Genugtuung zeigen, geradezu Beifall klatschen, das ist einfach nur zynisch, geschmacklos, abscheulich, in jeder Hinsicht widerwärtig.“

Er hätte auch hinzufügen könne: Es ist auch alltäglich. Längst sind Teile der Social-Media-Welt zu Echo- und Verstärkungskammern des Hasses geworden. Und wie wenig Interesse die die Plattform anbietenden Konzerne daran haben, das zu ändern, zeigt die mittlerweile hässlich lange Tradition dieses Hasses. Dafür, dass dieser aus der virtuellen Welt längst den Weg in die reale findet, ist Lübcke zwar das krasseste, aber nicht das einzige Beispiel.

Während die Debatte über die Verantwortung zur Eindämmung dieses Hasses zur unschönen, weil folgenlosen, Routine geworden ist, wird über die Opfer und die Folgen für unser politisches System jenseits des Abstrakten fast nie gesprochen.

Das zu ändern ist der Verdienst dieses Films von Michael Heuer, in dem die Kommunalpolitikerin Helga Blumenthal nach unzähligen Drohungen sagt:

„Ich wachte nachts auf, um aus dem Fenster zu schauen, ob uns jemand beobachtet.“

Oder der nordrhein-westälische Bürgermeister Andreas Hollstein:

„Wenn das die politische Kultur in unserem Land ist, kann ich das auch nicht ändern.“

Das ist natürlich nicht nur ein Problem der Technologie, hat aber oft, wie der Film eher nebenbei verrät, den technischen Ausgangspunkt in ihr. Wie bedrückend das sein kann, zeigt diese ruhige Langzeitaufnahme verschiedener Fälle.

Wenn der Hass die virtuelle Welt verlässt

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