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verkrachter Historiker und verhinderter Politologe. Landwirt, LKW Fahrer, DJ, Eventmanager, Messeveranstalter, Kommunikationsberater, web-entrepreneur...
seit 2008 im Schützengraben der digitalen Revolution im Journalismus...
co-founder & Geschäftsführer von forum.eu (früher piqd.de)
co-founder von torial.com
Geschäftsführer der Schwingenstein Stiftung
Mir haben die Beschwichtigungstiraden gegenüber den Thesen zur Rolle von Facebook beim 2016er Brexit Referendum nie eingeleuchtet. Dieser kurze TED müsste eigentlich geeignet sein, euch auch wieder angemessen Angst zu machen.
Die Journalistin Carole Cadwalladr spielte bereits beim Cambridge Analytica Skandal eine wichtige Rolle. Hier legt sie nach und es geht nicht mehr eigentlich um CA und den Brexit, sondern um
...a hundred years of elections laws disrupted by social media.
Sie berichtet aus Süd-Wales, einer Gegend, in der 62% für den Brexit gestimmt haben, die aber an sich links ist und die massiv profitiert hat von der EU und so gut wie keine Einwanderer hat. Ihre Erklärung:
...this entire referendum took place in darkness, because it took place on Facebook. (...) So we have no idea who saw what ads, or what impact they had, or what data was used to target these people. Or even who placed the ads, or how much money was spent, or even what nationality they were.Sie berichtet wie die Begrenzung von Wahlkampfbudgets umgangen wurde, wie illegales Geld gezielt eingesetzt wurde, um unmittelbar vor dem Referendum krude Lügen ganz gezielt an beeinflußbare Personenkreise zu verteilen.
Cadwalladr adressiert direkt "the Gods of Silicon Valley" und fragt sie, ob sie das eigentlich gewollt haben? Die "Petrischale" von Donald Trump zu sein? Handlanger autoritärer Systeme?
Because you set out to connect people. And you are refusing to acknowledge that the same technology is now driving us apart.
Auch wenn Cadwalladr teilweise recht ungenau ist (z.B. im Bezug auf die Rollen von Farage und Banks, von Trump, Assange und den Russen) - für mich steht das alles ohnehin hinter der System-Kritik: social media bietet die Umgebung für massenhafte, völlig intransparente und faktenbefreite Wahlwerbung. Und ich halte die Annahme, dass genau das nicht die zentrale Dynamik der großen Disruption bei den letzten US Wahlen und dem Brexit Referendum gewesen ist, für schlicht naiv.
Quelle: Carole Cadwalladr Bild: TED Talk presenta... EN ted.com
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asdf
asdf
Volle Zustimmung! Bei Wahlen manifestiert sich aber nur ein Problem, das weit darüber hinaus reicht. Beispiel: Altersvorsorge. Auf FB tummeln sich unzählige Schlangenöl-Verkäufer, die gezielt eher alte, eher ungebildete Menschen mit Produkten adressieren, für die sich selbst Bernie Madoff schämen würde. So einfach als Betrug lässt sich das aber nicht erkennen, wenn drüber und drunter im genau gleichen "Look" Inhalte von grundseriösen Medien und Freunden stehen. Häufig haben andere Opfer aus dem Freundeskreis die Produkte auch schon gesehen und geliked. Das wird dann natürlich angezeigt und sorgt zusätzlich für Vertrauen. Das ist so perfide, dass für mich immer wieder die Erkenntnis steht: Werbung in sozialen Netzwerken muss pauschal verboten werden. Das bekommt kein Staat wieder gesundreguliert.
Am Brexit kann man wirklich gut sehen, was das Problem ist. Nachdem May im Sommer ihren Ausstrittsplan mit Mühe durchs Kabinett bekommen hatte (Chequer's) wurde eine Online-Kampagne gelauncht mit dem Ziel, die Inboxen der Abgeordneten zu fluten mit Nachrichten von No-Deal-Brexit-Befürwortern. Das sollte wie eine Grassroots-Bewegung aussehen, war aber orchestriert und ist jetzt mit einer Geldstrafe belegt worden. Der Nebeneffekt:
"The Mainstream Network was automatically copied in on all of these emails, creating a valuable list of British voters who are passionately interested in Brexit – a potentially valuable data resource for a pro-Brexit political party or politician."
https://www.theguardia...
Ich bin sehr gespannt, was noch darüber bekannt wird, was Nigel Farages neue Brexit Party damit zu tun hat. Der hat nämlich auf wundersame Weise ohne Parteiprogramm und bevor er EU-Kandidaten aufgestellt hatte, mehr Online-Spenden eingesammelt als die etablierten Parteien. Durch massenhaft Kleinspenden unter 500 Euro. Und in manchen Umfragen kommt die Partei aus dem Stand auf 40%. Würde mich sehr wundern, wenn dazu nicht auch Mikrotargeting bei FB eingesetzt wurde.
Danke für diesen piq! Als Ergänzung dazu, hier noch die Geschichte hinter diesem TEDTalk https://www.theguardia...
Ebenfalls ein ausgewachsener Krimi ...
"Und ich halte die Annahme, dass genau das nicht die zentrale Dynamik der großen Disruption bei den letzten US Wahlen und dem Brexit Referendum gewesen ist, für schlicht naiv."
Ist das nicht dennoch etwas zu kurz gedacht? Solche Wahlwerbung kann auch nur dort wirken, wo ohnehin schon fruchtbarer Grund vorhanden ist.
Das erscheint mir zum Einen das Ergebnis der "TINA"-Politik. In Deutschland waren z.B. Hartz-Reformen, Rentenkürzungen und Rentenprivatisierung und Gürtel enger schnallen alternativlos während Unternehmensgewinne Rekordhöhen erreicht haben. Kritik und alternative Ansätze, d.h. auch eine Beteiligung der Bevölkerung an Demokratie, waren nicht erwünscht, weil sie das Regieren erschwert hätten.
Andererseits könnte man auch provokativ fragen, was (die Bildung und Medien) eine(r) Gesellschaft wert ist (sind), in der Menschen sich durch Memes besser informiert fühlen als durch Nachrichten und Politikanalysen.
Ich will damit nicht sagen, dass Wahlbeeinflussung durch Facebook nicht stattfindet. Aber es als die entscheidende Dynamik für die gegenwärtigen Entwicklungen zu sehen scheint mir eine gefährliche Verkürzung in Anbetracht der Tatsache, dass die Risse in der Gesellschaft doch sehr real sind.