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Pop und Kultur

Talking Heads und die kulturelle Aneignung: Es ist kompliziert

Jan Paersch
Autor für taz, NDR, DLF, Jazz Thing und andere
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Jan PaerschMittwoch, 20.06.2018

Afrikanisch angehauchte Beats sind heute längst fester Bestandteil des Pop-Kanons. 1980 sah das noch anders aus. Da musste erst eine übercoole Avantgarde-Pop-Band wie Talking Heads kommen, um Fela Kutis unerhörte Sounds einem breiteren Publikum näher zu bringen. "Remain In Light" hieß das Album, dessen Polyrhythmen perfekt zum "paranoid schwindeligen Monolog" des Sängers David Byrne passten: Wie bin ich hierher gekommen, und wo bin ich überhaupt?

Das Album wurde ein Hit, Jan Kedves behauptet im Deutschlandfunk gar, es gehöre zum US-amerikanischen Kulturerbe. Heute würde man Byrne & Co. wohl kulturelle Aneignung vorwerfen, dabei, so schreibt Kedves, waren es vor allem die Journalisten, die versäumt hatten, zu vermitteln, dass diese großartige Musik ihren Ursprung in Westafrika hatte. Aber - stimmt das überhaupt? Schließlich wurde Fela Kutis Afrobeat maßgeblich von James Brown beeinflusst.

Angélique Kidjo hat eine eigene Meinung dazu, vor allem aber hat sie ein Album gemacht: die aus Benin stammende Sängerin covert das komplette "Remain in Light", teils in afrikanischen Sprachen, mithilfe von Cracks wie Blood Orange, dem Produzenten von Kanye West, und dem Mann, dessen gefühlt achtarmiges Drumming all diese Musik überhaupt erst möglich gemacht hatte: Tony Allen. Gewissermaßen die Aneignung der Aneignung.

Das Resultat ist elektrisierend: Wer einmal zum famosen "Born Under Punches" mit Bläsern der Antibalas durch die Wohnung gehüpft ist, wird das Original auf einmal ein bisschen fade finden.
Talking Heads und die kulturelle Aneignung: Es ist kompliziert

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