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Pop und Kultur

Little Richard ist gestorben – ein Nachruf

Dorothea Tachler
Musikerin

Spielt und singt in Bands und macht Musik für Filme.
Ihre eigenen Bands heissen My Favourite Things und Hunki Dori.
Sammelt und verteilt Lieder und Artikel in München, Berlin und New York.

Zum Kurator'innen-Profil
Dorothea TachlerSamstag, 09.05.2020

Little Richard, geboren Richard Wayne Penniman, der "King und Queen" des Rock'n'Roll ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Er nannte sich selber so, weil er sich damals schon offen als homosexuell/bisexuell/"omnisexuell" bekannt gab, womit er nicht nur ein Pionier des Rock and Roll war. Und auch hier nannte er sich selber einen "Architekten" des Rock'n'Roll, und tatsächlich prägte er die Musikszene immens. Mit seinem wilden Klavierspiel, starken Gospel-gefärbten Gesang, Make-up und den Kostümen beeinflusste er Musiker wie Otis Redding, James Brown, Prince, Michael Jackson. Jimi Hendrix spielte einmal in Little Richard's Band und wollte, dass seine Gitarre so klinge wie dessen Stimme. David Bowie sagte, er sei wegen ihm ein Musiker geworden, wie man in diesem Video hier in Brooklyn Vegan's Artikel sehen kann. Er mischte Elemente von Gospel, Country, Vaudeville und Blues in etwas ganz Neues und stürmte die Charts mit "Tutti Frutti" (1955) und "Long Tall Sally" (1956). 1962 durften die Beatles als seine Vorband mit ihm auf Tour gehen, wo er ihnen anscheinend hilfreiche Tipps für ihre Performance und Gesangstechnik gab. Ein Jahr später sollte Little Richard eine Tour "retten" mit den Everly Brothers, Bo Diddley und den Rolling Stones, nach welcher er seine eigene Fernsehshow "The Little Richard Spectacular" erhielt. 

Richard selbst war stark von Gospel-Gesang geprägt. Er wuchs in einer verarmten Gemeinschaft in Georgia auf, wo er nicht nur in der Kirche sang, sondern über die ganze Nachbarschaft, laut und mit eigens gespielter Begleitung auf Töpfen und Pfannen, was die Nachbarn nervte. In der fünften Klasse dann lernte er Saxophon und spielte in der Marching Band der Schule. Es dauerte, bis seine Karriere die wurde, die wir heute kennen, denn er hatte erschwerte Bedingungen, als afroamerikanischer Musiker anerkannt zu werden, doch er schaffte es. Er war ein Mann der Extreme, ein Party-Tier, das in den 70er Jahren etwas zu tief ins Glas und in die Drogen blickte (wobei er früher teilweise völlig abstinent war), und immer wieder das Showbusiness pausierte, um sich seiner Religiosität hinzugeben und mit einer Bibel unter dem Arm zu predigen. Er hätte gerne diese Rolle in der Kirche gehabt, wie andere Familienmitglieder. Eine unglaubliche Karriere, und unglaubliche Energie hatte dieser Mann und immer wieder Comebacks. Er hatte später Gesundheitsprobleme, aber sang immer noch bis ins hohe Alter. Sein letztes Konzert war 2014 in Tennessee. 

Little Richard ist gestorben – ein Nachruf

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