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Medien und Gesellschaft

Was "alte" Medien von Bento, ze.tt, BuzzFeed und Vice lernen können

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

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Simon HurtzSamstag, 28.11.2020

Die Corona-Krise hat deutsche Medien mit jüngerer Zielgruppe hart getroffen. Vice-Chefredakteur Felix Dachsel drückt es so aus:

Wenn dieses Jahr für Medien ein schlechtes war, dann war es für junge Medien ein beschissenes. Das Ende von Bento, das Zurückstutzen von ze.tt, der Verkauf von BuzzFeed Deutschland und bei Vice war es auch eher turbulent.

Was das für die Millennial-Medien und ihre Redaktionen bedeutet, schrieb Aurelie von Blazekovic im August auf. In diesem piq geht es nicht um die Vergangenheit, sondern um die Zukunft der gesamten Branche – die zumindest in Teilen mit unangebrachter Häme auf die wirtschaftlichen Probleme der jungen Ableger und digitalen Neugründungen reagierte.

Ich schreibe diesen Text, weil ich mich über die Schadenfreude wundere, mit der einige [Kollegïnnen] unsere Turbulenzen kommentieren. Ich wundere mich, weil ich nicht verstehe, woher dieses Selbstvertrauen kommt. Als sei nicht überall Krise, Kurzarbeit, Anzeigenschwund. Als erkunde man täglich sprudelnde Geldquellen.

Dachsel verweist auf Jan Böhmermann und Don Alphonso, "die Querfront der Häme". Doch wer nur die üblichen Klischees bedient (Millennial-Portale berichten mit Clickbait-Überschriften und vielen Gendersternchen über Minderheiten und Sex), macht es sich zu einfach.

Es gibt durchaus Dinge, die etablierte Medien von ihnen lernen können und auch sollten. Dachsel zählt fünf Punkte auf, stilgerecht in Form eines Listicles:

  • Lasst Menschen in Protokollform zu Wort kommen: "Hier geht es um mehr als ein Format. Es ist eine Frage des journalistischen Ethos: Wie und wo drängt man sich als Autor ins Bild?"
  • Unterhaltung und Ernst müssen kein Widerspruch sein: "Ich habe selten so viel investigative Coolness erlebt wie bei den Kolleginnen und Kollegen von BuzzFeed. So viel unbestechliche Klarheit und Ausdauer." (Ich unterschreibe das.)
  • Auch junge Menschen können führen: "Medien, in denen junge Menschen Verantwortung konsequent fernbleiben, sind lebensbedroht. Die Überalterung an der Spitze ist kein theoretisches Problem der Repräsentation, sondern eine Überlebensfrage."
  • Die Zukunft ist digital: "Der Kulturkampf vorbei, die Realität hat ihn längst entschieden. Die Frage ist nur noch, wie viel Realitätsverweigerung sich Medienhäuser leisten wollen, wie viel grummelige Printosaurier sie aushalten, die einen Großteil ihrer Arbeitszeit darauf verwenden, alles Digitale abzulehnen."
  • Mehr Mut zur Ich-Form: "In alten, etablierten Medien hängt man noch teilweise der Illusion an, man könne durch das rhetorische Unterdrücken dieses Wortes, die Objektivität eines Textes herstellen, was in meinen Augen nicht mehr ist als ein Taschenspieler-Trick. Die eigene Rolle als Autorin oder Autor verschwindet nicht, indem man sie verschweigt."

Unabhängig davon, ob man Dachsel in allen Punkten zustimmt oder nicht (ich tue es), sollte man sein Fazit beherzigen:

Wir junge Medien hatten ein hartes Jahr, einige sind auf der Strecke geblieben. Wir können stolz sein, experimentiert zu haben. Wenn älteren [Kollegïnnen] etwas gelegen ist an der Zukunft, dann verzichten sie auf Häme. Am Ende lösen wir das Rätsel, wie der Journalismus überleben kann, nur gemeinsam
Was "alte" Medien von Bento, ze.tt, BuzzFeed und Vice lernen können

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