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Medien und Gesellschaft

Warum man Freunden ein schlechtes Öko-Gewissen machen sollte

Jan Paersch
Autor für taz, NDR, DLF, Jazz Thing und andere
Zum Kurator'innen-Profil
Jan PaerschFreitag, 10.01.2020

Freunde auf ihre schwache Klima-Bilanz aufmerksam machen? Das sei wie laut rülpsen, meint Margarete Moulin. In ihrem Kommentar mit dem schönen Titel "Mut und Feigheit vor dem Freund" kommt die Autorin, die sich ausdrücklich nicht als Öko-Fachfrau bezeichnet, wie eine veritable Nervensäge rüber, die nicht nur nicht schweigen will, wenn "einer von seiner Reise nach Sri Lanka berichtet oder vom Gletscherskitag Ende Oktober", sondern auch Menschen anspricht, die ihre Ökoeinkäufe in den SUV wuchten. Nervt sie zu Recht?

Moulin schreibt, man erinnere sie gern daran, "bitte nicht intolerant zu sein, anderen Menschen ihren Lebensstil zu lassen und keinesfalls moralisierend zu werden. (...) Ständig wird von mir Verständnis gefordert für die Freiheiten anderer."

Jedoch:

Warum soll ich den Trägen und Bequemen, die so tun, als gingen sie Artensterben, Klimawandel und Nahrungsmittelknappheit nichts an, Toleranz entgegenbringen? Ihnen gegenüber den Mund zu halten bedeutet nicht Toleranz, sondern Feigheit.

Oft fordere man von Journalisten wie ihr, Lösungsansätze zu bieten. "Man möchte also einfach Alternativen konsumieren, für die sich andere Leute den Kopf zerbrochen haben. Ganz ohne sich selbst mit beklemmenden Fakten wie dem Verlust von Ackerboden oder Trinkwasser zu befassen."

Wie also im Bekanntenkreis auftreten, wenn man sich die Freundschaft nicht verscherzen möchte? Moulin glaubt, dass man das Klima-Streiten genauso lernen kann wie das Kontern gegen politischen Extremismus. Zum Schluss zitiert die Autorin die Politikerin Gesine Schwan: "Um die Trägen zu bewegen, muss man eben auch mal die Grenzen der Höflichkeit ausreizen."

Warum man Freunden ein schlechtes Öko-Gewissen machen sollte

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Kommentare 26
  1. Marc Thiel
    Marc Thiel · vor 3 Jahren

    Freundschaft sollte Kritik aushalten egal bei welchem Thema, man ist nach der Kritik ( auch an einem selbst ) eventuell etwas verstimmt, dies renkt sich aber ein.

  2. Niels Benedikter
    Niels Benedikter · vor mehr als 4 Jahre

    Ich freue mich, von meinen Freunden auch mal Kritik zu hören. Vielleicht nicht im Augenblick, aber am Ende lerne ich doch vor allem dann dazu, wenn ich etwas höre, das ich nicht sowieso schon genauso selbst dachte.

  3. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor fast 5 Jahre

    Es gibt übrigens auch viele Leute, die offen ihr Verhalten reflektieren und versuchen, es anders zu machen - immer in dem Wissen, dass man als einzelne(r) natürlich nur begrenzt Einfluss hat. Das letzte Jahr hat da viel Engagement freigesetzt. https://www.riffreport...

  4. Andreas P.
    Andreas P. · vor fast 5 Jahre

    Ich halte das nagen an Freunden mit Weltverbesserung für intolerant und mit einer Freundschaft im Kern unvereinbar. Entweder ich akzeptiere die Leute um mich wie sie sind, oder nicht. Wenn nicht, bitte Freundschaft kündigen und Filterblase schließen.

    1. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor fast 5 Jahre

      ...das funktioniert in meiner Bubble zum Glück anders...gerade der Freundeskreis ist doch ein guter safe room um auch mal einen rauszuhauen und sich mal was anzuhören, was einen auch challengt...klar- der Ton macht die Musik. Aber ein freundschaftliches "Robbenficker" muss der Maserati-Fahrer von Welt schon abkönnen.

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor fast 5 Jahre

      @Marcus von Jordan jetzt tut mir mein derber Humor schon wieder leid...war aber wirklich nur lustig gemeint. Wollte nur sagen: ich kenne Leute, die für mich geradezu unfassbar ärgerliche Sachen sagen, aber irgendwie ist mir klar, dass ich dabei jedenfalls mehr lerne, alswenn mein Gegenüber fortwährend nickt.

    3. Andreas P.
      Andreas P. · vor fast 5 Jahre

      @Marcus von Jordan Echte grünradikale Linke haben keinen Humor, wo doch alles so schrecklich ist. How dare you!
      Man kann zu allem unterschiedlicher Meinung sein und diskutieren. Nicht aber vom moral high ground aus belehren, wie leider viele (deswegen unerträgliche) Melonen.

    4. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor fast 5 Jahre

      @Andreas P. wird dich nicht überraschen, dass ich auch das als Schutz-Narrativ entlarve, der dir helfen soll, nichts überdenken zu müssen. Der sehr offensichtlich allergrößte Teil der Engagierten in dem Thema bemüht sich ständig "verträglich" und empathisch zu argumentieren. Du und andere beißen sich fest an den wenigen Predigern und erklären sie zur Regel.

    5. Andreas P.
      Andreas P. · vor fast 5 Jahre · bearbeitet vor fast 5 Jahre

      @Marcus von Jordan Ich brauche kein Schutz-Narrativ, weil ich, denkend, ganz offen und ohne einen Anflug von schlechtem Gewissen wahnsinnig gerne Auto fahre und Fleisch esse. Außerdem fliege ich im Schnitt alle zwei Wochen irgendwo hin. Dies zwar um Geld zu verdienen, aber dass klingt mir schon wieder zu sehr nach Rechtfertigung. Nein ich fliege gerne und freue mich immer noch jedes mal fast kindlich, wie schnell man in einer völlig anderen Welt sein kann.
      Grünradikale haben im Mittel eine Tendenz zum Predigen.

      Mein freundschaftlicher Rat: Fang mal an mit Schelsky "Die Arbeit tun die anderen. Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen." und danach vielleicht was von Charles Murray. Wenn Du hart genug bist: "What it Means to be a Libertarian".

      "Man verbiete mir was!" ist nie empathisch, sondern immer eine Beschränkung der Freiheit.

    6. Jan Paersch
      Jan Paersch · vor fast 5 Jahre

      @Andreas P. Mit Soziologen kommen, deren Texte kaum einer gelesen hat, ist immer einfach. Was die Flugfreude angeht: clever provoziert, was soll man darauf antworten? Am besten gar nicht. Oder so: https://www.facebook.c...

    7. Andreas P.
      Andreas P. · vor fast 5 Jahre

      @Jan Paersch Man könnte (1) die Soziologen lesen und was lernen, (2) anerkennen dass wir in einem freien Land leben oder (3) das kölsche Grundgesetz verinnerlichen (https://www.frueh.de/f...) und seine Mitbürger sowenig belehren wie seine Freunde - dann müsste man aber zumindest im privaten aufhören moderner Journalist mit Über-Haltung zu sein.

    8. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor fast 5 Jahre

      @Andreas P. ...vielleicht wirst du lieber von McKinsey belehrt: https://www.spiegel.de...

    9. Andreas P.
      Andreas P. · vor fast 5 Jahre

      @Marcus von Jordan Bei Unternehmensberatern kann man alles und auch meist das Gegenteil davon kaufen. Wahrscheinlich sind sie deswegen deutlich besser bezahlt als Journalisten. Wenn ich das nächste mal neben einem Mcki im Flieger sitze spreche ich ihn darauf an. Ich wette es ist ihm peinlich.

    10. Niels Benedikter
      Niels Benedikter · vor fast 5 Jahre

      Also ich diskutiere gerne mit Freunden. Sogar mit einem der leider seit einiger Zeit hart rechtspopulistisch beeinflußt ist. Wir einige uns zwar am Ende nur auf weniges, aber es hilft mir trotzdem einiges zu verstehen, was in den Leuten vorgeht die auf Rechtspopulismus ansprechen.

    11. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor fast 5 Jahre

      @Niels Benedikter so ist es bei mir auch...mit einer Grenze natürlich...

  5. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor fast 5 Jahre

    Fleisch und Fliegen sind die beiden unterschätztesten Hebel:
    https://www.klimafakte...
    Erstens sollte man die Vorbildfunktion nicht unterschätzen - das zieht mehr, als man denkt.Also im Falles des Verzichtes, ganz nüchtern erwähnen, warum man verzichtet. Ohne Zeigefinger. Und dann fehlt mir immer der Narrativ: "mal sehen, was ich alles ändern kann, was mir eh egal oder fast egal ist" - ich behaupte ja, dass das schon 60% Verbesserungspotential hat.

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 5 Jahre

      Das ist wohl der Text, den Du meinst. https://www.klimafakte... Insgesamt ist den Wärmeverbrauch (Heizung + Warmwasser) zu reduzieren aber das was am meisten bringt. Das wird nur oft nicht ins Individualverhalten gezählt, weil Mieter weniger Möglichkeiten haben als Eigentümer. Aber Heizung runterdrehen ist ein einfaches und wirkungsvolles Instruement. Und auf's eigene Auto verzichten.

    2. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 5 Jahre

      @Daniela Becker Und das ist die Grafik zu den persönlichen Hebeln. https://www.klimafakte...

    3. Magdalena Taube
      Magdalena Taube · vor fast 5 Jahre

      Das sehe ich ganz genauso, habe ich schon erwähnt, dass ich meinem ganzen Leben genau fünf Langstreckenflüge gemacht habe! Nur so am Rande :)

    4. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor fast 5 Jahre

      @Magdalena Taube Das waren sicher 10! Hin und Zurück...weil sonst wärest du ja sonst jetzt irgendwo...

    5. Magdalena Taube
      Magdalena Taube · vor fast 5 Jahre

      @Marcus von Jordan Du Fuchs du!

    6. Niels Benedikter
      Niels Benedikter · vor fast 5 Jahre

      Was das Fliegen angeht: https://fairosene.eu/ unterschreiben :).

  6. Marc Thiel
    Marc Thiel · vor fast 5 Jahre

    Eine Diskussion über den Klimawandel sollte eine Freundschaft
    schon aushalten, sonst ist diese
    Freundschaft nichts wert. Die
    andere Frage sollte aber sein
    muss ich mich einschränken,
    ich habe kein Auto, fahre S-Bahn,
    fliege 2 mal im Jahr in Urlaub,
    trinke keinen Kaffee to Go,
    benutze keine Strohhalme, lese
    Zeitung aus Papier. Es gibt so
    viele Möglichkeiten die Bilanz zu verbessern, die Verpackungsindustrie, wäre als Vorreiter gefragu

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