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Kurator'in für: Medien und Gesellschaft Pop und Kultur Fundstücke
Alexander Matzkeit spricht und schreibt als freier Journalist über Medien, Film und Kultur. Er produziert und moderiert den Podcast "Läuft" für epd medien und Grimme Institut.
Wann immer die Diskussion aufkommt, ob Phänomen X ein Ergebnis des Internetzeitalters ist oder ob es dadurch nur neue Sichtbarkeit erlangt hat, lohnt es sich, nicht nur davon auszugehen, dass es X immer schon irgendwie gab, sondern vor allem zu fragen: Wie genau? Der "Slate"-Podcast One Year hat aus dem Jahr 1942 eine Geschichte ausgegraben, die perfekt zu heutigen Debatten über Fake News und Factchecking passt.
Denn dass Kriege sowohl Gerüchte als auch gezielt als Gerüchte getarnte Propaganda hervorbringen, dürfte niemanden überraschen. Wie komplex das "Informationskrieg"-Geflecht zwischen Achsenmächten und Alliierten aber teilweise wurde, ist ein faszinierendes Stück Mediengeschichte. Während das US-Kriegsinformationsministerium ein "War Rumor Project" aufsetzte, um sich verbreitende Gerüchte einzufangen und ihnen entgegenzuwirken, ging auch ein Radiosender namens "Station Debunk" auf Sendung, der sich dem Namen nach der gleichen Mission verschrieben hatte, eigentlich aber Nazipropaganda verbreitete. Die Aufnahmen sind in diesem Podcast erstmals öffentlich zu hören. (Hier auch als Transkript zum Nachlesen.)
Fake News bzw. Verschwörungserzählungen als Factchecking und Debunking zu tarnen, also genau als die Instrumente, die am "Lagerfeuer der Vernünftigen" (Karl Lauterbach) gerne als letzte Bastion gegen die Infodemie hochgehalten werden (und die ja auch nachweislich wirksam sind), kann also Teil einer Informationsstrategie sein. Und wie der Podcast klar darlegt, wurden am Ende vor allem antisemitische und rassistische Ressentiments bedient, die in der US-Bevölkerung ohnehin vorhanden waren. Vielleicht lohnt es sich auch, andere Techniken von damals wieder aufleben zu lassen. Was wäre wohl das heutige Äquivalent davon, wie damals "Voice of America" ins Feindesgebiet hineinzusenden?
Quelle: Josh Levin Bild: Slate EN slate.com
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