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Kurator'in für: Fundstücke Feminismen Liebe, Sex und Wir
Natalie Mayroth is a German-Iranian author who graduated from Ludwig-Maximilian University Munich with a Master in Cultural Studies, Iranian Studies & Sociology. She works in South Asia and Germany for different publications like taz.die tageszeitung, Wochenzeitung, or VICE. In her writings, she focuses on subculture, media, women, and social issues. Natalie is a fellow of the Health Security Grant 2021/22, Development Journalism Grant by EJC with taz 2020, the International Media Fellowship by Press Club of Hannover 2019, Media Ambassadors India-Germany scholarship 2017, and China-Germany 2016.
Es kursiert eine Studie, die betroffen macht: Es gibt Menschen, die es bereuen, Kinder bekommen zu haben. Und das belegen gleich zwei unterschiedliche Studien. Skandal. Das ist zum einen die Studie „Regretting Motherhood" der Soziologin Orna Donath (bezieht sich sogar nur auf Mütter) und die YouGov-Studie, die besagt, dass 20 Prozent der Mütter und Väter in Deutschland lieber nicht noch einmal Eltern werden würden – auch wenn sie ihre Kinder lieben – nach der Studie zu 99 Prozent. (Es sagen aber auch 73 Prozent aller befragten Eltern, sie würden wieder Kinder bekommen wollen, auch wenn sie die Zeit zurückdrehen könnten. Sogar 80 Prozent geben an, Eltern von „Wunschkindern" zu sein.) Diese Studie greifen auch die Zeit-Autoren Frida Thurm und Sascha Venohr an diesem Donnerstag auf und entschlüsseln sie weiter. Letztendlich mit gutem Gefühl, denn Liebe und der nicht erneute Kinderwunsch können offenbar nebeneinander existieren.
Die Gründe jedoch, warum sich Eltern erneut gegen Kinder entscheiden würden, sind schwankend und kommen zu kurz. Es seien aber vor allem äußere Umstände wie die Karriere (bzw. fehlende Betreuungsplätze). Bei diesen Studien wurde erst gar nicht erfasst, wer sich aus welchen Gründen gegen Kinder entschieden hat. Nicht erst durch einen längeren Aufenthalt in Asien bemerke ich immer mehr, dass das Land in dem ich lebe, nicht das kinderfreundlichste ist. Und es auch nicht unbedingt war: Vor zwanzig Jahren machte meine Mutter, eine Mutter von vier Kindern, des Öfteren negative Erfahrungen, die sie uns aber vorenthielt, da in ihrem Umfeld viele nicht verstehen konnten, warum man sich noch für eine Großfamilie (mit einem ausländischen Mann!) entscheidet. Mich würde interessieren, was die (bisher) Kinderlosgebliebenen zu diesem Thema sagen. Wäre das nicht eine neue Studie wert?Quelle: Sonja Laude, Holger Geißler, Philipp Schneider und Matthias Schmidt yougov.de
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Hi Nils,
an dem Punkt kann man sicher ansetzen, doch für mich sind Reue und etwas nicht noch ein Mal tun wollen nicht das Gleiche, vor allem würde ich den Eltern, nicht ohne mit ihnen persönlich gesprochen zu haben, unterstellen, dass sie etwas Böses, Falsches oder Unmoralisches getan haben. Das würde keinen Sinn machen. “Scheitern als Chance" sehe ich als junger Menschen (Ü30) nicht als Zwangsverpflichtung, sondern als einzige Möglichkeit anders zu denken, weiterzumachen und sich zu entwickeln. Die Institutionen in Deutschland sind schrecklich eingefahren. Man kann nicht alles bereuen, was man bisher gemacht hat, und auch die schlechten oder nicht so schönen Erfahrungen prägen. Deshalb auch, ohne Moralisch zu sein: Was denken jene, die sich bewusst gegen Kinder entscheiden. Und wenn ich mich recht erinnere, ist "Non, je ne regrette rien" jetzt auch schon über 60 Jahre alt. Und klar, ich finde es immer noch wichtig, als Frau sagen zu können: Ich bereue nichts, es ist mein Leben. Oder auf was wolltest du hinaus?
Liebe Natalie,
prima piq, vielen Dank dafür. Was mir in der ganzen Debatte so ein bisschen fehlt, ist ein grundsätzliches Nachdenken über das Konzept von Reue. In Zeiten von "Non, je ne regrette rien" und der Zwangsverpflichtung "Scheitern als Chance" ist mir persönlich nicht ganz klar, wie viel die allgemeine Ablehnung von Reue zur Debatte beiträgt. Wie viel von der Diskussion um elterliche Reue ist im eigentlichen Sinn eine längst überfällige Diskussion über Reue?
LG
Nils