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Kurator'in für: Fundstücke Liebe, Sex und Wir Kopf und Körper
Theresa Bäuerlein schreibt am liebsten über die Hintergründe gesellschaftlicher Phänomene für verschiedene deutsche Medien. Themen, die sie dabei immer wieder faszinieren, sind Liebe und Sex mitsamt der dazugehörigen Industrie und Ernährungsfragen. Genau so gerne gräbt sie sich aber in jedes andere Thema ein, das ihren Kopf zum Surren bringt.
Bananen sind alle gleich. Zumindest die, die wir kaufen können. Sie haben alle ungefähr die gleiche Größe, Krümmung, Farbe und Geschmack. Tatsächlich sind die meisten Bananen, die in der Welt angebaut werden, miteinander so identisch wie eineiige Zwillinge - genetisch einheitlich. Dafür gibt es einen einfachen Grund, den jeder sehen kann, der eine dieser Früchte schält: Sie enthalten keine Kerne und damit auch keine Samen. Man kann also nicht kreuzen, um neue Sorten zu züchten. Die Bananen, die wir essen, sind Klone.
Für die Bananenindustrie ist das gut, weil alle Bananen immer den richtigen Geschmack und ungefähr die richtige Größe haben. Abgesehen davon, dass uns damit aber eine große Bandbreite an Bananengeschmäckern entgeht, bringt die genetische Einheitlichkeit aber auch Probleme mit sich: All diese Bananenpflanzen und -früchte sind damit im Grunde ein einziger großer Organismus mit dem gleichen genetischen Material und anfällig für die gleichen Krankheiten. Jedes Pathogen, das eine Pflanze angreifen kann, ist für alle gefährlich.
1890 passierte genau das: Die "Panama-Krankheit" verbreitete sich über die Plantagen und raffte die Pflanzen dahin. Die Bananen waren damals Klone der Sorte "Gros Michel", die perfekte Eigenschaften mitbrachten. Nach der Katastrophe suchte die Industrie nach einer anderen, weniger anfälligen Bananenpflanze. Sie fand die Sorte "Cavendish". Sie schmeckte längst nicht so gut wie die Gros Michel, war aber resistent gegen die "Panama-Krankheit" und wurde fortan überall angepflanzt. Dank massiver Werbekampagnen wurde die "Cavendish" schnell populär. Bis heute sind fast alle Bananen, die wir kaufen können, "Cavendish"-Bananen.
Das Problem, das genetische Einheitlichkeit mit sich bringt, ist damit natürlich nicht gelöst. Und es beschränkt sich nicht nur auf Bananen: Wir essen von allen Früchten, Gemüsen und Getreiden immer weniger Sorten, weil wir uns an bestimmte Geschmäcker gewöhnen - und weil es praktisch für die Industrie ist.
Quelle: Rob Dunn EN wired.com
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Faszinierend und verstörend. War mit nicht bewusst. Ich erkenne da Parallelen zur Plattformökonomie. Je mehr Menschen sich auf einen Typen einigen, desto größer die "Economies of Scale", desto größer der Nutzen für alle (in diesem Fall, in Form von günstigen Preisen und Verfügbarkeit), desto größer die Abhängigkeit von einzelnen Konzernen, desto größer die Auswirkungen von Ausfällen/Fehlern/Beeinträchtigungen. Haben also doch die Leute recht, die Facebook für Banane halten?