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Kopf und Körper

Schmerz lass nach

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannMittwoch, 07.09.2016

Birgit Schmitz beschäftigt sich in diesem Text damit, dass Schmerzen häufig sowohl über- als auch unterschätzt werden. Das lässt sich an einem Satz erklären, den fast jeder schon mal gehört haben dürfte: "Man muss den Schmerz auch mal aushalten können." Das impliziert, dass der Schmerz eine Funktion hat, die sinnvoll ist, ein Prozess, den man durchlaufen sollte, wie bei einer Impfung. Das stimmt aber nicht, der Schmerz hat nur die eine Funktion: Nach Abhilfe zu rufen. Den Schmerz auszuhalten führt nicht zu Abhärtung, sondern unter Umständen zu einer Verstetigung und im schlimmsten Fall zu einer Verselbstständigung des Schmerzes:

"(Das Gehirn) reagiert mit einer sich immer mehr steigernden Empfindlichkeit. Das nennt man Wind-up und bedeutet, dass mehr Rezeptoren für die Weiterleitung des Schmerzreizes dazu geschaltet werden und es zu mehr Entladungen in den Nervenbahnen kommt. (...) Die Nervenzellen speichern den Reiz ab. (...) Das heißt: Je länger Schmerzen ausgehalten werden, desto mehr verändern sich die Zellen, desto stärker die Ausprägung des Schmerzgedächtnisses. Unterschätzt wird häufig, wie schnell das geht: Drei bis sechs Monate setzt die Forschung inzwischen an."

Chronische Schmerzen - ein ausgeprägtes Schmerzgedächtnis - sind auch deshalb ein häufiges Problem, weil sie mit den gängigen Schmerzmitteln nicht behandelt werden können, wie Schmitz beschreibt, und weil die in diesem Fall hilfreicheren Opioide zu Unrecht verpönt sind und deshalb zu selten oder unsachgemäß zur Anwendung kommen. Schmitz erklärt diesen Zusammenhang am Beispiel von Prince, der an chronischen Hüftschmerzen litt. Der Musiker starb an einer Überdosis Fentanyl, einem synthetischen Opioid. Schmitz selbst hatte zwei Jahre lang zwölf Stunden am Tag Kopf Schmerzen. Heute ist sie schmerzfrei. Wie sie das geschafft hat, erklärt sie im Artikel.

Schmerz lass nach

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Kommentare 1
  1. Sebastian Springer
    Sebastian Springer · vor 8 Jahren

    Sehr guter Artikel bzw. Buchauszug. Es ist noch ein langer Weg, aber die Entwicklung ist da. Ebenso wie die Palliativmedizin bewegt sich die Schmerzmedizin endlich in Richtung einer vernünftigen Versorgung. Bloß die allgemeine Akzeptanz der Schmerzsyndrome wird wohl noch etwas brauchen ... leider.

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