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Falsche Berichterstattung und irreführende Werbung über gesundmachende Therapien und Produkte können lebensbedrohliche Folgen haben:
Wenn Meldungen über „Wundermittel“ im Netz gestreut werden, die angeblich gegen Diabetes, Infektionen oder Rheuma helfen, aber die bestellten Ampullen in Wirklichkeit nur Kochsalzlösung enthalten.
Wenn Krebs-Therapien ohne Beweise für ihre Wirksamkeit in den sozialen Medien gefeiert werden, und das Vertrauen in tatsächlich hilfreiche Therapien untergraben wird.
Wenn Kindern ein ätzendes Chlordioxidgemisch verabreicht wird, weil in einer Elterngruppe stand, dies helfe gegen Autismus – dann sind Fakenews eine Gefahr für die Gesundheit.
Das Team von MedWatch wird das Netz nach gefährlichen und unseriösen Heilsversprechen scannen. Einen Schwerpunkt werden Recherchen aus der Grauzone des Netzes bilden, in der vermeintliche Heiler ihre Wunder anbieten. Wir berichten und klären auf.
In der schieren Masse täglicher Informationen zu Gesundheit, neuen Arzneimitteln und Therapien wird es dabei immer schwerer, verlässliche Inhalte zu erkennen, gesundheitspolitische Entwicklungen zu verstehen oder sich als Patient die richtigen Anregungen und Hilfen zu holen. Das wollen wir ändern. Mit tagesaktuellen Nachrichten, Interviews und Reportagen.
Was macht eine Fernsehmoderatorin, wenn sie neue Energie benötigt? Im Fall von Birgit Schrowange ist es angeblich ein Griff zu Nahrungsergänzungsmitteln, genauer zu „basischer Ernährung“, der ihr neuen Schwung verleiht. Die RTL-Extra-Frau ist die sogenannte Markenbotschafterin des Pharmaherstellers Protina und wirbt – auch farblich passend – für dessen Basenpulver:
Ich hab im Leben einen Grundsatz: Wer an sich glaubt, kann alles schaffen. In meiner Karriere habe ich das immer wieder bewiesen – vor allem mir selbst. Das Ding ist allerdings: Sich zu verwirklichen braucht neben dem Glauben an sich auch Ausdauer, Kraft und Energie. Mein persönliches Energie-Geheimnis ist die regelmäßige Entsäuerung mit Basica®.
Die Pulver und Tabletten sollen ein Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper herstellen und vermeintlich problematische Säuren neutralisieren. Eine Kur mit den basischen Produkten kostet rund 30 Euro. Ein Leser wies uns auf die Seite im Netz hin mit der Frage, wem denn solche Produkte nutzen. Wir haben uns das Ganze genauer angeschaut.
Ergebnis: Der Mensch braucht keine zusätzlichen „basischen“ Ernährungsergänzungsmittel. Der Körper hält den Säure-Basen-Haushalt in der Regel selbst in der richtigen Balance.
Unter anderem haben wir mit dem Ernährungsexperten Martin Smollich vom Institut für Ernährungsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck, gesprochen. Er erklärt:
Die Theorie der Befürworter der „basischen Ernährung“, also der „Übersäuerungshypothese“, besteht nun in dem Schluss, dass der Säureüberschuss einer durchschnittlichen Mischkost im Körper zu einer ständigen Übersäuerung, einer sogenannten „latenten Azidose“, führe, die wiederum gesundheitsschädlich sein soll, erklärt Smollich. Und genau dafür gebe es keine klinische Evidenz.
Wer mehr zum Thema wissen möchte, zum Beispiel, was der Hersteller selbst zu der Kritik sagt oder welche Note das Magazin „Ökotest“ basischen Produkten vergab, findet hier die ganze Geschichte.
Quelle: Nicola Kuhrt Bild: Screenshot MedWatch medwatch.de
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Natürlich sind dererlei Nahrungsergänzungsmittel Quatsch. "Basische Ernährung" an sich, ohne teure Pülverchen und Co., klingt aber – wenn man sich die empfohlenen Ernährungsgewohnheiten anschaut – ziemlich gesund (Viel Gemüse, Kartoffeln, Verzicht auf Alkohol). Menschen, die sich extrem ungesund oder unbedacht ernähren, kann alleine durch die bewusste Ernährungsumstellung sicherlich zu mehr Energie und weniger Völlegefühl etc verholfen werden. Und den Placebo-Effekt des Sich-gut-Fühlens, weil man sich um den eigenen Körper "kümmert", ist in sollen Fällen ja auch nicht zu unterschätzen. Ich kenne einige Leute, die Basenfasten ausprobiert haben (Ernährungsumstellung, ohne Pulver) und die dadurch glücklicher und fitter waren – wissenschaftliche Evidenz hin oder her. Schade, dass so etwas von Firmen wie Protina kapitalisitsch ausgeschlachtet wird.
Es scheint immer das gleiche System zu sein: Jemand macht eine Ernährungsumstellung, die den gängigen Empfehlungen widerspricht, und berichtet anschließend von mehr Energie, besserer Laune etc. Fast immer fehlt die wissenschaftliche Evidenz, die Fangemeinde ist dennoch groß, und Experten sagen, dass der Körper Ernährung X oder Ergänzungsmittel Y nicht braucht, weil der gesunde Körper alles selbst regelt. Mich wundert dieses immer wiederkehrende Muster.