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Unterwerfung – Oder: Die Lebensmüdigkeit des Konsumismus

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergDonnerstag, 07.06.2018
Der Roman UNTERWERFUNG von Michel Houellebecq ist ein Welterfolg. Er stellt ein geistig entleertes Frankreich dar, in dem der Tanz ums Goldene Kalb die Menschen erschlafft,

hypnotisiert vom Geld oder vom Konsum wie die Primitivsten ... elektrisiert von der Anbetung austauschbarer Ikonen.

Das Kernland Europas driftet in einen islamischen Gottesstaat ab.

UNTERWERFUNG ist auf zahlreichen Bühnen zu sehen, ein Kinofilm und eine Netflix-Serie sind geplant. Eine Fernsehfassung von Titus Selge auf Grundlage der Bühnenfassung von Karin Beier aus Hamburg strahlte die ARD am 06. Juni aus. Sie kann bis zum 13. Juni 2018 mit Bonusmaterial in der Mediathek angesehen werden.

Nach der Erstsendung wurde bei Maischberger zu einem Thema des Films, die Islamisierung, diskutiert. Es ist aber nicht der zentrale Tabubruch Houellebecqs.

Das wird im FAZ-Gespräch mit dem famosen Hauptdarsteller Edgar Selge und dem Regisseur des Filmes Titus Selge deutlich. Edgar Selge, der den Literaturprofessor François spielt, meint

ein Abfallprodukt des Turbokapitalismus und Konsumismus: die Lebensmüdigkeit. Damit bricht er (Houellebecq, A. E.) ein Tabu. Wenn es nur noch um Konsum geht, dann erschlafft das Interesse am Leben. Houellebecq bezeichnet sich als Autor der absoluten Schlaffheit. François verkörpert diese Schlaffheit. Werteungläubig und lustlos, kann er sich nur noch mit der nächsten Frau, der nächsten Flasche Wein oder dem nächsten Buch über Wasser halten, anders schafft er es nicht mehr. Letzten Endes, sagt sich François, schaffe ich es nur, wenn ich zum Islam übertrete, ins Patriarchat, mit der Möglichkeit zur Polygamie. Anders halte ich dieses Leben und diesen Kapitalismus nicht aus.

Kann ein solches Kunstwerk oder vergleichbare gesellschaftliche Debatten beeinflussen?

Ist es gut nach der Ausstrahlung, gleich darüber zu diskutieren, ohne den Film wirken zu lassen? Und das auch noch so, ohne die kräftige Kritik unseres Zusammenlebens des französischen Weltstars auch nur zu erwähnen?

Unterwerfung – Oder: Die Lebensmüdigkeit des Konsumismus

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Kommentare 2
  1. Ralph Diermann
    Ralph Diermann · vor mehr als 6 Jahre

    Wow, dass sich die ARD traut, einen solch inhaltlich wie formal fordernden Film zur Hauptsendezeit anzusetzen - super.
    Was das Zitat von Selge betrifft: Entscheidet sich François nicht eher für den Islam (oder genauer: für das autoritäre Regime), weil er sein altes Leben so fortsetzen kann? Also nicht, weil er seine Schlaffheit überwinden, sondern im Gegenteil weiter pflegen will? Maximaler Opportunismus, um den Status Quo beizubehalten, bei steter Jammerei über die Erbärmlichkeit des Lebens im Kapitalismus?

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 6 Jahre

      Ich sehe da gar keinen Widerspruch zum Selge-Zitat. Auf jeden Fall ist Opportunismus zentral für Buch, Theaterstück, Film. Im übrigen wäre Francois auch ein dogmatischer SED-Funktionär geworden, leider wäre er mit dem schlechten Wein nicht einverstanden gewesen. Und nach der Wende war er schon immer Demokrat.

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