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Nach einem BA Islamwissenschaft & Geographie arbeitete ich eine Weile in einer Ingenieursfirma im Westerwald. Darauf folgte ein MSc Integrated Water Resource Management. Nach einer kurzen Arbeitszeit in der Entwicklungszusammenarbeit drehte sich alles. Der zunehmende Rechtspopulismus in Deutschland und Europa führte uns, eine Gruppe junger Menschen, dazu 2016 "Kleiner 5" zu gründen. Dort arbeiten wir mit dem Konzept der radikalen Höflichkeit gegen Rechtspopulismus an. Heute leite ich den Programmbereich "Zukunft der Demokratie" in dem Berliner Think-Tank Das Progressive Zentrum.
Was geschah: Zunächst relativierte Alexander Gauland den Nationalsozialismus. Die Sendung "Hart aber fair" gab daraufhin bekannt, dass Gauland folglich nicht mehr als Gast eingeladen würde. Am selben Abend der Erklärung lief die Sendung "Hart aber fair" unter dem Titel: "Flüchtlinge und Kriminalität – die Diskussion!". Johannes Hillje erläutert im Gespräch mit der SZ, weshalb die AfD auch dann in Talkshows sitzt, wenn Alexander Gauland ausgeladen ist.
Die AfD setzt gar nicht unbedingt die Themen, aber sie beeinflusst sehr stark, wie wir über ein Thema reden. Konkret: Dank der AfD führen wir eine Desintegrations- statt der nötigen Integrationsdebatte.
Worum es geht: Die Assoziationen, welche wir mit Begriffen verbinden, bauen den Deutungsrahmen um ein Wort herum. Das nennt man "Framing". Die "Hart aber fair" Redaktion twitterte gegenüber dem Vorwurf ständig negative frames in ihren Titeln, wie "Flüchtlinge und Kriminalität", zu bespielen: "Framing? Als Journalisten können wir mit diesem Begriff wenig anfangen. Wir versuchen das, was Menschen beschäftigt, so darzustellen, wie es ist." Hillje sagt dazu:
Das ist ein großes Missverständnis über den eigenen Beruf. Was die Redakteure von Hart aber fair übersehen: Das Publikum "framed" das Gehörte ganz automatisch, um zu verstehen.
Schlussfolgerung: Die AfD hat nicht die Fähigkeit, Probleme zu lösen, aber sie zu definieren. Auch wenn sie nicht in Form von Gauland in der Talkshow sitzt, so sitzt doch ihre Sprache, ihre Problemdefinition ("Flüchtlinge – Integrationsunvermögen – Unsicherheit") tief im Talkshowsessel. Das WIE über ein Thema gesprochen wird, zählt. Man könnte sagen, WORÜBER und mit WEM ist zweitrangig.
Quelle: Johannes Hillje Bild: Erik Marquardt sueddeutsche.de
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