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Pauken war gestern: Deutschlands jüngste Uni bringt die Lust am Lernen zurück
Reporter
Freier Autor mit Schwerpunkt Wirtschaft und Technologie. Zuvor Senior Editor bei WIRED Germany in Berlin. Von 1998 bis 2014 Korrespondent in San Francisco. Beschäftigt sich seit langem mit Themen wie Innovation, Künstliche Intelligenz und „Wie werden wir morgen leben?“ Hätte nichts gegen schlaue Maschinen, die seine Arbeit erledigen – solange der Frühstückskaffee gesichert bleibt.
Eine Kantine gibt es nicht. Also programmieren die Studenten sich eine App, die zeigt, was bei Cafés in der Nähe auf dem Mittagsmenü steht. Dann können sie sich dort verabreden oder eine gemeinsame Bestellung für eine Lieferung aufgeben – digital, versteht sich: Wir sind hier an der Code-Universität in Berlin-Kreuzberg, die noch so neu ist, dass Strippen von der Decke hängen und die Klingelanlage nicht richtig funktioniert.
Zugegeben: In Berlin muss das nicht viel heißen. Aber das Bemerkenswerte an dem Konzept der privaten Hochschule, die Bachelor-Abschlüsse in Informatik anbietet, ist die Kombination aus Lernen und Machen. Kein Professor steht am Katheder und wirft Wissen in den Raum – sondern die Studenten eignen sich das meiste, was sie für ihre Projekte wissen müssen, selbst an: „Wenn ich etwas nicht verstehe“, erzählt einer von ihnen, „gehe ich in die Bibliothek oder schaue mir im Internet die Vorlesung eines Professors irgendwo auf der Welt an. Und dann versuche ich es noch mal.“
Natürlich hat die Code-Uni auch eigene Professoren, aber die sehen sich vor allem als Mentoren: Sie beantworten Fragen, wenn Studenten nicht weiterkommen, und können individuell das Lernen fördern, weil sie nicht in erster Linie damit beschäftigt sind, Dinge zu erklären, die schon tausend andere vor ihnen erklärt haben – und die womöglich als YouTube-Video seit Jahren im Internet stehen.
Das Konzept mag sich nicht für alle Fächer gleich gut eignen. Naturgemäß passt ein pragmatischer Ansatz wie dieser besser zum Programmieren als zum Philosophieren. Fraglos aber ist es höchste Zeit für Universitäten, sich vom altbekannten Lehren und Pauken zu verabschieden. Es muss ihnen gelingen, Studentinnen und Studenten neben dem Wissen selbst auch den Spaß am Lernen zu vermitteln – so, dass er ein Leben lang erhalten bleibt.
Die Code-Universität ist ein erster Schritt dahin. Einer, der Mut macht und zeigt: Auch im deutschen Bildungsbetrieb bewegt sich etwas. Auch wenn es noch von der Decke staubt.
Quelle: Kilian Kirchgessner Bild: Felix Brüggemann merton-magazin.de
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