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Fundstücke

Kein Speed in deutschen Factories möglich?

Anja C. Wagner
Bildungsquerulantin
Zum Kurator'innen-Profil
Anja C. WagnerMontag, 11.11.2019

Die Hoffnungen waren groß, als Adidas 2015 verkündete, von jetzt an auch in dezentrale, voll automatisierte Hightech-Speedfactories nah an den Konsument*innen zu investieren. Von wegen Industrie 4.0 trifft auf Nachhaltigkeit und so ...

Die erste Factory wurde entsprechend naheliegend in Ansbach gebaut; die zweite in Atlanta. Deutschland jubelte ob der Rückführung von Arbeitsplätzen aus Billiglohnländern. „Wir“ beherrschen eben die komplexeren Ingenieursleistungen und jetzt ist „unsere“ Zeit gekommen. So hieß es.

In letzter Zeit jedoch ist es wieder ruhiger geworden rund um „Industrie 4.0“. Es zeigt sich, dass das „Leapfrogging“ von Analogistan zu Digitalien 4.0 nicht so einfach ist, wenn die digitalen Prozesse des Digitalien 2.0 so gar nicht implementiert, geschweige denn selbstverständlich gelebt wurden.

So verwundert es kaum, dass wieder Schluss ist mit den westlichen Produktionsstätten, die jetzt wieder zurückgebaut werden, so gab Adidas bekannt. 

Die Entscheidung fiel nicht, weil das als Musterbeispiel für vernetzte Produktion gefeierte Verfahren fehlgeschlagen wäre, sondern weil Adidas es künftig bei zwei seiner größten Zuliefererbetriebe in Asien angewandt sehen möchte. Das Unternehmen verspricht sich davon mehr Flexibilität in der Produktgestaltung, deutlich höhere Stückzahlen und niedrigere Kosten. So sollen künftig nicht nur Lauf-, sondern auch andere Sportschuhe mit der Speedfactory-Technologie produziert werden, die 2018 mit dem Deutschen Innovationspreis ausgezeichnet und einst als Forschungsprojekt staatlich subventioniert worden war.

Tja, so ist das in Zeiten einer globalen Ökonomie. Die Produktionsstätten gehen dorthin, wo die digitale Expertise lebt. Und das ist nun mal Asien. Manche Kritiker*innen sahen es voraus mit Adidas und dem PR-Stunt.

Was bleibt angesichts der deutschen Forschungsgelder? Ein weiteres Zeichen, dass herkömmliche national-politische Entscheidungsprozesse nicht mehr die wirtschaftlichen Verhältnisse beeinflussen können. 

Kein Speed in deutschen Factories möglich?

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Kommentare 1
  1. Saskia Dörr
    Saskia Dörr · vor 5 Jahren · bearbeitet vor 5 Jahren

    Ich denke, dass es nicht die “digitale Expertise” ist, Anja, die die Standortentscheidung massgeblich beeinflusst, sondern ein fehlender Datenschutz (auch in Bezug auf Mitarbeiter*innen) und geringere Lohnkosten. Ich nehme in der deutsche Wirtschaft wahr, dass die “Digitalisierung” und digital gesteuerte Produktion vor allem mit Produktivitätserhöhung und Personalabbau diskutiert wird - ein eingeübter Reflex des Top-Managements. Und genau: deutsche Förderpolitik kann dies nicht ändern, sondern wird bestenfalls im globalen Wirtschaften „geschickt genutzt“. Das sehe ich auch bei anderen Unternehmen, die die digitale lokale Produktion als Teil ihrer Nachhaltigkeitsstrategie dargestellt haben. Nachhaltigkeit zeigt sich aber eben immer erst am Impact.

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