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Nach dem Hauptschulabschluss arbeitete Ertle auf dem Bau, im Supermarkt und bei der Hundesteuer. Irgendwann fing er an zu schreiben, holte das Abi nach, studierte Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft und lebt heute als Autor und Journalist in Dresden.
Seine Reportagen und Interviews erscheinen u.a bei: Tagesspiegel, Galore, Süddeutscher Zeitung und dem SZ-Magazin.
Die Eisenbahn lässt kaum einen von uns kalt. Viele von uns pendeln täglich damit, freuen sich über freundliche Schaffner, ärgern sich über Verspätungen, fahren damit in den Urlaub oder träumen davon, endlich mal mit einem Schlafwagen durch die Welt zu reisen.
Es gibt wohl kein kollektives Fortbewegungsmittel, das zugleich ein sozialer Raum ist und uns emotional so stark polarisiert wie die Bahn. Dabei war der Anfang der Eisenbahn keineswegs romantisch. Sie diente Anfang des 19. Jahrhunderts zunächst nur als günstiges Transportsystem für die Kohle, die aus den Minen befördert werden musste und der beginnenden Industrialisierung die nötige Energie zuführte. Irgendwann merkte man dann, dass man auf Schienen nicht nur Rohstoffe, sondern auch Menschen schneller und einfacher transportieren konnte als mit der Pferdekutsche.
Dass dieser Prozess uns gleichzeitig einen faszinierenden kulturhistorischen Blick auf die letzten gut zweihundert Jahre Europas gewährt, lässt sich hervorragend am Werk des angesehenen Historikers Wolfgang Schivelbusch beobachten.
Die facettenreiche «Geschichte der Eisenbahnreise» verfasste er bereits 1977 und blickt in einem spannenden Interview mit der NZZ auf das Phänomen der Eisenbahn. Dabei geht es gleichwohl nie "nur" um Dampfloks, Schienen und Verspätungen, über die sich der Historiker ebenso wie wir ärgert, sondern immer auch um die große Frage des Gegensatzes von Mensch und Maschine und von Beschleunigung und Entschleunigung.
Sehr lesenswert.
Quelle: Daniel Weber folio.nzz.ch
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