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Die Welt der Terror-Influencer

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsSonntag, 13.10.2019

In Videospielen gibt es Aufträge, für die es viele Punkte gibt, die bisweilen mehr als zynisch klingen: "Töte soundso viele Spielgegner mit einem Kopfschuss", "töte soundso viele Gegner mit einer bestimmten Waffe" und so weiter. Auch der Mörder von Halle, der aus rechtsextremistischen Motiven zwei Menschen erschossen haben soll, spielte solche Games.

"Übertragen in den realen Mordplan eines echten Mörders, abgefasst in einem mittlerweile als charakteristisch zu erkennenden, pseudoironischen Duktus, sind sie ekelerregend, menschenverachtend, zutiefst abstoßend", schreibt Christian Stöcker für Spiegel Online. "Glaubt man seiner 'Achievements'-Liste, hatte der Täter von Halle unter anderem vor, auch mindestens ein Kind zu töten."

Hier geht es aber nicht darum, den Half-Life-Nachfolgern die Schuld an rechtsextremistischen Mordtaten anlasten zu wollen. Solch simple Kausalzusammenhänge gibt es nicht. Für den Täter von Halle hatten Ego-Shooter und andere Spiele sicherlich dennoch eine große Relevanz. Nicht umsonst stellte er die selbstaufgenommene Bilder seiner Taten über einen Streamingdienst für Spieler online. Dennoch löst eine solche Tat nicht zu viel Zeit vor einer Konsole oder dem Gaming-Computer aus.

"Ebenso charakteristisch wie die Mischung aus Pseudoironie und Hass ist die Melange aus weißem Überlegenheitswahn, rechtsradikalen Verschwörungstheorien, Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, verschnitten mit Videospiel-, Manga- und Kinoverweisen, die den Autor als Eingeweihten unter Eingeweihten ausweisen soll", schreibt Christian Stöcker. "Seht her, internationale Brüder im Geiste, das soll dieser Text - auf Englisch verfasst - sagen: Ich bin genauso abgeklärt, ironisch, kaputt und menschenverachtend wie ihr. Wir gehören zusammen. Der Mörder wollte ein Vorbild sein - oder wenigstens dazugehören."

Sein Publikum suchte der Täter in der weiten Welt des Internets. Er betrachtet sich anscheinend als Angehöriger einer Subkultur, "die global ist, obwohl man die Globalisten eigentlich total verabscheut". So treffend hat es Christian Schiffer formuliert, Videospieljournalist und Co-Autor eines Buchs über Verschwörungstheoretiker. 

Der Mörder von Halle glaubte wohl an die wirre Theorie einer jüdischen Weltverschwörung. Auf diese angebliche Herrschaft im Geheimen verwiesen schon die "Protokolle der Weisen von Zion" und anderer Schriften, die bei Nationalsozialisten populär waren. Und auch sie verweisen auch Vertreter der AfD häufig – allerdings so verklausuliert, dass nur Eingeweihte es verstehen sollen.


Die Welt der Terror-Influencer

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Kommentare 1
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor 5 Jahren

    Eine wichtige Unterscheidung ist die zwischen den Spielen selbst und der Online-Community, die sich darum schart. In der Community findet die Radikalisierung statt, nicht so sehr in den Spielen selbst. Christian Huberts hat dazu auf Facebook und piqd sehr kluge Sachen geschrieben
    https://www.piqd.de/us...

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