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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Fundstücke
Dennis Basaldella, Jahrgang 1982, studierte Filmregie in Rom und Europäische Medienwissenschaft als Bachelor und Master an der Universität Potsdam. Von 2014 bis 2020 war er als Mitarbeiter und Leiter im Filmarchiv des Filmmuseums Potsdam tätig und arbeitete im Forschungsprojekt „Regionale Bilder auf Filmen (1950–1990)“ zum DDR-Amateurfilm des Filmmuseums mit. Seine Dissertation „Ein Leben für den Film. Der freie Filmhersteller Horst Klein und das Film- und Fernsehschaffen in der DDR“ an der Universität Hamburg erschien 2020 beim Büchner-Verlag und war 2021 in der Shortlist der Kategorie „Bücher“ für den Willy-Haas-Preis nominiert. Er arbeitet und forscht vor allem zu den Themen DDR, Filmgeschichte und Biografien.
In diesem heutige piq möchte ich eine Geschichte vorstellen, auf die ich durch Zufall bei Twitter gestoßen bin. Es ist die Geschichte von José Carlos Grey-Molay.
Es ist schwierig das Grauen der nationalsozialistischen Terrorherrschaft zwischen 1933 und 1945 in Worte zu fassen, geschweige denn überhaupt in seinem unfassbaren Ausmaß zu begreifen. Allein 6 Millionen Jüd:innen sind in diesen Jahren dem rechten Terror der Nazis zum Opfer gefallen. Zu diesen Opferzahlen kommen noch Hunderte Oppositionelle, Homosexuelle, Behinderte, Sinti:zze und Roma:nja und zahlreiche andere Opfer hinzu, die nicht in das nationalsozialistische Weltbild passten. Fast vergessen sind dabei solche Einzelschicksale wie die von José Carlos Grey-Molay.
Als 1936 der spanische Bürgerkrieg ausbricht, kämpft der in Barcelona geboren José Carlos Grey-Molay, dessen Familie aus der damaligen spanischen Kolonie Äquatorialguinea stammt, auf der Seite der Republikaner gegen die Soldaten des späteren Diktators Francis Franco. Nach der Niederlage des republikanischen Armee 1939 geht er nach Frankreich, wo er dann später in die Hände der Nazis gerät, die ihn zuerst in ein Kriegsgefangenenlager in Wildberg (Baden-Württemberg) internieren und schließlich 1941 in das Konzentrationslager Mauthausen bringen. Nach der Befreiung des Lagers geht er nach Frankreich, wo er eine Familie gründet und 1982 stirbt.
Der 20-minütige Kurzfilm (auf Französisch mit englischen Untertiteln) des ebenfalls aus Barcelona stammenden Regisseurs Enric Ribes beleuchtet anhand der Erzählungen der Tochter von José Carlos Grey-Molay auf sehenswerte Weise diese wirklich ungewöhnliche Lebensgeschichte. Mit einer gelungenen Mischung aus dem Voice-Over der Tochter, nachgestellten Szenen, Archivmaterial und Fotos schafft es der Film im Stile eines Films von Godard tiefe Einblicke in die traumatisierte Gefühlswelt dieses Überlebenden zu geben. Wirklich sehenswert!
Quelle: ohne Angabe Bild: Filmstill EN aeon.co
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