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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Wieder einmal wird das Asylrecht beschnitten, wieder einmal – es ist keine Prophetie – wird das erklärte Ziel, die Flucht und Einwanderung zu begrenzen, nicht erreicht werden. Aber das Leben von vielen Menschen wird bedroht, ja, etliche werden sinnlos sterben.
Das geschieht in einem Land, das dringend Einwanderung braucht. Der Soziologe Stefan Schulz erläuterte schon vor einigen Monaten in den "Blättern für deutsche und internationale Politik" das erneute Versagen nicht nur der Sozialdemokratie auf Grundlage demographischer Daten. Den Zustand und die Entwicklung der Bevölkerung hierzulande und ähnlich in vielen Staaten des "Westens" beschreibt er so:
Die Migration ist aber insgesamt zu schwach, um die allgemeinen Trends zu verändern. Sie werden nur abgeschwächt. Allein das Jahr 2015 markiert einen statistisch sichtbaren Unterschied. Die „Flüchtlingswelle“ jenes Jahres hat Deutschland jünger gemacht – um einen Monat. Seit der Wiedervereinigung ist 2015 das einzige Jahr, in dem das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Deutschland sank. Wobei man beachten muss: Der Effekt betrifft nicht die deutsche Bevölkerung, die wurde auch 2015 älter, sondern nur die Bevölkerung in Deutschland, also inklusive der Zugewanderten. 1990 lag das Durchschnittsalter hierzulande bei 38,3 Jahren, 2019 schon bei 44,5 Jahren. Wir sind heute im Schnitt mehr als doppelt so alt wie die Weltbevölkerung.
Diese Entwicklungen zeigen wie aufgeregt und weltvergessen viele "Diskussionen" sind. Diese durch asoziale Medien verstärkte Meinungen und Vorurteile müssen allerdings von der Politik berücksichtigt werden. Aber sie sollten nicht verstärkt oder mit Schweigen unter den Teppich gekehrt werden, wo der Dreck steigt.
Vor den in diesem Beitrag dargestelltem Hintergrund, wird der sogenannte "Asylkompromiss" geradezu makaber. Im famosen Verfassungsblog hat eine Mehrheit der Migrationsforscher einen Aufruf publiziert, in dem es heißt:Die Migration wollte Olaf Scholz im Wahlkampf auch gegen die seinerzeit größte Oppositionsfraktion im Bundestag, die „Alternative für Deutschland“, offenbar übersehen. Seit Jahren kursieren in der rechten Szene in Deutschland Befürchtungen vor „Umvolkung“, die beispielsweise auf eine Studie der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2000 mit dem Titel „Replacement Migration“ verweisen. In diesem Papier werden Bevölkerungsprojektionen mit und ohne Migration diskutiert. In einem Szenario, das „darauf abzielt, die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 bis 64 Jahre) konstant zu halten“, wird errechnet, dass Deutschland 24 Millionen Einwanderer bis 2050 benötigt – also knapp eine halbe Million zugezogene Beschäftigte pro Jahr. Heute sehen wir bereits, dass diese Zahlen der Realität entsprechen. Das Papier der Vereinten Nationen nennt die Alternative: Das Renteneintrittsalter müsse auf „jenseits der 75 Jahre angehoben werden“.
Die Debatte über Flucht und Asyl wird weitestgehend faktenfrei geführt. Dadurch werden Ängste geschürt und gesellschaftliche Probleme Schutzsuchenden angelastet.
Freilich, die Ankommenden zeigen die globale Vielfachkrise, ohne die das Panorama nicht dargestellt werden kann, und die die Demokratien weltweit bedroht.
Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern,
so André Malraux (1901-76). Wenn der prägnante Schriftsteller, der unter anderem den Jahrhundertroman "So lebt der Mensch" verfasste, recht hat, dann führt eine Spur zu einem Autor der gleichen Generation, zu Wilhelm Reich (1897-1957), der den Aufstieg des Faschismus so charaktersierte:
Enttäuschung an der Sozialdemokratie bei gleichzeitig wirkendem Widerspruch zwischen Verelendung und konservativem Denken muß ins Lager des Faschismus führen, wenn es keine revolutionäre Organisation gibt.
Ob wir deshalb einen neuen, auf ältere Autoren zurückgreifenden, aber dort nicht stehenbleibenden, neuen Faschismusbegriff brauchen und wie ein solcher formuliert werden könnte, davon handelt einer meiner nächstes piqs.
Quelle: Stefan Schulz, Wilhelm Reich u. a. www.blaetter.de
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Die Tatsache, dass wir eigentlich, um das Land lebenswert zu halten, rein zahlenmässig noch mehr Einwanderung bräuchten, als gerade, sollte man nicht gegen die Notwendigkeit einer auch qualitativ gestalteten Migration ausspielen. Es kann nicht um eine möglichst hohe Zahl von Einwanderern gehen, völlig unabhängig von den Möglichkeiten der Integration, den Ressourcen und Voraussetzungen dafür. Genau das verstärkt das Narrativ vom Bevölkerungsaustausch. Und destabilisiert damit ebenso die Demokratie, wie die Idee sich komplett einzumauern. Wobei letzteres die wenigsten wollen.