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Flucht und Einwanderung

Gegen Flüchtlinge, für Rechtsextreme – so agieren zu viele

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergDienstag, 26.09.2023

Die Ankommenden sind wieder ein Thema und sorgen – aufgrund von Agitation und Propaganda – für einen kräftigen Ruck nach Reaktionär.

Freilich, es muss gehandelt werden – kurz – wie langfristig. Ein Einwanderungsgesetz zum Beispiel wäre ein Gebot der Stunde; langfristig bedarf es radikaler Veränderungen. Die Flüchtlinge verkörpern in vielerlei Hinsicht die Vielfachkrise der Epoche.

Noch ist die Zahl, der in Lampedusa oder in der Ägäis Ankommenden so klein, dass keine "Flut", kein "Strom" sich bildet. Während nach der Ausweitung der Kriegszone in der Ukraine auf jedem deutschen Bahnhof Flüchtlinge offensichtlich waren, ist das im Mittelmeerraum bis auf wenige Punkte wie Lampedusa nicht der Fall. Da ich gerade von einer Recherche von dort komme, sah ich es.

Die systemisch verantwortungslose Flüchtlingspolitik des Friedensnobelpreisträgers Europäische Union, aber auch anderer Regionen des "Wertewestens" stellt der Politikwissenschaftler Maximilian Pichl in den Blättern für deutsche und internationale Politik präzise wie scharf dar: 

Zunehmend stellen die ökonomisch starken Staaten des Globalen Nordens rechtsstaatliche Asylverfahren zur Disposition und setzen auf Abschottung. In den USA hat die Regierung unter Joe Biden eine Regelung zu verantworten, durch die Schutzsuchenden die Einreise verweigert wird, wenn sie nicht zuvor Asyl in einem Drittland beantragt haben. Im Juli 2023 kippte ein US-Bundesgericht diese Regelung zwar vorläufig, aber der Kurs der Regierung ist klar.

Prägnantes diesseits und jenseits der EU kann der auch juristisch geschulte Vertretungsprofessor anführen und endet damit:

Der Fokus auf Abschottung und die Darstellung von Flucht als Gefahr haben rechte und rechtsextreme Bewegungen und Parteien in Europa gestärkt. Da sie in vielen EU-Mitgliedstaaten inzwischen die Migrationsagenda vorgeben, haben sich die Spielräume für eine menschenrechtsbasierte Asyl- und Migrationspolitik in den vergangenen Jahren erheblich verkleinert.

...

Angesichts dessen müssen sich die zivilgesellschaftlichen Kräfte, die für die Verteidigung von Menschenrechten einstehen, neu sortieren und transnationale Bündnisse vertiefen. 

Im Falle des Tunesien-Deals hat sich zumindest gezeigt, dass NGOs, Aktivisten und Medienschaffende auf der europäischen und tunesischen Seite sehr schnell in der Lage waren, die Menschenrechtsverletzungen zu skandalisieren. Solche Partnerschaften müssen dringend vertieft werden.

Das wird auch deshalb notwendig, da in unseren Breiten die Rechte von Schutzsuchenden beschnitten werden und Flüchtlinge im oben genannten Tunesien in die Wüste geschickt werden. An der jemenitischen Grenze zu Saudi Arabien zum Beispiel kommt es – nach Angaben von Human Rights Watch – sogar zu Tötungen.

Immer wieder ist erstaunlich, was Papst Franziskus sagt. Nicht nur, dass er mit dem Ausdruck "Weltkrieg in Stücken" wohl ein entscheidendes Stichwort zur Charakterisierung der Epoche gab, seine Rede in Marseille ist groß.

Marseille, die Stadt der Flüchtlinge gestern und heute, die auch der Papst beschwört, wird in diesem piq vielstimmig vorgestellt.

Bildmächtig beschwört der Papst die Gläubigen und erreicht wohl auch etliche Andersdenkende, ja, Atheisten:

Der Süden wendet sich dem Norden zu, so viele Entwicklungsländer, die von Instabilität, Regimen, Kriegen und Verödung geplagt sind, blicken auf die wohlhabenden Länder in einer globalisierten Welt, in der wir alle miteinander verbunden sind, aber die Kluft noch nie so tief war wie heute. Und doch ist diese Situation nicht erst in den letzten Jahren entstanden, und dieser Papst, der vom anderen Ende der Welt kommt, ist nicht der erste, der sie als dringlich und besorgniserregend empfindet. Die Kirche spricht schon seit mehr als fünfzig Jahren eindringlich davon.

Gegen Flüchtlinge, für Rechtsextreme – so agieren zu viele

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Kommentare 7
  1. Hermann J. F. König
    Hermann J. F. König · vor mehr als ein Jahr

    Vielen Dank für den Beitrag! Mit welchem Recht sanktionieren wir im Westen dann noch Staaten wie China, Russland oder andere Staaten wegen Menschenrechtsverletzungen, wenn wir es - auf unsere Weise - genauso tun?

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als ein Jahr

      Gern geschehen.
      Allerdings gibt es Abstufungen, aber das wissen Sie ja oooch.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor einem Jahr

      Wenn ich das richtig sehe, dann finden ja die eigentlichen Menschenrechtsverletzungen in den Ursprungsstaaten statt. Sonst gäbe es ja keine Flüchtlinge ….

    3. Hermann J. F. König
      Hermann J. F. König · vor einem Jahr

      @Thomas Wahl Das gilt sicher für sehr viele, doch m. E. nicht für alle. Viele flüchten ja nicht, weil sie von ihrer Regierung verfolgt werden, sondern wegen Naturkatastrophen oder weil wegen Hungersnot. Obwohl man es, wenn man es recht bedenkt, auch als Menschrechtsverletzung ansehen, wenn ein Staat seine Bevölkerung verhungern lässt (Syrien z.B.), oder?

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor einem Jahr

      @Hermann J. F. König Die, die mit Schleppern nach Europa kommen sind i.d.R. nicht wirklich die Hungernden und Schwächeren. Die müssen in den angrenzenden Nachbarländern bleiben. Dazu ist der Weg zu "teuer". Man muß Geld haben oder es erarbeiten. Die Billigvariante (Preis 2015 - heute bestimmt nicht billiger) - 600 bis 1.000 Dollar für die Fahrt von Libyen nach Italien. 5.000 bis 5.500 Dollar damals von Syrien in die Türkei.
      https://www.deutschlan...
      https://map.derkontext...

      Aktuell: "Der Syrer Hasan gab zu Protokoll, dass sein Vater umgerechnet 4100 Euro für die Überfahrt seines Sohnes nach Italien bezahlt habe. Andere sagen, sie hätten bis zu 6000 Euro für einen Platz im Boot bezahlt."
      https://www.tagesschau...

      "Die durchschnittlich gut 7000 Euro für eine Flucht nach Deutschland teilen sich der IAB-Studie zufolge auf rund 3900 Euro für Verkehrsmittel und 3100 Euro für Schleusungen plus Kosten für die Unterkunft auf. Die Flucht aus einem Transitland ist zumeist billiger – sie kostet durchschnittlich 5200 Euro. Zudem gibt es unterschiedliche Angebote, je nach Zielgruppe. Manche buchen für sich und ihre Familie ein „Paket“ vom Heimatland direkt nach Europa. Das beinhaltet gefälschte Pässe, die erforderlichen Visa, Transportmittel und sichere Unterkünfte – und kostet zum Teil mehr als 30.000 Euro. Andere machen sich selbständig auf den Weg und bezahlen dann für eine Teilstrecke Schmuggler, die ihre Dienste vor Ort anbieten. Das ist billiger, aber auch gefährlicher. Viele müssen sich an den Zwischenstationen Geld hinzuverdienen, um die Weiterreise zu finanzieren. So hielten sich 40 Prozent der Personen in einem Transitland auf, bevor sie nach Deutschland gekommen sind."
      https://www.faz.net/ak...

    5. Berthold Kaufmann
      Berthold Kaufmann · vor einem Jahr

      @Thomas Wahl Mussten nicht die vielen jüdischen Mitbürger, die damals von den Nazis verfolgt wurden, ebenfalls auf ihrer Flucht viel Geld an Leute bezahlen, die sie weiter gebracht haben?

      Ich finde es beschämend, dass es hier den Menschen auch noch angelastet wird, wenn sie ihr letztes Geld für ihre Flucht ausgegeben haben. Wie verzweifelt muss jemand sein, der das tut.... und wie muss sich jemand fühlen, der am (hoffentlich) Ende seiner Flucht mit einer derart abfällig vorgetragenen Rechnung konfrontiert wird? Ich schäme mich für diese Haltung und wie sie auch von vielen Journalisten als ganz selbstverständlich transportiert wird.

    6. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor einem Jahr

      @Berthold Kaufmann Ein Großteil der Migration besteht ja nicht aus den wirklich Asylberechtigten etwa aus Bürgerkriegsländern, aus politisch Verfolgten. Für die muß es einen Weg in die Sicherheit geben. Was allerdings nicht zwangsläufig Deutschland heißen muss. Das habe ich nicht richtig deutlich gemacht. Sorry.
      Aber die sind mit der Rechnung oben auch eher nicht gemeint. Es geht um Fluchtbewegungen aus wirtschaftlichen Gründen, die aber auf dem Ticket "Asyl" fahren. Für das dann Geld, welches für die Entwicklung der betroffenen Länder dringend gebraucht würde an Schlepperbanden gezahlt wird. Ich kann es gut verstehen, wenn Menschen diesen Weg gehen. Das kann man ihnen nicht vorwerfen. Aber sie helfen damit oft weder sich und ihren Familien. Und schaden dem wichtigen Asylsystem bzw. auch der Entwicklung ihrer Länder. Mir haben die Alten im Senegal im Dorf dort gesagt, wie falsch sie das finden. Und doch geht die Jugend-

      Wir brauchen also andere Lösungen, die diese unkontrollierten Wege schließen.

      Ich schäme mich auch oft für die Meinung ofer die Haltung anderer. Das ist aber kein Hinweis auf die Richtigkeit der eigenen Ideen. Bringt also wenig …..

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