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Putin: "Wenn Ihnen meine Antworten nicht gefallen, dann stellen Sie keine Fragen!"

Simone Brunner
Freie Journalistin

Freie Journalistin aus Wien mit Fokus auf Ukraine, Belarus und Russland. Schreibt für das Journalistennetzwerk n-ost (Link: http://ostpol.de/autoren/view/812).

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Simone BrunnerDienstag, 05.06.2018

Heute kommt der russische Präsident Wladimir Putin nach Wien. Putin gibt westlichen Medien kaum Interviews, im Vorfeld seines Wien-Besuches hat er aber für den ORF eine Ausnahme gemacht. Der ORF-Moderator Armin Wolf ist vor wenigen Tagen nach Moskau gereist und hat dort ein 54-minütiges Gespräch mit dem russischen Präsidenten geführt. Gestern Abend wurde das Interview im Hauptabendprogramm des ORF ausgestrahlt.

Wolf ist für seinen kritischen Interviewstil bekannt, und auch hier spricht er viele Themen (Ukraine, Rechtspopulisten, Syrien, russische Opposition) sehr direkt an. Putin antwortet in vielen Stehsätzen, stellt an unangenehmen Stellen gerne Gegenfragen und reagiert im Laufe des Gesprächs zunehmend indigniert und genervt auf die Fragen ("Wenn Ihnen meine Antworten nicht gefallen, dann stellen Sie doch keine Fragen!"), aber Wolf lässt nicht locker. Fast scheint es so, als sei Putin eine kritische Interviewsituation nicht mehr gewöhnt. Aber jeder möge sich selbst ein Bild vom Gespräch machen. Insgesamt finde ich das Interview sehr sehenswert und aufschlussreich.

Der ORF hat übrigens sehr transparent darüber berichtet, wie das Interview zustande gekommen und über die Bühne gegangen ist. Das Gespräch fand im Moskauer Kremlpalast statt und während der Aufnahmen waren bis zu 40 Personen im Saal anwesend. Das Interview wurde auch im russischen Fernsehen ausgestrahlt.

Putin: "Wenn Ihnen meine Antworten nicht gefallen, dann stellen Sie keine Fragen!"

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Kommentare 3
  1. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor mehr als 6 Jahre

    Das Interview sollten sich auch jene EU-Politiker ansehen, die sich kürzlich mit ihren langatmigen Fragen an Zuckerberg blamiert haben. Eine, wie ich finde, ganz gute Zusammenfassung steht übrigens auf Meedia: "Der Beitrag ist ein Lehrstück für hochrangige Politiker-Interviews: Wolf ist gut vorbereitet, hakt beharrlich nach, stellt kritische Fragen und kann Argumente seines Gegenüber mit eigenen Fakten entkräften. Der Moderator lässt sich vom ebenso professionell auftretenden Putin nicht in die Irre führen. Umgekehrt zeigt dieser, was für eine hart zu knackende Interview-Nuss er ist. Von den Unterbrechungen des Journalisten lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen, kommt immer wieder auf seine Sicht der politischen Geschehnisse zurück und weist jegliche Vorwürfe bezüglich der berühmten Trollfabrik in St. Petersburg, der Krim-Annexion und dem Oppositionellen Alexej Nawalny zurück." https://meedia.de/2018...

    1. Simone Brunner
      Simone Brunner · vor mehr als 6 Jahre

      Danke für den interessanten Hinweis! Bemerkenswert fand ich den Schlussteil über Nawalny, als Putin - anders als sonst - nicht mit der (umstrittenen) Verurteilung Nawalnys argumentiert (die ja zuletzt dafür herhalten musste, Nawalny die Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen zu verwehren), sondern ganz offen davon spricht, "dass wir keinen weiteren Saakschwili" oder "irgendwelche Clowns" brauchen. Das Auftreten Putins bewerte ich persönlich etwas anders als Meedia - ich finde, er trat eher flegelhaft und spöttisch und nicht gerade professionall und respektvoll auf, wie es für einen Präsidenten angemessen wäre. Die Annexion der Krim, die Trollfabrik u.a. leglich als "jegliche Vorwürfe" abzutun, ist aus meiner Sicht auch ein bisschen falsch verstandene Äquidistanz.

    2. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 6 Jahre

      @Simone Brunner Ja, stimmt, Putin tritt durchaus arrogant auf, und der Vergleich mit dem Kosovo stimmt so natürlich auch nicht. Aber Wolfs Replik, dass Putin den Kosovo bis heute nicht anerkennt, ist schlagfertig.

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