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Kurator'in für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Forum dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Ulrike Guérot zählt zu den leidenschaftlichsten Verfechterinnen eines offenen Europas. Nun hat sie ein 94-seitiges Essay mit einem martialischen Titel vorgelegt: "Der neue Bürgerkrieg". Darin macht sie konkrete Vorschläge für eine Überwindung der Krise und der Nationalstaaten. Es sei zwar stark auf die aktuellen Debatten hingeschrieben, sagt der Kritiker Ingo Arend, aber es enthalte die gesammelte Erfahrung einer Politologin, die sich seit zweieinhalb Jahrzehnten mit Europa beschäftigt. Arend hält das Buch für "eine Streitschrift im besten Sinne: Eine gut begründete, leidenschaftlich vertretene Vision – und damit das Buch der Stunde."
Quelle: Ingo Arend Bild: Buchcover: Ullste... deutschlandfunkkultur.de
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Hmmm.... die Anmoderation gibt eigentlich nur wieder, was der Deutschlandfunk sagt. Dabei wäre diese "Streitschrift" sicher eine kritischere Betrachtung wert. Das fängt schon mit dem Titel an: einerseits "Bürgerkrieg", andererseits "Nationalstaat" abschaffen!? Das sind zwei völlig verschiedene Ebenen. Und dann geht es wieder um Guérots Lieblingsthema, die "Europäische Republik", die aber weder auf der EU noch auf den Nationalstaaten aufbauen soll, sondern auf Bürgern und Kommunen. Wie soll das denn gehen, wenn die Bürger im "Krieg" sind? Der Rezensent des DLF hat offenbar auch Zweifel: "Auch sind ihre Vorschläge fast zu einfach, um glaubhaft zu sein." Deshalb: Daumen runter.
Ich schätze Ulrike Guérot sehr und teile ihre in diesem Buch von ihr vertretenen Thesen und Vorschläge weitgehend. Ihre Wertung der Rechte und der Rolle des Europäischen Parlaments (S. 73 ff.) teile ich allerdings nicht. Das Europäische Parlament ist Ko-Gesetzgeber gemeinsam mit dem EU-Rat. Von wenigen Ausnahmen abgesehen kommen EU-Richtlinien und EU-Verordnungen nur dann zustande, wenn beide Institutionen – EU-Rat und EU-Parlament – jeweils mit einer eigenen Mehrheit zustimmen. Die Entwicklung des EP ist also deutlich weiter vorangeschritten als U. Guérot es beschreibt. Das ist eigentlich ein guter Anknüpfungspunkt für ihre Vorschläge für eine Weiterentwicklung der EU. Das EP dürfte weitgehend für ihre Vorschläge offen sein.
unglückliche formulierung: "eine Kritik über...". genitiv geht noch, zur not tut's auch ein "von".