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Kurator'in für: Fundstücke Kopf und Körper Klima und Wandel
Ich bin in Singen am Hohentwiel geboren und lebe in Potsdam. Schreibe Radiofeature für den Deutschlandfunk und für die Sender der ARD. Bin Mitgründer des Bremer Hörkinos. Seit nun fast 19 Jahren stellen wir in Bremen ein Radiofeature der Öffentlichkeit vor.
www.bremer-hoerkino.de
Dieses Doku-Hörspiel "Campo" wird erst am 27. Juli um 22:03 Uhr auf Deutschlandfunk Kultur gesendet. Es ist 56 Minuten lang. In der Online-Version ist es fast 72 Minuten lang. Ich habe es mir vorweg angehört, und es ist phänomenal. Das Hörspiel beginnt und man ist sofort im Thema:
„Mexiko. Gebiete, die außerhalb des Radars liegen. Keinerlei Chronologie. Der Text beruht auf Augenzeugenberichten, der Teilnahme an Suchaktionen und mit dem Begleiten von Angehörigen, die mit dem Verschwinden eines geliebten Menschen umgehen müssen. Anmerkungen: Einige Namen wurden geändert, um die Identität der Erzählenden zu schützen. Andere nicht. Die Wirklichkeit wurde nur geringfügig geändert, auch wenn der Eindruck täuscht.“
Atemberaubend. Erschütternd. Man macht die Augen zu und taucht ein in die brutale Welt der Mörder Mexikos, der Drogenbarone, und der rücksichtslosen Handlanger. Man hört die verzweifelten Eltern, Großeltern, Kinder, vor allem die Mütter, die auf der Suche nach ihren in der Regel getöteten Angehörigen sind. Man lauscht den Worten, fassungslos gut sind Augenzeugenberichte und Auszüge aus Gesprächen mit den Angehörigen montiert. Das Hörspiel ist eine Dokumentation. Man will einfach immer weiter hören, dabei bleiben, wissen, was und wie die Menschen diese Grausamkeiten ertragen. Wie sie sich mit dem Mord an ihren Angehörigen niemals abfinden können. Wie sie sich politisch wehren.
Die Regisseurin Friederike Wigger öffnet in der Inszenierung Räume, nimmt uns Zuhörer/innen sensibel mit, lässt Zeit zum Nachdenken. Sie verlässt sich zu Recht auf die Qualität der Texte. Die Inszenierung öffnet Räume im Kopf. Man lässt sich auf ein Thema ein, obwohl die Realität nur schwer zu ertragen ist.
Über 60.000 Menschen sind in Mexiko verschwunden. Verbrecherbanden, Sicherheitskräfte, Staatsanwaltschaften und Regierungen auf Gemeinde-, Landes- und Bundesebene stecken unter einer Decke. Behörden akzeptieren die Nachforschungen nicht. Angehörige, die auf der Suche nach ihren Familienmitgliedern sind, riskieren dabei oft ihr eigenes Leben. Wenn man dieses Hörspiel hört, die sensiblen Texte, die Verzweiflung der Augenzeuginnen, dann steigt Wut hoch, Traurigkeit, Aussichtslosigkeit. Diese verdammte Machtlosigkeit! Ich denke kurz, wenn niemand mehr Drogen nähme, dann gäbe es keine Drogenbosse mehr. Ich erlaube mir den naiven Gedanken. Nur ein kurzer Nebengedanke. Muss sein. Vielleicht auch, weil es letztlich nicht leicht ist, die Realität auszuhalten.
Es gibt Sätze in dem Hörspiel, die man schlicht kaum vergessen kann:
"In Mexiko sät man Körper."
Oder:
"Unser Land ist jetzt ein Erntefeld der Körper."
Die Verbrechen bleiben ungesühnt. In Mexiko wird getötet, weil man es kann.
Beeindruckt hat mich die Rede einer Mutter, die zugleich auch Großmutter ist. Sie hält sie auf einer Konferenz 2011. An dieser Konferenz nahm unter anderem der ehemalige mexikanische Präsident Felipe Calderón und Leute aus der Friedensbewegung teil:
Herr Präsident, ich stehe hier für tausende Mütter, die der Schmerz über den Verlust ihrer Kinder zerreißt. Und nicht nur für Mütter, auch für Geschwister, ganze Familien. Und so viele Kinder, die verwaist sind, obdachlos und ohne jede Hilfe. Ich stehe vor Ihnen, weil vier meine Söhne verschwunden sind. Vor drei Jahren wurden zwei von ihnen, Jesus und Raul im Bundessstaat Guerrero entführt. Fünf weitere Menschen waren bei ihnen. Angesichts der Langsamkeit der Behörden beschlossen zwei meiner Söhne – Juan Carlo und Rafael – selbst Nachforschungen anzustellen. Sie erledigten also die Arbeit der Behörden, die wir mit unseren Steuern bezahlen, brachten den lokalen Behörden Beweise und sagten ihnen, wo meine Söhne festgehalten wurden. Doch leider fand eine Durchsuchung erst viel später statt. Monate, nachdem sie wir sie informiert hatten.
Ich hätte noch eine Stunde länger zuhören können. Gebannt von den Texten, die einem keine Ruhe lassen. Ein richtig gutes Hörspiel!
Quelle: Laura Uribe Bild: Deutschlandfunk K... www.hoerspielundfeature.de
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Ein weiterer - naiver - Nebengedanke: wären Drogen alle an sich legal (so wie Alkohol oder Medikamente), dann gäbe es kaum noch Drogenbosse.