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Dieser beinahe spektakuläre Washington-Post-Artikel beginnt mit einer Freudschen Fehlleistung George W. Bushs in einer kürzlichen Rede gegen Putins Angriffskrieg:
... the decision of one man to launch a wholly unjustified and brutal invasion of Iraq.
Der Satz drückt ungewollt das moralische Gewissen zumindest eines Teils des US-Establishments aus, das 2003 so - für Nichtamerikaner unfassbar - einmütig hinter dem Einsatz der amerikanischen Kriegsmaschine gegen den Iraq gestanden hat.
Für Jede|n mit einem Minimum historischen Gedächtnisses klingen die vereinten US- und EU-Appelle an die gemeinsamen Werte der Demokratie und besondern der "regelbasierten internationalen Ordnung" hohl, die ununterbrochen als Begründung der Sanktionen gegen Russland und der militärischen Unterstützung der Ukraine abgegeben werden. Das ist nicht nur in Bezug auf die Ukraine ein Problem, sondern ebenfalls in Bezug auf China.
Eine ganze Reihe von Kommentatoren, Historikern und Thinktanks kritisieren die Entfesselung dieses Krieges von unterschiedlichen Standpunkten aus:
Einige dieser Kritiker streiten jedoch die Unrechtmäßigkeit nach wie vor ab oder leugnen deren Wichtigkeit; sie sehen den Angriff lediglich unter pragmatischen Gesichtpunkten als Fehler an. Das nenne ich "lernen ohne zu lernen".
Es ist abzuwarten, ob sich die Bewegung derer, die den Völkerrechtsbruch als den wesentlichen Fehler dieses Angriffs erkennen, durchsetzen wird oder ob die moralische Blindheit einer offiziellen Linie bestehen bleibt, die das Selbstbild der Unschuld und des amerikanischen Exzeptionalismus um jeden Preis aufrecht erhalten will. Der Ausgang dieses Prozesses ist für die Zukunft der Welt von größter Wichtigkeit.
Quelle: Ishaan Tharoor Bild: William Branigin/... EN www.washingtonpost.com
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Die wirtschaftlichen Gründe, auf die Achim Engelberg hinwies, sind auch aus meiner Sicht ganz entscheidend. Auch wenn die von Guido Steinberg (ich zitierte ihn unten) genannten Motive von Bedeutung für George W. Bushs Entscheidung gewesen sein mögen. Einige interessante Informationen hat Thomas Wahl beigesteuert.
Dabei waren die weltwirtschaftlichen Auswirkungen der irakischen Erdölförderung und seines Exports für die USA möglicherweise weniger wichtig als die aus Instabilität resultierenden Preisschwankungen auf dem Weltmarkt.
Bei einer zeitbedingt sehr schnellen Recherche konnte ich kein Material finden, das eine umfassende Analyse der wirtschaftlichen Nachkriegsentwicklung im Irak lieferte. Auf eine Studie und eine Meldung aus den Tagen unmittelbar vor der Invasion sei hingewiesen:
1) Anfang März 2003 veröffentlichte das DIW die Studie „Ölgewinnung im Irak: Anhaltender Niedergang oder Aufschwung?“
www.diw.de/documents/p...
2) In einer Bloomberg-Meldung vom 14.03.2003 hieß es u.a.:
„Im Januar lieferte der Irak 17,1 Millionen Barrel in die USA, das entspricht 6,4 Prozent der gesamten Ölimporte der USA. Im September hatte das Exportvolumen noch bei 5,15 Millionen Barrel gelegen.“ Nach Angaben von Analysten waren die USA damals bei weitem der größte Abnehmer für irakisches Öl, das als Ersatz für die ausgefallenen Lieferungen aus Venezuela diente. Unter den UN-Sanktionen nach dem Ende des Golfkrieges durfte der Irak Öl ausführen. Die Einnahmen mussten für Nahrungsmittel, Medikamente und Ölfördergeräte verwendet werden. Die UN habe den Irak gezwungen, einen illegalen Preisaufschlag zurückzunehmen. Den USA sei eine neu eingeführte Preispolitik zu Gute gekommen, die das irakische Öl so verteuerte, dass es auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig war.
(Erschienen in der Berliner Zeitung vom 15.03.2003, S. 29)
***
Nicht außer Acht gelassen werden sollten die Verbindungen Dick Cheneys zur Wirtschaft. Cheney war von 1995 bis 2000 (bis zu seiner Kandidatur für das Amt des Vizepräsidenten) CEO von Halliburton. Das Kerngeschäft des Konzerns liegt in der Energieerzeugung, der Förderung und des Handels mit Erdöl. Außerdem gehören Zulieferungen für das Militär sowie Sicherheits- und militärische Dienstleistungen zu den Geschäftsaktivitäten. Vgl. https://de.wikipedia.o... und Artikel zu Dick Cheney in der Privatwirtschaft: https://de.wikipedia.o...
Pressebeiträge der frühen 2000er beleuchteten die Rolle von PMCs – Private Military Companies.
David Isenberg erwähnt Halliburton in „Challenges of Security Privatstation in Iraq“: https://gsdrc.org/docu... Über den Link auf der Seite ist der Volltext dieser Studie der ETH Zürich nicht mehr verfügbar, sie erschien in dem 328seitigen Band „Private Actors and Security Governance“: https://www.files.ethz...
Ein interessanter Kommentar zum Irak-Krieg:
"The idea that the United States had broken "the Pottery Barn rule," as Secretary of State Colin Powell implied, and destabilized what otherwise might have been a stable country was a myth. Iraqi Kurdistan had already peeled away. While Saddam’s Republic Guards dominated the day across southern Iraq, their control faded away from sundown to sunrise. If Saddam were alive today, he would be nearly 86 years old. His two sons were incompetent sociopaths. The notion that Iraq would have resisted the winds of the Arab Spring is ludicrous. To understand what Iraq would have looked like absent U.S. intervention, picture the Syrian civil war. The only difference is that absent U.S. presence, Iran would have had no checks on its ambitions.
Nor is it fair to blame the United States for a million deaths in Iraq. U.S. forces did not kill 1 million Iraqis; insurgents and Iranian-backed militias did. To absolve these forces and bash America, which sought to counter such terrorism and protect Iraqis, is backward. The implied policy prescription: Abandoning Iraqis to local versions of the Islamic Revolutionary Guard Corps, Islamic State, or other Islam-tinged Khmer Rouge-like groups would be morally obtuse. For that matter, the Code Pinks of the world should come clean: The end of Saddam’s regime exposed the falsity of the accusation that Clinton-era sanctions killed a half million children."
https://www.washington...
Ein wichtiger Beitrag, weil er zeigt, der Kreis der Kritiker wird größer.
Zum Vergleich: Um den 10. Jahrestag waren es vor allem linke Beiträge wie dieser aus Le monde diplomatique, die ökonomisch argumentieren:
https://monde-diplomat...
Er beginnt so:
Für die Iraker besteht kein Zweifel daran, dass der Krieg vom Frühjahr 2003, dessen Folgen mindestens 650 000 Menschen das Leben kostete und mehr als 3,5 Millionen Iraker vertrieben oder ins Exil geschickt haben, ein Krieg ums Öl gewesen ist. Präsident George W. Bush, sein Vize Richard („Dick“) Cheney, sein Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Washingtons treuer Gefolgsmann, der damalige britische Premierminister Tony Blair, haben das bekanntlich stets vehement bestritten. Doch inzwischen lässt sich auch historisch belegen, dass dieser Krieg nicht zuletzt um Öl geführt wurde. Das geht aus einer Reihe von Dokumenten hervor, die in den USA vor Kurzem zur Veröffentlichung freigegeben wurden.1
Und endet mit diesen Worten:
Kaum jemand könnte die Bedeutung des Erdöls für die Weltwirtschaft besser einschätzen als Alan Greenspan, der langjährige Chef der US-Zentralbank (1987–2006). Von ihm stammt eine Aussage, die der Wahrheit in dieser blutigen Angelegenheit vermutlich am nächsten kommt: „Leider ist es politisch nicht angebracht, öffentlich zuzugeben, was alle Welt weiß: Beim Irakkrieg ging es neben anderem ganz wesentlich um das Öl der Region.
Solange der Begriff "Völkerrecht" so scheinheilig und moralisierend gebraucht wird, ist es schwierig. Eigentlich erlaubt, ja fordert Völkerrecht die Verhinderung humanitärer Kathastrophen. Und Sadam Hussain war eine solche Kathastrophe. Andererseits gilt als Völkerrecht, was der Sicherheitsrat absegnet. Dort sitzen Akteure, die immer wieder Entscheidungen blockieren, solange ihnen die Situation in irgendeiner Weise in die Karten spielt, ihren Gegenspieler schwächt, ihren Einfluß stärkt. Da ist dann Humanität und Moral egal. Und nun versucht man zu tricksen und Vorwände zu schaffen, in der Hoffnung dann eine vom Sicherheitsrat abgesegnete Aktion durchführen zu können. Kaplan hat die Zwickmühle (auch seine persönliche Beteiligung gerade sehr eindrücklich beschrieben:
"Kaplan zählte damals zum Beraterteam von Präsident George W. Bush. Wie kam es dazu, dass ausgerechnet er, einer der nüchternsten geopolitischen Beobachter seines Landes, zu einem so prominenten Fürsprecher des Irakkriegs wurde? Und was hat er daraus gelernt? Kaplan kannte den Irak, er hatte das Land in den Achtzigerjahren bereist, auf dem Höhepunkt von Saddam Husseins Diktatur: Die Atmosphäre der Gewalt, schreibt er, »war so erstickend wie die Hitze und der Staub vor den mit Maschinengeweh ren bewachten Mauern des Präsidentenpalasts«. Im Krieg gegen Iran und gegen die Kurden im Nordirak hatte Saddam Giftgas eingesetzt, und Kaplan sah die Opfer, 1984, in den Huwaisa-Sümpfen am Tigris: Leichen iranischer Soldaten, von Saddams Truppen aufeinandergestapelt. »Die Iraker waren stolz darauf.« Diese Erfahrung prägte Kaplan. Er hatte aus Syrien, Sierra Leone und aus Nicolae Ceaușescus Rumänien berichtet. »Aber ich hatte nie eine Tyrannei wie diese erlebt«, sagt er. »Man hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Ich fragte mich: Was könnte schlimmer sein als das?« Im November 2001 nahm er auf Einladung des stellvertretenden Verteidigungsministers an einer Geheimsitzung teil und arbeitete an einem internen Dokument mit, das für die Invasion im Irak plädierte. »Ich dachte damals vor allem an den Aspekt der Sicherheit«, sagt Kaplan heute. Saddams Luftabwehr habe auf US-Maschinen in den beiden Flugverbotszonen geschossen, »es ging also die Angst um, dass ein amerikanischer Pilot abgeschossen und durch die Straßen von Bagdad geschleift werden könnte«. Kaplan war nicht der Einzige, der sich für die Invasion aussprach, die einen Konflikt nach sich zog, der mehr als 100000 Menschen leben kostete. Beide Häuser des USKongresses stimmten dafür, im Senat unter anderen die späteren Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und John Kerry sowie der heutige Präsident Joe Biden."
https://www.spiegel.de...
Solange das Völkerrecht über den Sicherheitsrat definiert wird, werden wir weiter solche Tragödien erleben. Die Analysen verlagern sich von dem eigentlichen Problem und ihrer rationalen Erörterung weg, hin zu verdeckten moralischen Argumentationen. Das eigentliche Problem, die eigentliche Schuld der Amerikaner ist m.E. nicht die fehlende formale Absegnung des Irakkrieges durch den Sicherheitsrat sondern die Unkenntnis des Landes, das man erreten wollte, die Dummheit mit der die Aktion durchgeführt wurde. Aber gar nichts tun, das ist doch auch keine Alternative? Damals wie heute.
Also unabhängig davon dass der Irakkrieg völkerrechtswidrig war wenn auch unter anderen Umständen als der Ukrainekrieg und in 20 Jahren sich auch viel verändert hat, kann ich mich sehr wohl erinnern dass viele Deutsche damals sehr wohl dafür waren, Saddam Hussein abzusetzen. und der schnelle Sieg (wie es ja damals schien) gab dem ja scheinbar recht. ..
und ein paar der genannten Folgen können nun wirklich nicht nur gem IrakKrieg angelastet werden. Da gab es genug vorher.
und zwar nicht nur bei den Amis - die Briten und Franzosen haben Jahrzehnte vorher fast Jahrhundert vorher und die Russen ne Generation zuvor im nahen Osten sich unbeliebt und unglaubwürdig gemacht.
Was mir aktuell gerade vergessen wird: auch wenn die Sprüche Forderungen Begründungen von US Seite ev hohl klingen oder heuchlerisch, kann doch wirklich niemand ernsthaft so tun als wären deswegen die Russen die bessere Alternative!
Aber ok. Auf mittelfristige Sicht sollten sich auch einige Amerikaner vor dem IGH einfinden...
oder doch zumindest erst mal zugeben damals Völkerrechtsbruch und auch Betrug begangen zu haben.