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Zeit und Geschichte

Wie sich die Lufthansa gegen die Aufarbeitung ihrer Geschichte wehrt

Moritz Hoffmann
Freier Historiker. Zeitgeschichte, Digitale Public History. Verantwortlich für @digitalpast und @9Nov38.
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Moritz HoffmannDonnerstag, 03.03.2016

Eigentlich hat sich in den letzten zehn, fünfzehn Jahren einiges in der deutschen Unternehmenskultur verbessert: Während früher oft abgestritten, ignoriert und kleingeredet wurde, bekennen sich mittlerweile fast alle alten großen deutschen Firmen zu ihrer Geschichte im Dritten Reich – und die ist oft nicht besonders schön. Fast alle Firmen setzten ZwangsarbeiterInnen ein, viele profitierten von Krieg und Besatzung oder menschenverachtender Forschung.

Im neuen Jahrtausend hat sich offenbar in den Chefetagen die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein Totschweigen dieser Geschichte nicht nur unmoralisch, sondern über kurz oder lang auch wirtschaftlich nachteilig ist – Deutschland ist mehr als bereit dafür, diese dunklen Flecken der Vergangenheit aufgeklärt zu sehen und schätzt historische Aufrichtigkeit mehr als Verweise auf mangelnde Kenntnis. Die Allianz ließ ihre Geschichte 2001 lesenswert von Gerald Feldman aufarbeiten, sogar die sehr verschwiegene BMW-Familie Quandt öffnete ihre Archive für Joachim Scholtyseck. Man kann sagen: wer als DAX-Unternehmen schon vor 1945 bestand und noch keine große Monografie in Auftrag gegeben hat, hängt weit hinterher.

In diese Lage gerät nun die Lufthansa mächtig: sie hat nämlich nicht nur keine solche Forschung in Auftrag gegeben, sie versucht sie sogar sanft beiseite zu drängen. Denn am 14. März erscheint eine umfassende Studie des Bochumer Historikers Lutz Budrass namens „Adler und Kranich. Die Lufthansa und ihre Geschichte 1926 – 1955“, die sich insbesondere mit der Rolle des Luftfahrtunternehmens in der „geheimen Wiederaufrüstung“ der Weimarer Republik und dem Einsatz von ZwangsarbeiterInnen beschäftigt. Doch anstatt dieses Buch in Auftrag gegeben zu haben, zu veröffentlichen oder wenigstens zur Veröffentlichung aktiv zu begrüßen, hat sich die Lufthansa für einen anderen Weg entschieden: Sie publizierte am vergangenen Dienstag einen aufwändigen Bildband mit wenigen, eher freundlichen Texten und einem Gutachten über ZwangsarbeiterInnen als Anhang. Es ist ein kaum übersehbarer Versuch, die Aufmerksamkeit von der anderen Studie wegzulenken.

Dass das nicht gelingen kann, sieht man am hier vorgestellten Artikel der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Denn nicht nur ist das Ansinnen zu offensichtlich, es fällt auch so sehr aus der Zeit, dass man sich verwundert fragen muss, was den Lufthansa-Vorstand gerade reitet. 

Wie sich die Lufthansa gegen die Aufarbeitung ihrer Geschichte wehrt

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