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Zeit und Geschichte

Weltgeschichte der Sklaverei, hochkomplex und kontrovers debattiert

Lutz Müller
Diplomökonom

Geboren 1956. Längste Schulzeit in Döbeln/Sachsen. Statistikstudium in Odessa. Tätigkeiten für verschiedene statistische Institutionen im In- und Ausland, Schwerpunkt Wirtschaftsstatistik und Beratung im Transformationsprozess. Un-Ruhestand in Berlin.
Kontakt: [email protected]

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Lutz MüllerDonnerstag, 24.11.2022

Die Geschichte von Kolonialismus und Sklaverei sowie deren Auswirkungen bis heute waren auf piqd.de kontinuierlich ein Thema. In den letzten Wochen stieß ein FAZ-Artikel des Althistorikers Egon Flaig auf heftigen Einspruch von Rebekka Habermas.

Aus der aktuellen Diskussion habe ich gelernt, dass es sich bei der jahrtausendealten Geschichte der Sklaverei um ein hoch komplexes Phänomen handelt. Vor der Behandlung von Fragen zu Restitution und historischer Gerechtigkeit, die Anlass des erwähnten Artikels waren, müssen die Basics - die Fakten der historischen Ereignisse und die Ursachen der Sklaverei - sauber erfasst und bewertet werden. Mein erster Eindruck beim Lesen des Artikels von Egon Flaig war, dass er seine Thesen einseitig herüberbringt, ohne die Position der Herkunftsländer der Sklaven, die eine Mitschuld an der Ausbreitung des Sklavenhandels trugen, zu erörtern und ggf. mit hinreichenden Argumenten zu widerlegen.

Von Egon Flaig erschien 2009 die „Weltgeschichte der Sklaverei“. Das Buch habe ich nicht gelesen, immerhin es aber geschafft, mir drei Rezensionen zu Gemüte zu führen. Als Minimalprogramm, um die aktuelle Argumentation des Autors besser einordnen zu können. Die dritte ist unten in diesem PIQ verlinkt.

1) Unmittelbar nach Erscheinen nannte Uwe Walter im Blog der FAZ das Buch eine „Kathartische Osterlektüre“, wobei „Fülle des Stoffes und knapper Raum … zur Askese, zur Vogelperspektive und zur thesenhaften Zuspitzung“ zwangen. Das Buch werde Diskussionen auslösen. Die präzise Klärung von Begriffen wird gewürdigt. Das Kapitel über die Sklaverei in der Antike werde man künftig als beste kurze Einführung empfehlen können.

2) Als öffentlich-rechtliches Medium veröffentlichte der Deutschlandfunk fünf Monate später den Beitrag „Ausbeutung bis zum Tod“ von Christian Gampert. Er charakterisiert Flaig als eine singuläre Figur in den Debatten dieser Republik: immer wieder bringe er mit politisch wenig korrekten Beiträgen – vor allem in der FAZ – weite Teile der Öffentlichkeit gegen sich auf.
Der Rezensent geht auf einige Kernaussagen genauer und kritisch ein und vermerkt, das Buch halte sich „sehr eng an die verfügbaren Forschungsberichte“. Das Kapitel zur römischen Sklavenhaltung mit ausführlicherer Quellenlage bezeichnet er als das beste des Buches. Das läge „auch am amerika- und eurozentristischen Blick der Forschung, die weit entfernte Gräueltaten gern ignoriert“.

3) Schließlich erschien im Juni 2010 Ulrike Schmieders Rezension auf dem geschichtswissenschaftlichen Fachportal Clio-online, 'connections', H-Soz-Kult.

Schmieder betrachtet das Werk vom Standort der neuzeitlichen Sklaverei- und Postemanzipationsgeschichte des atlantischen Raums aus. Einleitend konstatiert sie als grundsätzliches methodisches Problem:

Der Versuch, eine Weltgeschichte der Sklaverei auf 217 Seiten darzustellen, mag das weit verbreitete Bedürfnis, komplizierte Fragen einfach und leicht konsumierbar beantwortet zu bekommen, erfüllen, führt aber unweigerlich zu einer sehr selektiven und oberflächlichen Darstellung der historischen Zusammenhänge.

Flaig ignoriere selbst deutschsprachige forschungsbasierte Literatur zur Sklavereigeschichte. 

… Im übrigen zitiert Flaig in seinem die historischen Akteure und damit neuere Ansätze der Geschichtswissenschaft völlig ignorierenden Buch nicht ein einziges Werk, das die indianische oder afrikanische Sicht auf Eroberung und Sklaverei enthält, auch keine einzige Quelle, die die agency von Sklav/innen belegt, obwohl es längst publizierte Quellensammlungen zur Sklaverei gibt.

Diese ca. 6 DIN-A4-Seiten füllende wissenschaftliche Analyse sticht mit 22 Quellennachweisen hervor und ist in einer Sprache geschrieben, die auch für mich als geschichtswissenschaftlichen Laien verständlich ist.

Ulrike Schmieder ist Geschäftsführerin des Centre for Atlantic and Global Studies der Leibniz Universität Hannover. Ihr aktuelles Forschungsprojekt:

Erinnerungen an die atlantische Sklaverei. Frankreich und Spanien, die französische Karibik und Kuba im Vergleich und im Kontext globaler Debatten um das Gedenken an Sklavenhandel und Sklaverei

Über Schmieders breites Spektrum theoretischer und empirischer Geschichtsforschung zeugt ihre Publikationsliste.

***

Bei manchen Autoren, denen es wie Egon Flaig mit Verweis auf Cancel Culture vorrangig darum geht, mit ihren Statements Aufmerksamkeit zu erheischen, stehen Medien vor einer verdammt schwierigen Aufgabe. Vgl. hierzu auch die Einschätzung zum Netzwerk Wissenschaftsfreiheit

Weltgeschichte der Sklaverei, hochkomplex und kontrovers debattiert

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Kommentare 18
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

    Teil 2: In Afrika wurde der europäische Kampf gegen die Sklaverei sogar zu einem der wichtigsten Motive und Rechtfertigungsgründe militärische Interventionen. Kolonialismus wurde vor allem wegen seiner Frontstellung gegen Sklaverei als Kraft des Fortschritts gesehen. Progressive Imperialisten, weiße Abolitionisten und afro-amerikanische Sklaverei Gegner trafen sich in der Absicht, die Sklaverei auch auf der afrikanischen Seite des Atlantiks zu bekämpfen. Man drang in das Innere des Kontinents vor, um dort Sklavenhändlern das Handwerk zu legen und die politische Macht von Sklavenbesitzern zu zerstören. In den neu eroberten Kolonien aus der Zeit des Hochimperialismus wurden Sklaverei nicht wieder eingeführt. Ein harter Arbeitszwang war durchaus die Regel, aber nirgends in den europäischen Überseereichen wurde der Sklavenhandel zugelassen und der Sklavenstatus im Kolonialrecht festgeschrieben. Hatten Europäer in der frühen Neuzeit noch einen tiefen Graben zwischen der heimischen Rechtsgebiete auf dem europäischen Kontinent und die rechtlichen Verhältnisse in der Übersee Kolonien gelegt, so führte der Hochimperialismus zumindest auf diesem Gebiet einen einheitlichen Rechtsraum herbei. Nirgendwo in den Imperien der Briten oder Niederländer, Franzosen oder Italiener war es statthaft, andere Menschen zu kaufen, zu verkaufen, zu verschenken und Ihnen ohne staatliche Beauftragung also im Strafvollzug, schwere körperliche Grausamkeiten zu zufügen. S. 1191

    Dieser christlich patriotische Humanitätismus war eine britische Besonderheit. Eher eine Haltung als eine ausformulierte Lehre, bewegte er zunächst einige wenige Aktivisten, unter denen sich schon früh auch einige schwarze Ex Sklaven wie Olaudah Equiano (1745-1797) fanden. Er erhielt aber bald starke Resonanz in einer britischen Öffentlichkeit, die mit der Anti-Sklaverei-Bewegung selbst in eine neue Phase ihrer Entwicklung trat. Anti Slavery wurde zu einer Parole, in der sich Auf dem Höhepunkt der Bewegung 100 Tausende zu friedlicher außerparlamentarischer Aktion zusammen fanden. ….. Unter solchen Umständen votierten die Mitglieder beider Häuser des Parlaments, die sich in ausführlichen Anhörungen über die Einzelheiten des Sklavenhandels unterrichtet hatten, im März 1807 für das Verbot des Sklavenhandels auf Schiffen unter britischer Flagge mit Wirkung vom 1. Januar 1808. Bereits 1792 war man einer solchen Entscheidung nahe gekommen nun gelang es im zweiten Anlauf. ….

    Die Forschung ist sich einig darüber, dass eine solche spektakuläre Zerstörung einer imperialen Institution aus der Mitte eines der größten Sklavereisysteme nicht allein aus wirtschaftlichen Gründen und Ursachen erklärt werden kann. Die mit Sklaven betriebene Plantagen Wirtschaft hatte gegen Ende des 18. Jahrhunderts einen Höhepunkt an Leistungsfähigkeit und Rentabilität erreicht, einzelne Eigentümer häuften gewaltige Vermögen an, und auch volkswirtschaftlich sprach nichts für Veränderungen in der herrschenden Praxis. Die Auffassungen, wie sie etwa Adam Smith vertrat, freie Arbeit sei produktiver als erzwungene, hatte sich keineswegs als Mehrheitsmeinung der britischen Ökonomen durchgesetzt. Ideale Motive, für die sich eine genügende Zahl von Mitgliedern der politischen Elite dann erwärmen konnten, wenn sie keine unmittelbaren West Indien Interessen vertraten gaben den Ausschlag. Sie gehörten, insgesamt gesehen, zur ideologischen Antwort Großbritanniens auf die französische Revolution und Napoleon. S. 1194

  2. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

    Hier ein kleiner Ausschnitt zur Sklavereigeschichte aus: Osterhammel: Die Verwandlung der Welt - Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts Teil1
    Die so genannte Aufteilung Afrikas unter den Kolonialmächten war aus afrikanischer Sicht das schiere Gegenteil: eine rücksichtslose Zusammenlegung und Konzentration von Herrschaftsbereichen, eine gigantische politische Flurbereinigung. Wurden um 1879 noch 90 % der Fläche des Kontinents von Afrikanern regiert, so war dieser Anteil bis 1912 auf einen winzigen Rest geschrumpft. Es gab damals auf dem gesamten Erdteil kein einziges politisches Gebilde, dass die Kriterien von Nationalstaatlichkeit erfüllt hätte. Allein Äthiopien, obwohl ethnische heterogen, administrativ schwach integriert und letztlich (bis zu dessen schwere Erkrankung 1909) von der überragenden Persönlichkeit des Kaisers Menelik II. zusammengehalten, war immerhin ein autonomer außenpolitischer Akteur, der Verträge mit mehreren europäischen Großmächten schloss und mit deren Duldung praktizierte. S. 604
    Das 19. Jahrhundert hebt sich aus der Kette der Epochen dadurch heraus, dass niemals zuvor und in solcher Unbefangenheit, seit dem ersten Weltkrieg auch nicht wieder, die Herrschafts- und Bildungseliten Europas derart selbstsicher überzeugt waren, an der Spitze des Fortschritts zu stehen und eine Zivilisation von weltweiter Maßstäblichkeit zu verkörpern. Oder umgekehrt gesagt: die Erfolge Europas bei der Schaffung von materiellem Reichtum, bei der wissenschaftlich technische Meisterung der Natur und bei der militärisch und wirtschaftlich gestützten Ausweitung von Herrschaft und Einfluss über die Welt ließen eine Überlegenheitsgefühl entstehen, dass sie einen symbolischen Ausdruck in der Rede von Europas universeller >>Zivilisation<< fand gegen Ende des Jahrhunderts Bürger der sich dafür eine neue Bezeichnung ein: die >>Moderne<<. S. 1186
    Um 1800 nistete die Barbarei noch im Herzen der Zivilisation. Die nach eigener Einschätzung zivilisiertesten Staaten der Welt duldeten in ihren Jurisdiktionsgebieten, zu denen auch die Imperien gehörten, weiterhin die Sklaverei. Im Jahre 1888, ein Jahrhundert nach der Gründung der ersten kleinen Aktionsgruppen gegen die Sklaverei in Philadelphia, London, Manchester und New York, war die Sklaverei überall in der neuen Welt und in vielen Ländern auf anderen Kontinenten für unrechtmäßig erklärt worden. Von dort aus war es nur noch ein kleinerer Schritt zur heutigen Rechtslage, in welcher Sklaverei als ein Verbrechen gegen Menschheit und Menschlichkeit gilt. S. 1188

    Die mentalen und gesellschaftlichen Folgen der Sklaverei hielten noch Jahrzehnte an. Manche sind heute noch erkennbar. In Afrika, dass die Sklaven für die Plantagen Amerikas geliefert hatte, hielten sich Reste von Sklaven Handel und Sklaverei weit in das 20. Jahrhundert hinein. Erst in den 1960er Jahren, ein volles Jahrhundert nach der Abschaffung der Sklaverei in den USA, wurde in der islamischen Welt ein breiter Konsens gegen die juristische Legitimität und gesellschaftliche Akzeptanz der Sklaverei erreicht. Als letzter Staat der Weltverbot das muslimische Mauretanien 1981 die Sklaverei. S.1189
    Das Ende der Sklaverei im eigenen Hause verschaffte Europäern und Nordamerikanern am Ende des 19. Jahrhunderts eine neue Rechtfertigung für ihre Zivilisierungsmissionen. Die >zivilisierte Welt< hatte, so schien es, abermals ihre Überlegenheit und damit ihr Anrecht auf weltweite Führung bewiesen …..

  3. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 2 Jahren

    Kleine ironische Ergänzung …..

    "Der Altertumsforscher Egon Flaig hat kürzlich in einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine“ darauf hingewiesen, dass es ohne den Kampf der Europäer gegen die Sklaverei dieses Übel der Menschheit vermutlich noch immer in Afrika gäbe. Das klingt schockierend. Aber es spricht einiges dafür, dass Flaig recht hat. Bis heute beruht die Alltagsökonomie in vielen arabischen Ländern auf einer Armada von Dienstboten, Nannys und Hilfsarbeitern, die von ihren Herren in einer Art Leibeigenschaft gehalten werden. Sie nennen es in den Wüstenstaaten nicht so, aber darauf laufen die Arbeitsbedingungen hinaus.
    Der Hinweis auf anderes Unrecht minimiert nicht die eigenen Verbrechen. Wer in die Geschichte des Kongo eintaucht oder über das Elend auf den Plantagen liest, muss weinen. Aber wenn man damit anfängt, in historischen Schuldbegriffen zu denken, bugsiert das eben auch andere Schuldfragen auf den Tisch.
    Die größten Sklavenhändler waren nicht die Europäer, sondern die Araber. Über 15 Millionen Menschen gerieten durch sie in Gefangenschaft, darunter eine Million Europäer, eine ungeheure Zahl, hinter der sogar der transatlantische Sklavenhandel nach Amerika zurückbleibt. Wir haben das vergessen. In Kunstwerken wie Mozarts Oper „Die Entführung aus dem Serail“ hat sich eine Erinnerungsspur erhalten, die vielen nichts mehr sagt. Ich habe auch noch nie gehört, dass jemand Reparationen von Tunesien, Marokko oder Algerien gefordert hätte. Machen wir es wie Gianni Infantino
    Vor ein paar Monaten verkündete das Humboldt Forum in Berlin stolz, dass man nun, nach langen Verhandlungen mit der Regierung in Nigeria, eine Rückgabe der berühmten Benin-Bronzen vereinbart habe. Kaum stand der Beschluss, erhob sich Protest, und zwar von Nachfahren der Sklaven, die von schwarzen Händlern in Nigeria in die Knechtschaft geführt worden waren.
    Wie man auf die Idee kommen könne, die Erben eines der gnadenlosesten Herrschervölker des afrikanischen Kontinents zu belohnen, fragten die Menschenrechtsaktivisten der in New York ansässigen „Restitution Study Group“ entgeistert und forderten die sofortige Aufhebung aller Rückgabeverträge. „Das Königreich Benin würde durch die Rückführung dieser Relikte ungerechtfertigt bereichert. Nigeria und das Königreich Benin haben sich nie für die Versklavung unserer Vorfahren entschuldigt.“ ….

    https://www.focus.de/p...

  4. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

    Eine solche besserwissende (klug schei….nde?) Rezension wie die von U. Schmieder, die aufzählt, was alles so nicht betrachtet wurde, macht mich immer ratlos. Wo ist denn nun dieses da geforderte (eigentlich unmögliche) Buch, dass all die Kritik beachtet, alle Facetten der Geschichte darstellt. Eine Liste mit Quellen erfüllt das nicht. Und auch Ulrike Schmieders aktuelles Forschungsprojekt ist viel zu eng.

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 2 Jahren

      Das Standardwerk dürfte sicher dieses 1399 Seiten Werk von Michael Zeuske sein: Handbuch Geschichte der Sklaverei
      https://yourbook.shop/...

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      @Dirk Liesemer Danke, ja. Richtet sich aber von Preis und Umfang und als Handbuch an ein anderes Publikum. Das eBook kostet 350 €, 59 € das mit festem Einband. Eine Rezension kann das herausarbeiten aber sollte vor allem zeigen, wo Inhalte unterschiedlich dargestellt sind. Das würde ich verstehen und kann dann darauf aufbauen.

      Das Flaig nicht alles im Detail und manches gar nicht beleuchtet hat, das kann ich selber feststellen. Da ist der Titel "Weltgeschichte" vielleicht etwas überzogen. Und das er eine etwas andere Sicht bei der Bewertung des Ganzen hat als einige andere ist bekannt. Aber streiten sollten wir über Inhalte und die Kontexte dahinter - nicht über die vermutete Moral der Autoren.

      Zeuske macht ja auch auf die westliche Vereinfachung etwa der Zucker/Sklaverei-Globalgeschichte aufmerksam.
      https://webreader.myto...

      Das muß mann sich ansehen. Insofern guter Hinweis, werd mir das Buch holen. Aber gebraucht und bezahlbar. 😏

    3. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      @Thomas Wahl Zeuske macht auch auf Folgendes aufmerksam:

      Aus dem TagesspiegeL: Als „Grundproblem der Diskurse“ sieht Zeuske deren „Fixierung auf ,große‘ und ,hegemoniale‘ Sklavereien“. Seine Exkurse in den europäischen Raum zeigen, in welchem Ausmaß die Menschen auch hier Opfer von Sklavenjagden waren. Weiße und „blauäugige Menschen aus Europa waren im frühen Mittelalter durchaus Sklaven von dunkelhäutigen Menschen aus Nordafrika oder Arabien“. Die Anzahl zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert wird auf mehrere Millionen geschätzt. https://www.tagesspieg...

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 2 Jahren

      @Dirk Liesemer Ja. Das findet man bei Flaig auch ….

    5. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      @Dirk Liesemer Danke.
      Der Autor schrieb im Tagesspiegel zu Sklaverei und Rassismus, war und ist auch in die Debatten stark involviert. Wegen des Rassismus-Bezugs habe ich Hinweise hier eingebaut: www.piqd.de/zeitgeschi...

      Zeuske wird auch aktuell im SPIEGEL Geschichte zitiert (Paywall): www.spiegel.de/geschic...

    6. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor 2 Jahren

      @Dirk Liesemer Im Handbuch führt Zeuske die Weltgeschichte Egon Flaigs weder bei den Quellen zur globalen, noch zur europäischen Geschichte auf.

      Unter den Quellen zu den Amerikas verweist er dreimal auf Ulrike Schmieder.

      Die Quellenlisten nehmen knapp ein Viertel der zwei Bände in Anspruch.

    7. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      @Lutz Müller Und was besagt das über die "Richtigkeit" der Inhalte? Oder über die Motive der Autoren? Sollten wir nicht eher über die Thesen der Autoren reden als über deren Zitierverhalten?

    8. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor 2 Jahren

      @Thomas Wahl Die Nicht-Nennung eines andernorts hochgelobten Werkes ist nur ein Indiz, kein Beweis. Aber das passt ins Bild und vermittelt Orientierungswissen, siehe meinen Kommentar auf
      www.piqd.de/community/...
      Über Inhalte zu sprechen wäre erst dann möglich, wenn ich Flaigs Buch und ggf. weitere Quellen zur Hand haben werde, und gerade jetzt habe ich, wie ich an anderer Stelle schon mal sagte, dafür keine Zeit.

    9. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 2 Jahren

      @Lutz Müller Es passt auch in das Bild von weltanschaulichen Lagern, die sich gegenseitig diffamieren, moralisch verurteilen bzw. auch nicht positiv zitieren. Das ist doch das Problem - nicht einfach um hier gut, da schlecht. Genau das hat aber mit Wissenschaft nichts zu tun.

    10. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor 2 Jahren

      @Thomas Wahl Dass hier eine Weltanschauung dahinter steckt, ist eine Mutmaßung. Um das zu bestätigen, müsste man den Autor befragen. Vielleicht hatte er einfach nur bessere Quellen. Eine Negativliste im Sinne eines Unpiqs fehlt im Handbuch. Ist das ein Manko, um ihm in diesem Punkt Wissenschaftlichkeit abzusprechen?

    11. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 2 Jahren

      @Lutz Müller Eigentlich steckt immer eine Weltanschauung dahinter. Und es würde wohl auch nicht sicher helfen, den Autor zu befragen. Obwohl ein kluger, selbstreflektierter Autor würde es zugeben 😏

      Zeuske ist sicher klug. Jedenfalls nach dem, was ich von ihm gelesen habe.

    12. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 2 Jahren

      @Lutz Müller Ja, es wäre gut, das am Text zu diskutieren. Gilt auch für Habermas und den Historikerstreit. Aber auch dann nicht an Hand einer Textstelle sondern am ganzen Werk ….. Ist natürlich immer eine Sisyphusarbeit …..

    13. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor 2 Jahren

      Ulrike Schmieders Rezension als Besserwisserei abzutun, wagte ich nicht. Auch ein viel zu enges aktuelles Forschungsprojekt kann man ihr nun wirklich nicht anlasten, deshalb sah ich in ihre überzeugende Publikationsliste und verlinkte diese. Ja, die Quellenverweise gegenzuchecken, die wiederum auf Listen von Quellen führen, überschreitet bestimmt die Kapazitäten der hier Versammelten. Aber Schmieder nennt ja nicht nur Quellen, sondern zitiert auch aus ihnen und setzt sich mit Flaigs Argumenten auseinander. Hierbei geht es nicht nur um Fakten, sondern vor allem um ihre Bewertung nach dem damaligen Stand der Forschung. Und das betrifft das Gros der insgesamt 22 Fußnoten. Nicht die Masse gibt den Ausschlag, sondern die Art der Auseinandersetzung. Wobei auch hier ein fundiertes Urteil erforderte, zumindest teilweise die Werke, einschließlich des Buches von Egon Flaig, vor sich zu haben.

      Eine Schwachstelle in Schmieders Rezension sehe ich in der Einlassung, dass nur wegen einer verborgenen Islamophobie aufgrund deren Hochkonjunktur das Werk in einem renommierten Verlag erscheinen konnte. In einer wissenschaftlichen Debatte kann das nur den Wind aus den Segeln nehmen.

    14. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      @Lutz Müller Mit welchen Argumenten Flaigs hat sie sich wirklich inhaltlich auseinandergesetzt? Im Grunde hat sie ihm vorgeworfen, nicht so zu denken wie sie es für richtig hält. Und da passt auch der Vorwurf der versteckten Islamophobie. Aber wahrscheinlich hat sie eine versteckte Europhobie …. ;-)

      Das eben ist keine gute Art der Auseinandersetzung.

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