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Zeit und Geschichte

Welche planetarische Dimension hat die deutsche Erinnerungspolitik?

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergMittwoch, 17.04.2024

Natürlich wählte ich den Beitrag von Ivan Krastev und Stephen Holmes aus, weil er aufschlussreich ist, aber mir geht es nicht nur um diesen. 

Er erschien in der ersten Ausgabe der BERLIN REVIEW, einer seit Februar diesem Jahres neuen - auf Deutsch und Englisch - erscheinenden Zeitschrift. Sie soll wohl ein Pendant zum New Yorker werden und kümmert sich um das, was PIQD/FORUM auch möchte: eine internationale, europäische Öffentlichkeit.

Dieser PICK ist auch eine Antwort auf einen anderen, lesenswerten PICK über die Krise des Kulturjournalismus, die als Untergang bezeichnet wird. Möglicherweise zeigt sich der Zeitenbruch in einem Medienbruch.

Das wiederum korrespondiert mit dem Artikel von Ivan Krastev und Stephen Holmes: Er geht wieder einmal um unsere Erinnerungspolitik, die zunehmend - um es freundlich zu sagen - abgelebt, aus der Zeit gefallen, um es selber altmodisch zu sagen, verzopft wirkt.

Es wäre leicht, die deutsche Erinnerungspolitik als ein rein politisches Instrument des Kalten Krieges zu kritisieren, mit dem das Land sich in den Westen integrieren oder beim Westen einschmeicheln wollte. Sicherlich war es für die Deutschen besser, die schreckliche Geschichte der Nazi-Verbrechen in Gänze selbst zu erzählen als sie sich immer nur von anderen erzählen zu lassen.

Das war gestern gut, aber nach über drei Jahrzehnten, wo wir gerade eine neue Zeitenwende erleben, gilt heute:

Nicht die deutsche Heuchelei ist das Problem, sondern die deutsche Unnachgiebigkeit, die Unfähigkeit, sich einer konvulsiv dynamischen Welt anzupassen.

...

Das Problem liegt darin, dass die deutsche Unnachgiebigkeit, wenn sie sich gegen eine jüdische Person wie Masha Gessen richtet, unabsichtlich zur Delegitimierung jener liberalen Prinzipien beiträgt, nach denen Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in den Westen integriert und nach 1989 wiedervereinigt wurde.

Welche Rolle spielt aber diese deutsche Debatte international? Gibt es wenigstens eine europäische Dimension? 

Ja, sogar eine planetarische, antworten die beiden Autoren des außerordentlichen Buchs Das Licht, das erlosch mit einem Paukenschlag und Pointe:

Was den innerdeutschen «Gessen-Skandal» zu einer internationalen Cause célèbre macht, ist die Erkenntnis, dass der sich abzeichnende Kollaps der liberalen internationalen Ordnung, der uns alle betrifft, als eine Krise deutscher Identität zutage tritt.
Welche planetarische Dimension hat die deutsche Erinnerungspolitik?

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Kommentare 4
  1. Uwe Protsch
    Uwe Protsch · vor 7 Monaten

    Was bitte hat die „Krise deutscher Identität“ mit der geschmacklosen Provokation von Masha Gessen zu tun? Die deutsche Regierung hat hinreichend klargestellt, dass sie grundsätzlich auf Israels Seite steht und gleichzeitig den Schutz der Zivilbevölkerung im Gazastreifen fordert. Inwieweit ein solcher Schutz gewährleistet werden kann angesichts einer Terrororganisation, die sich hinter dieser Zivilbevölkerung versteckt und sie als Schutzschild zu benutzen versucht, ist eine Frage, die in der aktuellen Diskussion kaum angesprochen wird, weil sie sowieso nicht zu beantworten ist. Genauso wenig wie die Frage, was so eine komplexe Persönlichkeit wie Hannah Arendt heute zu diesem oder jenem sagen würde.

    Das seit Jahrzehnten bestehende „deutsche“ Problem besteht darin, eine moralische Haltung zu allem zu haben, aber keine Taten folgen zu lassen (außer gelegentlich das Scheckheft zu zücken). In diesem Zusammenhang finde ich es auch interessant, dass Solidarität mit Israel nicht zu bedeuten scheint, genügend gegen den Antisemitismus hierzulande zu tun.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 7 Monaten

      Die Frage beantworten doch die beiden Autoren. Vielleicht lesen Sie den Artikel. Das politische Feld ist nicht identisch mit dem intellektuellen Feld.

  2. Jürgen Klute
    Jürgen Klute · vor 7 Monaten

    Danke für den Hinweis. Ein sehr zentraler Text um Fragen, die mir seit geraumer Zeit durch den Kopf gehen.

  3. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor 7 Monaten

    interessante Gedanken.
    "«Metaphorisch gesprochen sind zwei Nationen aus der Asche von Auschwitz hervorgegangen», (...), «eine Minderheit, die meint,
    dass ‹das nie wieder geschehen darf›, und eine im Schatten der Vergangenheit stehende, verängstigte Mehrheit, die meint,
    dass ‹das nie wieder u n s geschehen darf›.»" (Hervorhebung von mir)
    "Mit Blick auf die moralischen Grundlagen der liberalen Nachkriegsordnung (...), wenn die Deutschen auf der Singularität und Außergewöhnlichkeit des Holocaust bestünden, während Juden und Israelis seine Universalität betonten.
    Das war eine Art Vertrag."

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