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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Dieser Unpiq ist in vielerlei Hinsicht charakteristisch.
Zunächst der Fakt: Fabian Wolff, der als jüdischer Vertreter besonders aggressiv seine "Minderheitenposition" vertrat, der in zentralen Medien häufig seine Meinung publizieren durfte, ist kein Jude, sondern das, was er häufig verdammte:
Ein Deutscher.
Mit dem extrem langen, verschlungenen Text (gut 50.000 Zeichen), den Fabian Wolff in der ZEIT publizieren durfte, will die renommierte Zeitung wahrscheinlich verschleiern, dass sie den Autor jahrelang aufbaute.
Nun schaltete sie seine Beiträge frei mit dem Vorsatz:
Hinweis: Der Autor hat im Jahr 2023, nach Erscheinen dieses Artikels, seine Familiengeschichte recherchiert. Aus seinen Nachforschungen geht hervor, dass er nicht aus einer jüdischen Familie stammt.
Etliche reagierten empört, sprachen von einer "Entpolitisierung seines Betrugs" (Tom Uhlig in der Jungle World) oder nannten Fabian Wolff einen "Kostümjuden" (Philipp Peyman Engel in der Jüdischen Allgemeinen).
Bevor ich auf letzteren Text näher eingehe, muss man von Fabian Wolff und piqd sprechen. Auch bei uns erhielt er elf piqs von Experten, die wohl überprüft werden sollten.
Den bislang letzten übrigens ist ein piq von mir, wo er eine Nebenrolle spielt. Nach meiner Überprüfung kann er so weiter bestehen.
Aber: Fällt jemanden, der es nun hört oder liest, etwas ein oder auf, was man doch ändern sollte?
Der nun in der allseitigen Kritik stehende Artikel von Fabian Wolff wurde von Mohamed Amjahid empfohlen und fand Beachtung.
Heute liest er sich grotesk falsch; ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wie ich damals auf den Beitrag reagiert hätte, ohne das Wissen des Betrugs von heute.
Aber den im piq zitierten Schluss hätte ich schon damals als erbärmlich empfunden, was man mit den Grundpositionen meiner piqs überprüfen kann.
Aber das Ausmaß, in dem Fabian Wolff sich eine Identität erfindet und aggressiv instrumentalisiert: das hätte ich – wahrscheinlich – nicht für möglich gehalten.
Auf den als Unpiq charakterisierten Rechtfertigungstext von Fabian Wolff reagierte der oben erwähnte Philipp Peyman Engel in seinem Beitrag "Kostümjude".
Er hebt ihn in doppelter Weise auf eine höhere Ebene:
Er enthüllt, dass die Jüdische Allgemeine seit geraumer Zeit wusste, dass Fabian Wolff ein Kostümjude ist, aber es nicht schrieb:
Ausschlaggebend waren für uns moralische Erwägungen: Kurz zuvor hatte der »Spiegel« in einer großen Recherche herausgefunden, dass die Star-Bloggerin Marie Sophie Hingst wie Fabian Wolff ihre jüdische Familiengeschichte frei erfunden hatte. Wenige Wochen nach Erscheinen des »Spiegel«-Textes nahm Hingst sich das Leben.
Aber das ist nicht das einzige Beispiel, das Philipp Peymann Engel enthüllt oder nochmals erläutert:
Schon der Fall Max Czollek war ein äußerst unangenehmes Beispiel für kulturelle Aneignung, was nur dank der Entschlossenheit des Schriftstellers Maxim Biller und des Zentralrats der Juden öffentlich wurde. Immerhin hatte Czollek noch einen jüdischen Großvater.
Bei Fabian Wolff ist es noch extremer. Er ist ein Hochstapler und Lügner, der sich jahrelang ... wider besseres Wissen als Jude ausgegeben hat. Und obendrein jeden Nichtjuden, der nicht seine extrem antiisraelische Position teilte, zum Beispiel als »Kartoffel« abwertete.
Wahrscheinlich gibt es zahlreiche "SprecherInnen von Minderheiten", die mit einem gefälschten Ticket reisen.
Das zeigt noch eine andere Ebene. Im Jahre 1967 publizierte Roland Barthes einen kurzen, aber wirkmächtigen Essay "Der Tod des Autors", der eine Lawine auslöste oder Teil einer solcher war.
Ende der 1980er-Jahre war der Text nahezu alles, der Autor abgewertet.
Selbst Autorenbiographien waren verpönt. Heute findet man auf der Webseite des Suhrkamp-Verlags sowohl die gesammelten Schriften von Roland Barthes mit dem anregenden Aufsatz "Der Tod des Autors" und eine verdienstvolle Biographie des leider zu früh tödlich verunglückten Autors.
Im Vergleich zu Ende der 1980er-Jahre drehte sich die Situation; nun will man "SprecherInnen von Minderheiten". Die "AutorInnen" sind nahezu alles, der Text abgewertet.
Diese Situation zeigt durch Enthüllungen wie die über Fabian Wolff seine Grenzen. Wohin wird sie aufgelöst?
Mittlerweile steht vor dem Haupttext dieses Unpiqs auf ZEIT-ONLINE:
Vor Publikation dieses Textes hatten wir die Aussagen des Autors einem Faktencheck unterzogen, wie es unseren Standards entspricht. Nach Erscheinen wurde in anderen Medien nahegelegt, Fabian Wolff schreibe hier die Unwahrheit. Wir gehen diesen Vorwürfen nach, wie es ebenfalls unseren Standards entspricht.
Quelle: Fabian Wolff, Gegenrede: Philipp Peyman Engel www.zeit.de
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Ein neuer Schritt:
https://blog.zeit.de/g...?
Die SZ löschte nun alle Artikel von Fabian Wolff:
https://www.juedische-...
Die Debatte geht weiter.
»Fake Jews bedienen eine Marktlücke«
Die Judaistin und Historikerin Barbara Steiner über »Kostümjuden«, ihre Motive und den Fall Fabian Wolff
https://www.juedische-...
Aufschlussreich finde ich, warum Sie Schwierigkeiten mit dem Ausdruck "Kostümjude" hat.
Die Diskussion geht weiter.
Nele Pollatschek schreibt in der SZ:
"Der Fall Wolff ist speziell und dennoch von großer Relevanz, weil sich die Diskussionen um Sprecherpositionen mit solcher Regelmäßigkeit wiederholen – in Deutschland meist jüdische, in Amerika betrifft das Phänomen häufig schwarze und indigene Menschen –, dass man die Gelegenheit nutzen muss, um daran zu erinnern, was eine Täuschung ist, was eine schwerwiegende Täuschung ist, wenn man ein Argument an eine Sprecherposition bindet. Wer nach eigener Meinung jüdisch ist, aber nicht „als Jude“ schreibt, der muss nicht sagen, ob er Konvertit oder Vaterjude oder Großvaterjude oder erst seit einem Fernsehereignis mit 18 oder nur so im allerweitesten Sinne Jude ist – ob seine Expertise also eine andere ist als die, die man bei der Selbstbezeichnung „Jude“ vermutet. Wer sich aber öffentlich als Jude äußert, besonders im Widerspruch zu gängigen jüdischen Erfahrungen, der muss sich vor Augen halten, was kooperative Leser annehmen und wo man diese Erwartungen ausräumen muss, wenn man nicht täuschen möchte."
https://www.sueddeutsc...
Alternativ bei blendle:
https://blendle.com/i/...
Ich finde das alles sehr merkwürdig. Wir wissen, dass es so was wie menschliche Rassen nicht gibt. Und dann bekommt man mit und durch einen Tropfen jüdischen Blutes so etwas wie eine jüdische Identität und schreibt "Ich bin Jude in Deutschland"? Obwohl man gar nicht in einer jüdischen Kultur aufgewachsen ist? Und keiner wundert sich?
ich stolpere über folgenden Satz: „ ist kein Jude, sondern das, was er häufig verdammte:
Ein Deutscher.“ Seit wann ist Jude sein und Deutscher sein (wieder) etwas was sich gegenseitig ausschließt. Vielleicht einfach bei „kein Jude“ belassen, das sondern ein Deutscher macht mir richtig Bauchschmerzen und ist sicher nicht so gemeint…