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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: "Ich bin der Faschismus". Nein, er wird sagen: "Ich bin der Antifaschismus".
Dieser Satz wird dem italienischen Schriftsteller Ignazio Silone (1900 - 1978) zugeschrieben, obwohl er ihn wahrscheinlich so nicht wörtlich, sondern nur sinngemäß gesagt hat.
Er passt aber erhellend zu dem, was russische Politiker und Kriegsverbrecher für ihre Untertanen im eigenen Land wie für ihre willigen Helfer im Ausland verkünden. Deshalb dokumentieren die BLÄTTER FÜR DEUTSCHE UND INTERNATIONALE POLITIK eine Rede von Dimitri Medwedew, die von Ruth Altenhofer übersetzt worden ist.
Die Ansprache hielt einer der wichtigsten Politiker im Umfeld des Gewaltherrschers im Kreml am zentralen Gedenktag Russlands, am 9. Mai - dem Tag des Sieges über die Nazidiktatur.
Der ehemalige Präsident spielt auch heute keine Nebenrolle, sondern er ist stellvertretender Leiter des Sicherheitsrates der Russischen Föderation und Vorsitzender der Präsidentenpartei „Einiges Russland“, auf deren Website die Rede zuerst erschien.
Sie beginnt verstörrend:
Der historische Irrwitz des 21. Jahrhunderts ist die Rückkehr zu den unmenschlichsten und abscheulichsten Ideologien der Vergangenheit. Vor fast acht Jahrzehnten wurde der Faschismus besiegt. Endgültig und unwiderruflich, wie es damals schien. Seinen Anführern und Unterstützern wurde in Nürnberg der Prozess gemacht. Viele Jahre lang war sogar das Zurschaustellen von Nazisymbolen in den meisten Ländern der Welt gesetzlich verboten, ganz zu schweigen von anderen Symbolen und Ideen des Nationalsozialismus. Das Machtwort sprachen damals die Vereinten Nationen und alle internationalen Organisationen, die im Einklang mit deren Statuten handelten.In diesem neuen Jahrtausend jedoch sehen wir uns gezwungen, gegen die Reinkarnation des Faschismus zu kämpfen, gegen seine Wiederkehr als Zombie, verkörpert durch den abscheulichen und zynischen Urenkel des Nationalsozialismus – das Kiewer Naziregime. Wir leben in einer Welt, die unsere Feinde in blinder Wut auf den Kopf gestellt und gespalten haben und nun in den Flammen des Dritten Weltkriegs vernichten wollen.
Der einflussreiche Alkoholiker versteigt sich zur Behauptung, es existiere eine Kontinuität britisch-amerikanischer Politik von den 1930er Jahren bis in unsere Tage, die auch mit Nazis und Faschisten Russland kleinhalten und verhindern wollen, dass das weite Land in der ihr gemäßen imperialen Größe wachsen kann.
Wie sein Herr und Meister, der Gewaltherrscher im Kreml, benutzt er zahlreiche abstruse Behauptungen aus der Geschichte.
Hier kommt der Faschismus, wie er im 2. Teil dieser Miniserie charakterisiert worden ist, als Antifaschismus daher.
Das Ende ist ernüchternd und erschreckend zugleich:
Um den Neonazismus zu besiegen, müssen heute alle, die sich gegen die Aggression des kollektiven Westens und den faschistischen Revanchismus wenden, ihre Kräfte bündeln. Gemeinsam mit unseren Mitstreitern und Partnern bauen wir eine neue, gerechte und multipolare Weltordnung auf, in der kein Platz ist für Druck und Unterdrückung, für die Bereicherung einzelner Nationen auf Kosten anderer, die Erniedrigung und Ausbeutung ganzer Völker, neokoloniale Machenschaften und kriminelle Geschäfte.
Im Zuge des künftigen „Nürnberg 2.0“ wird man die Gewinne aller westlichen Rüstungskonzerne, Kreditinstitute, Transport- und Logistikunternehmen und einzelner Geschäftsleute zusammenrechnen müssen, die von der Aufzucht der „unabhängigen“ Monster und ihrer wirtschaftlichen Unterstützung profitiert haben und immer noch profitieren. Alle, die direkt oder indirekt an Verbrechen gegen Hunderte von friedlichen Bürgern beteiligt sind, müssen auf die Anklagebank. Alle, an deren prallen Bankkonten Blut und Tränen, zerstörte Häuser und Schicksale, das Grauen und der Schmerz unschuldiger Menschen und die vernichtete Zukunft ganzer Generationen kleben, müssen verurteilt werden. Dann werden endlich alle Urteile vollstreckt, und keiner der Schuldigen wird der gerechten Vergeltung entgehen.
Ich bin überzeugt, dass nach dem Sieg der militärischen Spezialoperation nicht nur den unmittelbaren Tätern – dem Kiewer Regime – ihre gerechte Strafe zukommen wird, sondern auch ihren Auftraggebern, Sponsoren und ideologischen Wegbereitern. Und das wird der endgültige Untergang des verlogenen Wertesystems der angelsächsischen Welt sein.
Nicht aus jeder Rede wird Realität; viele sind nur Verkündungen. Aber wie ist diese Ansprache eines einflussreichen russischen Politikers an hochsymbolischen Ort und Zeit anders zu verstehen als das für den Kreml der Hauptfeind im Westen steht? Obwohl man vieles hierzulande wie in der EU oder den USA kritisieren kann und sollte, alle die glauben, wir sind nicht gemeint, sollten solche Reden bedenken.
Hiermit endet die Miniserie. Der im ersten Teil zentrale Film "Der Garten der Finzi Contini" ist nur noch wenige Tage in der arte Mediathek.
Quelle: Dmitri Medwedew Bild: IMAGO / SNA / Pav... www.blaetter.de
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Das interessante (schlimme?) an der Rede ist, dass große Teile davon ja sogar gut klingen und ... wahr, sofern man den Faschismus und Revanschismus auf zb Russland bezieht (aber eben auch auf das trumpistische Amerika, Brasilien, Korea etc. und Strömungen in europa wie auch zb die afd).
Teile davon klingen sogar passend als Abrechnung über den Kapitalismus...
...
Solche Reden funktionieren - bei den Anhängern (egal wie abstrus sie allen anderen in den Ohren klingen) und bei den "Unwissenden" (wie unsere MitKommentatorin zu Recht anmerkt).
Diese Rede ist nicht nur sehr lang sondern auch inhaltlich verstörend, indem mit der scheinbar plausiblen Verknüpfung von Absprachen und Einflussnahmen namentlich erwähnter Akteure in der Geschichte, das immer und ewigwährende Feindbild einer "angelsächsischen" Welt entlarvt werden soll.
Nun bin ich leider nicht so firm in den geschilderten historischen Einzelheiten und würde auf jeden Fall bei einer Veröffentlichung einer solchen Rede eine Diskussion und Einordnung, wenn nicht sogar einen Faktencheck bezüglich der - im Vortext als abstrus bezeichneten - geschichtlichen Behauptungen sehr begrüßen.
Uneingeordnet besteht die Gefahr, dass diese Erzählung bei vielen Menschen verfängt. (Ich kenne da einige!)