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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Die Behauptung, die NATO-Staaten und ihre Verbündeten seien „die Stimme der internationalen Staatengemeinschaft, die eine regelbasierte Ordnung respektiert“, ist schlicht und einfach unzutreffend. Für Deutschland bedeutet der Krieg in der Ukraine eine „Zeitenwende“ – für den Globalen Süden nicht.
So Giorgio Romano Schutte in einem zornigen Artikel, der aber Haltungen und Positionen etlicher Repräsentanten der nichtwestlichen Welt erklärt.
Der im brasilianischen São Paulo lehrende Professor für Internationale Beziehungen und Wirtschaft listet auf, welche Verbrechen im Namen von Freiheit und Demokratie begangen worden sind. Dabei scheint der Kolonialismus von gestern, der bis heute wirkt, nur kurz auf, aber die Kriege des "weißen Mannes" nach 1991 werden benannt.
Zuweilen ist Schutte dabei monokausal, zuweilen mag er auch vorschnell sein, wenn er von einem Ende des Westens schreibt, aber dennoch benennt er Widersprüche, die hierzulande in den Hauptstrommedien häufig übersehen werden.
So stammt das Titelzitat dieses piqs von keinem Geringeren als von UN-Generalsekretär Antonio Guterres, der nicht einmal von den Übergewinnen des militärisch-industriellen Komplex der USA sprach, die Schutte benennt.
Eine Folge, deren Tragweite noch abzuwägen ist:
Es stärkt im Globalen Süden das Bewusstsein dafür, dass er intensiver kooperieren und seine Prioritäten im Kampf gegen Armut und Hunger oder gegen Klimakrisen (unter denen diese Länder am stärksten zu leiden haben) und auch gegen Pandemien deutlich artikulieren muss.
Europa muss begreifen, dass in den Augen der meisten Entwicklungsländer China in diesem Gesamtkontext ein maßgeblicher Partner ist – und Russland nicht das größte Problem.
Das erklärt auch, warum immer mehr Länder ihr Interesse an einem Beitrag zum BRICS-Verbund und zu seiner Neuen Entwicklungsbank bekunden. Die eurozentrische Welt geht ihrem Ende entgegen, die Vormachtstellung der USA wird infrage gestellt. Diese Entwicklung wird sich auch durch mehr Waffenlieferungen an die Ukraine nicht aufhalten lassen.
Ein Grund, warum Russland nicht so isoliert ist, wie man es hierzulande gern hätte, besteht darin, dass es die russische Außenpolitik versteht,
den Unmut des Globalen Südens für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
Wie das geschieht, darüber soll es im zweiten Teil gehen.
Quelle: Giorgio Romano Schutte www.ipg-journal.de
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Ich habe nicht den Eindruck, dass "der globale Süden" die Sicht hat, er müsse "intensiver kooperieren und seine Prioritäten im Kampf gegen Armut und Hunger oder gegen Klimakrisen" deutlicher artikulieren. Eher geht es doch darum, dass diese Autokraten und Machthaber ihre Macht stabilisieren wollen. Manduro, Castro oder Lula sind/waren immer die Stimmen ihrer selbst. Es geht ihnen m.E. meist nicht um eine regelbasierte Ordnung sondern um ihre Interessen und ihren Machterhalt. Wahrscheinlich ist ihnen eine moralisierende/feministische Außenpolitik völlig unverständlich. Und wenn diese aus dem Westen kommt, da schimmert in der Tat immer die Scheinheiligkeit durch. Man muß es aus Sicht der anderen fast zwangsläufig als Trick einer verdeckten Interessenpolitik interpretieren. Ob es nun so pauschal stimmt oder nicht. Die Entwicklungsgelder wurden trotzdem gern genommen.
Das "Europäische Spitzenpolitiker und Meinungsmacher beweisen, dass sie nicht den Hauch einer Vorstellung haben von den Sichtweisen und Erwartungen der nicht-westlichen Welt" ist m.E. auch nicht besonders neu.
Danke für die Sichtweise! Es zeigt mal wieder deutlich: man sieht nur, was man sehen will.