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Zeit und Geschichte

«The future for me is already a thing of the past.» – Die Masken von Bob Dylan

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
Zum Kurator'innen-Profil
Achim EngelbergDienstag, 18.08.2020
Bekanntlich ist Bob Dylan der einzige Liedermacher, der den Literaturnobelpreis erhielt. Vielleicht ist das so, weil für ihn gilt, was Godard über sein Filmemachen sagte: Es geht nicht darum, politische Lieder zu machen, sondern politisch Lieder. 


So begleitet der Altmeister in seinem gerade begonnenen 80. Lebensjahr die amerikanische Politik und ihre weltweiten Verwicklungen seit weit über einem halben Jahrhundert, nun auch in Zeiten der Pandemie, deren Folgen noch nicht abzusehen sind. Vielleicht erschüttert sie das amerikanische Imperium, weil es seine Defizite und Widersprüche offenlegt, stärker als viele es heute annehmen. So sieht Bob Dylan die Pandemie

als einen Vorläufer von etwas anderem, das auf uns zukomme.

Der Beitrag deutet diesen Ausnahmekünstler im Wechselspiel mit der verborgenen Geschichte der USA, ja, der Welt.

Als 20-Jähriger war er 1961 über den Eichmann-Prozess erschüttert und wahrscheinlich

der Erste, der in seiner Generation 1964 in «With God on Our Side» diesen Riss in der Zivilisation, den sechs­millionen­fachen Mord an den Juden, mark­durchdringend in die populäre Musik eingebracht hat.

Bei allem Überblick nimmt das neue Album, das erste mit neuen Songs seit etlichen Jahren, viel Raum ein. Es erschien bewusst und geplant am Tag der Sklaven-Befreiung in den USA. Nach dem Mord an George Floyd war es ein Datum der überwältigenden Proteste. Letzteres konnte Bob Dylan nicht wissen, aber die zehn Lieder beschäftigen sich bemerkenswert viel mit Macht und Herrschaft.

... nebst der höchsten Macht, dem singenden, Zeiten und Räume umfassenden Ich, und neben dem namenlos bleibenden Somebody kommen die Präsidenten Kennedy und Johnson und Truman vor, verkappt auch Franklin D. Roosevelt, und weiters Cäsar, mehrfach, sowie Hamlets Vater, eines ermordeten Königs Geist. Einer wird vor unseren hörenden Augen perfekt ermordet und ersetzt, der andere ist schon ermordet und liefert den Titel für den ersteren, einer wird zitiert, und einer bewohnte in Key West – wohin alle Wege hier führen – das alternative Little White House. Mit dem Römer schließlich, auf den das Erdolcht­werden auch wartet, identifiziert sich der Singende in «Crossing the Rubicon» und bricht entschlossen zum Kampf gegen den Senat auf.

Nach diesem Text hört man Bob Dylan anders und erfährt so auf poetische Art, wie Geschichte, also geronnene Politik, uns prägt.

«The future for me is already a thing of the past.» – Die Masken von Bob Dylan

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Kommentare 3
  1. Yvonne Franke
    Yvonne Franke · vor 4 Jahren

    "Geronnene Politik" – Danke, Achim! Ich hatte mich noch nicht getraut seine neuen Stücke zu hören. In den letzten Jahren hat es mir zu viele alte Helden und Heldinnen zerballert. Du machst mir Mut.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 4 Jahren

      Ja, sein Spätwerk - für mich mit Ausnahme seiner Sinatra-Interpretationen - ist beeindruckend.
      Beim Republik-Beitrag war für mich vieles erhellend. Wenn es nicht im eigenen Erlebnis- und Erinnerungsraum ist, rutscht doch etliches durch. Dass der Eichmann-Prozeß 1961 epochal war, wusste ich, aber dass Bob Dylan die Shoah als Erster (oder einer der Ersten) in einem Song thematisierte war mir neu.

    2. Yvonne Franke
      Yvonne Franke · vor 4 Jahren

      @Achim Engelberg Wusste ich auch nicht. Und so einiges mehr ebenfalls nicht. Beeindruckender Text. Den hätte man ja fast einem Verlag als neue Dylan-Biographie anbieten können.

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