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Zeit und Geschichte

Stalins James Bond - Richard Sorge, der verratene Meisterspion

Torsten Schubert
Journalist, Autor
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Torsten SchubertFreitag, 27.03.2020

Der Erste Weltkrieg hat Richard Sorge geprägt. Er wurde zum Pazifisten und Kommunisten. In Moskau erhielt der promovierte Jurist seine ideologische Ausbildung. Schließlich schickte ihn die Sowjetunion als Spion zuerst nach China, dann nach Japan. Sorge entpuppte sich als Talent und baute ein effektives Spionagenetzwerk auf. Sein Antrieb war die schnelle Beendigung des Krieges und die weitere Verhinderung der Gräueltaten Hitlers. Für ihn war Stalin das kleinere Übel. So lieferte er ihm die wichtige Information, dass Japan die Sowjetunion nicht angreifen werde, womit Stalin Divisionen von Sibirien an die Front mit Deutschland verlegen und auf diese Weise Hitlers Angriff auf Moskau zurückschlagen konnte. Richard Sorge hingegen kämpfte gegen die Einsamkeit des Spions und verfiel immer mehr dem Alkohol, bis er von den Japaner schließlich enttarnt wurde.

Der Deutschrusse Richard Sorge war eine schillernde Persönlichkeit: Playboy, Trinker, brillanter Analytiker und überzeugter Kommunist. Für Stalin wurde er im Krieg zur Schlüsselfigur, denn die Sowjetunion sah sich nicht nur im Westen durch Deutschland bedroht, sondern ebenso im Osten durch Japan. Mit seiner kriegerischen Expansionsstrategie war Japan eine permanente Bedrohung der UdSSR. Stalin brauchte zuverlässige Agentenmeldungen über den japanischen Kurs. Unter den Augen der japanischen Geheimpolizei baute Richard Sorge einen Spionagering auf. Wochen vor dem Juni 1941 funkte er Informationen über den bevorstehenden Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion nach Moskau. Aber Stalin glaubte ihm nicht und verließ sich auf seinen Pakt mit dem Nazi-Regime. Die in Russland vorrückende Wehrmacht brachte die Rote Armee in Bedrängnis. Sie brauchte Verstärkung aus dem Fernostkommando, was Sibirien zur leichten Beute machen würde. Dann landete der Top-Agent Sorge seinen vielleicht größten Coup: Nach einer Geheimkonferenz, der auch der japanische Kaiser beiwohnte, sickerten die erlösenden Details durch, die Sorge sofort nach Moskau übermittelte: Die Japaner würden in Sibirien nicht angreifen. Durch die Information konnte Stalin 34 Divisionen vom Fernen Osten nach Westen verlegen und die auf Moskau vorpreschende Wehrmacht stoppen. Sorge wurde 1941 in Tokio verhaftet und 1944 hingerichtet. Er sah sich nicht als Spion, sondern als Patriot, der den globalen Krieg in Südostasien und Japans Zerstörung verhindern wollte. Heute wird er in Japan als Kämpfer für den Frieden verehrt.

Die Dokumentation läuft in der Arte-Mediathek noch bis zum 1. April 2020.


Stalins James Bond - Richard Sorge, der verratene Meisterspion

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