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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Das vierte Tor», ihre erste Erzählung, erscheint am 1. September 1945 im «Wiener Kurier», vier Monate nach Kriegsende,
so beginnt der Aufruf von Daniel Graf zum Lesen von Aichinger, die nun 100 Jahre alt geworden wäre. Bereits ihre erste Erzählung gehört zu den Gründungstexten der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur.
Jenes «vierte Tor», von dem der Titel spricht, gehört zum Wiener Zentralfriedhof. Es führt zu dessen jüdischer Abteilung. Deshalb fährt die Tramway, mit der Aichingers Text einsetzt, «so schnell daran vorbei, als hätte sie ein schlechtes Gewissen».
Es ist Shoah-Literatur, bevor der Genozid an den europäischen Juden als zentrales Ereignis der Geschichte anerkannt worden ist.
Erst allmählich enthüllte die Autorin das Autobiographische ihrer perspektivenreichen Werke.
Ilse Aichinger, so berichtet sie Jahrzehnte später in einem Interview, musste zusehen, wie ihre Grossmutter «auf der Schwedenbrücke in Wien» mit einem «Viehwagen» abtransportiert wurde. Von den Ermordungen ihrer Verwandten erfuhr sie erst nach dem Krieg.
Ihr Roman "Die größere Hoffnung" war zunächst ein Misserfolg, später jedoch wurde seine Bedeutung erkannt. Jahrzehnte nach der Erstveröffentlichung im Jahre 1948 charakterisiert die Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger, hier ein älterer piq zu dieser Ausnahmeerscheinung, dessen Eigenart:
Dieser eigentümliche Roman ist sowohl ein krass realistischer wie ein Traumroman und zwar nicht einmal das eine, dann das andere, sondern beides immer zugleich.
Insgesamt legte Ilse Aichinger ein schmales Werk vor, das aber wieder- und neu zu entdecken ist.
In ihm gibt es Szenen, die geschichtliche Erfahrung bewahren, weil sie auch das Unterfutter des Bewusstseins berühren.
Daniel Graf gibt ein Beispiel aus ihrem einzigen Roman:
Sie, die «Halbjüdin», die nicht den «Judenstern» tragen muss, ist im Freundeskreis der Kinder noch die Einzige, die in eine Konditorei darf. Aber in der Wahrnehmung des jugendlichen Mädchens ist das kein Vorteil, im Gegenteil: «Ellen hatte die Kinder mit dem Stern beneidet.» Das ist ein ungeheuerlicher Satz. Und dennoch psychologisch genau, weil das Mädchen sich so nur noch ein weiteres Mal nicht zugehörig fühlt. Also beginnt auch Ellen den Stern zu tragen, vergisst das aber, als sie in die Konditorei tritt, und nun, als sie gedemütigt und des Ladens verwiesen wird, brennt der Stern «wie glühendes Metall durch Kleid und Mantel bis auf die Haut. // Und was sollte sie Georg sagen?»
Im hier empfohlenen Einführungstext wird auch das verknappte, mehrdeutige Spätwerk der 2016 fünfundneunzigjährig verstorbenen Ilse Aichinger vorgestellt und weiterführende Literatur.
Quelle: Daniel Graf www.republik.ch
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danke fürs piq-en, achim. daniel grafs text zu ilse aichinger ist gute prosa, eine angemessene würdigung der autorin. «dover» werde ich auf alle fälle wiederlesen.