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Zeit und Geschichte

Richard C. Schneider: 75 Jahre Israel. Was wird aus der Demokratie?

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
Zum Kurator'innen-Profil
Dirk LiesemerSamstag, 13.05.2023

Einerseits passt dieser piq nur so halb in den Kanal "Zeit und Geschichte". Zwar erzählt der langjährige ARD-Journalist Richard C. Schneider von der Gründung des Staates Israel vor nunmehr 75 Jahren und den darauf folgenden Jahrzehnten, aber ab ungefähr der Mitte seines Textes geht es vorwiegend um aktuelle Entwicklungen.

Andererseits wurde mir beim Lesen klar, dass der Text ziemlich gut in diesen Geschichtskanal passt. Denn Schneider arbeitet präzise heraus, wie sehr die Gegenwart von historischen Konflikten geprägt wird. Diese sind nicht vergangen, erledigt oder gar bewältigt, sondern weiterhin im kulturellen Gedächtnis schwelend präsent.

Schneider geht es um die Frage, um was für eine Art von Demokratie es sich im Falle Israels handelt – und wie sich diese im komplexen Miteinander von Juden und Palästinensern bis jetzt behaupten konnte.

Seit jeher, so seine Beobachtung, liegen sich auch aufgrund der schwierigen Lage vor Ort zwei Elemente über Kreuz: liberal-demokratische Prinzipien versus ethno-nationale Überzeugung. Mal gehe es mehr in die eine, mal mehr in die andere Richtung. Weil beide Pole unvereinbar sind, sieht er auch keine Lösung, sondern schreibt vielmehr von einem unlösbaren Dilemma.

Dass Israel eine pluralistische Gesellschaft werden könnte, in der alle Gruppen gleichgestellt sind, nimmt er deshalb auch nicht an. Es würde das Ende des derzeitigen Israels bedeuten, wofür es keine Mehrheit gebe. Für den Konflikt mit den Palästinensern bedeutet dies, dass er vorerst weitergeht – wobei es darauf ankomme, von welcher Ebene aus man auf diesen Konflikt blicke.

Der in den "Blättern" erschienene Text ist ein Auszug aus seinem neuen Buch "Die Sache mit Israel". Morgen, am 14. Mai 2023, wird Israel 75 Jahre alt.

Richard C. Schneider: 75 Jahre Israel. Was wird aus der Demokratie?

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Kommentare 1
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als ein Jahr

    Aufschlussreicher Artikel.

    Auf der Blätter-Seite sind etliche weitere Beiträge zu Israel freigeschaltet; darunter dieser
    https://www.blaetter.d...

    Interessant, dass auch etliche zum Jahrestag der Nakba erschienen. Hier ein frei zugänglicher, in dem es heißt:

    "Wenn der Holocaust als überragende Ursache der Gründung Israels betrachtet wird, wie es in Deutschland üblich ist, wäre die Nakba doch Teil einer gemeinsamen Geschichte, der Geschichte des europäischen Antisemitismus. Doch so sehen es nur wenige. Nach der vorherrschenden Erzählweise sollen die 200 000 Palästinenser und Palästinenserinnen in Deutschland ihr Schicksal vom Holocaust ausgehend als unvermeidliche Folge des größeren Leids anderer betrachten. Tun sie das nicht, wird die rote Karte gezeigt: Antisemitismus!
    ...
    Wie literarische Zeugnisse beweisen, war manchen jüdischen Beteiligten 1948 durchaus bewusst, wie ethisch prekär die Staatsgründung verlief; es wurden sogar Analogien zum Holocaust gezogen. Und vereinzelt weigerten sich Überlebende, nach ihrer Ankunft aus Europa in Häuser zu ziehen, wo die Teller jener anderen Geflohenen noch auf dem Tisch standen."

    https://geschichtederg...

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